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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise
Autoren: Manfred Rebhandl
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einen gewissen Ronald von Hagen lautet.“
    „Hast du alles eingepackt und mitgenommen, auch den Lieferschein und die Zeichnungen?“
    „Ja. Ich bin ja Bulle! Das sah aus wie der Tatort eines Verbrechens!“
    „Gut, Mann! Bei Gelegenheit reden wir darüber.“
    Denn das hörte sich alles nach einer verdammt interessanten Geschichte an, wie ich fand, und ich baute auch sofort ein paar Zusammenhänge auf, zog Schlüsse, kombinierte, brachte die Brücke auf der Zeichnung mit der Donau in Verbindung und die Donau mit Bratislava, das dürre Strichmädchen mit Maxi und den Lieferschein mit dem fetten Mongo, der dann also Geschäftspartner des Arztes war und vielleicht deswegen seine Honorare bei Ku nicht zahlen konnte, weil sie zu wenig von dem Zeug verkauften? Und bald hatte ich im Kopf halbwegs zusammen, wie das alles gewesen sein könnte, aber du lieber Himmel, sollte ich ihm jetzt, wo er so besoffen war und ich mir extra die engen Jeans angezogen hatte, um eine junge Couch-Queen zu treffen, die Lösung eines Mordfalls auftischen?
    First things first!
    Ich sagte also: „Klingt alles verdammt interessant, was du mir da erzählst, Gutti, aber könntest du vielleicht auch mal was für mich tun und mir aus dem Zulassungsverzeichnis den Besitzer eines weißen Renault Rapid ausfindig machen, husch-husch.“
    Mir ging es nämlich ähnlich wie Kubelka – ich hatte es auch langsam satt, immer nur zu geben und nie zu nehmen.
    Ich hörte Guttmann nach Kainz rufen, an den er den Auftrag weitergab, und dann hörte ich ihn „He, Biene Mayr! Komm rüber zu mir!“ schreien, bevor er mir ins Ohr brüllte: „Scheiße, Rock, heute ficke ich sie!“
    Auf einer Weihnachtsfeier war es wichtig, dass man Ziele hatte, und zu Weihnachten durfte man sich ja was wünschen.
    Aber dann kam sie scheinbar wirklich zu ihm rüber, und ich konnte fast hören, wie er sich vor Angst in die Hose schiss, er schrie: „Scheiße, Rock, sie kommt wirklich, was soll ich denn jetzt tun?“
    Ich sagte: „Nimm auf jeden Fall einen Gummi!“
    Ungewollte Schwangerschaften sind nämlich der Höhepunkt jeder Weihnachtsfeier, und Anfang, Mitte September ist die Welt dann immer um ein paar Spezialexemplare reicher.
    Gewollte Schwangerschaften um diese Zeit des Jahres waren eher die Ausnahme, aber die Biene war da eine Ausnahme, wie ich wusste, und das machte sie für Gutti so gefährlich.
    Also Obacht, Gutti!
    Sonst lief in neun Monaten vielleicht ein kleiner, labiler Kerl durch die Welt, der sich dann später irgendwann mal Mutterliebe, Muttertriebe ! im Pornokino anschaute, so wie der Papa!
    ***
    Der Zulassungsbesitzer des weißen Renault, in den der riesige Flachbildschirm vor der Villa der von Hagens verschwunden war, hieß Marcel Neswatschil, wohnte jenseits der Donau in Floridsdorf, und wenn nicht alles ganz blöd lief, dann war das einer der Söhne der Haushälterin Bertha, die dann vermutlich auch Neswatschil hieß, und jetzt war ich schon sehr gespannt, wie die Tochter hieß.
    Ich querte die Donau und fand schnell die Siedlung, die auf einem großen Feld stand, aber ich fand das Haus nicht sofort, das in der Siedlung stand, weil alle gleich ausschauten.
    Ich verlief mich ein paar Mal, stemmte mich gegen den Wind, die Schneeflocken, die schlechte Laune.
    Hunde streunten herum, halbstarke Glatzköpfe in viel zu engen Jeans bauten sich vor mir auf und wollten gefährlich wirken, aber es war ihnen zu kalt in den Pfötchen, als dass sie damit wirklich auf mich eindreschen wollten.
    Ich entschärfte die Situation und sagte: „Nehmt doch mal Zettel und Bleistift in die Hand und schreibt auf, was euch an der Welt und den Ausländern nicht gefällt. Und dann seht euch mal im Spiegel an und schreibt auf, was euch an euren Pickeln gefällt.“
    Dem einen ging hinten ein „Pft“ raus, wegen dem vielen Dosenbier, das sie den ganzen Tag lang soffen, sonst passierte nichts.
    Weil ich ein guter Mensch war, wollte ich ihnen aber einmal das Hochgefühl geben, das man hat, wenn man gebraucht wird, ich sagte also: „He! Vielleicht wisst ihr Idioten ja, wo hier eine wirklich heiße Braut wohnt, die mit Nachnamen Neswatschil heißt?“
    Das hätte eigentlich ein Scherz werden sollen, denn hier wohnten geschätzte 20 000 Leute in geschätzten 5000 Wohnungen. Aber die Arschgesichter deuteten zielsicher auf den Wohnblock ganz hinten in der Gasse, und der eine sagte: „4. Stiege, 15. Stock, Tür 97. Schaut echt Bombe aus.“
    Sie hatte also Starpotenzial, zumindest im
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