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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise
Autoren: Manfred Rebhandl
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legen und ein bisschen wärmen, so kalt war mir schon wieder.
    Bertha beschwerte sich, dass sie noch zwei Tage dort in der Villa der von Hagens herumgelegen war, weil ich ihr die Hände – wie es international üblich war! – hinten gefesselt hatte und sie wegen einem eingeklemmten Ischias-Nerv nicht mehr hochgekommen war, während die süße Olga sie nie im Leben entdeckt hätte, weil die ja von Geburt an russische Fleischesserin ist und den Salat im Kühlschrank verschmähte.
    „Erst als der umsichtige junge Biogemüse-Lieferant endlich wieder mal auftauchte mit seiner Wochenladung, konnte der mich aus meiner misslichen Lage befreien, weil der auch beim Fenster hereinschaute, als niemand aufmachte, Gemüse verdirbt ja so schnell, drum wollte er es nicht draußen herumstehen lassen, also hat er dann die ganzen Karotten an mich verfüttert, sonst wäre ich noch verhungert, wollen Sie mit uns essen?“
    Ich sagte: „Aber keine Karotten bitte!“
    Sie schrie: „Um Gottes willen!“
    Im Wohnzimmer ging die Bescherung dann weiter, dort sah ich nämlich Olga auf der Couch sitzen, was eine wirkliche Überraschung war, zusammen mit Foxy blätterte sie in „Donald bei den Fieselschweifs“, sie kicherten beide und sagten gleichzeitig „Pardauz“, als sie mich sahen und synchron die Beine übereinanderschlugen.
    Mit den richtigen Lehrbüchern konnte man heute schnell eine neue Sprache lernen.
    Ich fragte Bertha: „Was macht denn die hier?“
    Sie fragte zu Recht: „Soll sie alleine dort schlafen?“
    Jetzt, wo keiner mehr von denen lebte!
    Die zwei Jungs, die mir bekannt vorkamen, saßen klassisch in Unterhemd über Bierbauch da, von ihnen ging der strenge Geruch aus, das war mir sofort klar. Sie hatten ihre Dosis Frischluft erhalten, als sie den Fernseher geholt hatten, das sollte es für den Rest des Winters gewesen sein, mehr wollten sie nicht. Dafür verlangte es sie nach Zigaretten wie den Jogger nach Frischluft, wo unter den ganzen Stummeln der Aschenbecher war, das konnte man nicht mehr erkennen.
    Die zwei fetten Schwestern schließlich hießen Denise und Jacqueline, und sie waren sehr blond. Sie saßen auf der Couch an der anderen Wand, und dass sie sich die Couch teilten, das konnte man nicht sagen. Vielmehr quälten sie die Couch mit ihren Kilos. Auch einzeln würden sie mittlerweile nicht mehr in den Lift hineinpassen, also waren sie vermutlich seit vielen Jahren nicht mehr draußen gewesen, dabei hätten sie mit ihren blonden Haaren dort unten im Gemeindebauhof richtig Geld verdienen können, für einen Blowjob hätten ihnen die Nazijungs sicher zwei Euro fuffzig gezahlt, und wenn sie mal richtig rangedurft hätten, vielleicht sogar vier. Da wäre dann bald eine eigene Wohnung drin gewesen, aber das war offenbar nicht ihr Ziel.
    Der gestohlene Fernseher an der Wand schließlich machte das kleine Glück perfekt. Die Jungs hätten das Riesenteil links und rechts ein bisschen absägen müssen, damit es hier hereinpasste, aber das wollten sie nicht, also hing es hochkant an der Wand.
    So saßen sie jetzt alle davor und hielten wie eine Ansammlung richtiger Idioten den Kopf schief und schaufelten Food in sich hinein, hier wurde noch gegessen, was auf den Tisch kam, und auf den Tisch kam alles, was beim Lidl billig und fettig war und Erdnussflocken, Chips, Burger und Süßigkeiten hieß, es war einfach herrlich!
    Ich hatte ja selbst schon ein bisschen die Sicherheit verloren, was und wie viel wovon man noch essen durfte, um als normaler Mensch durchzugehen, also schlug ich jetzt kräftig zu, machte mir die Finger und den Mund fett, und dann fragte ich Bertha mit Blick auf die zwei niedlichen Kolosse, die nicht vom Zirkusdirektor abstammten und von denen ich ja nicht wusste, wie sie vor einer Woche ausgesehen hatten: „Wie läuft’s denn mit der Diät? Hat es geklappt mit den Fläschchen?“
    Sie sagte: „Ja, in die Hose! Die zwei Süßen da haben sich drei Tage lang angeschissen, und ich durfte das Klo sauber machen und ihre kleinen Höschen waschen, ich weiß wirklich nicht, was der Herr Doktor da zusammengemischt hat, es war die Hölle, ich kann das Klo nicht mehr sehen!“
    Übereinstimmend nickten die beiden Jungs: „Wir auch nicht!“
    Nachdem wir ein paar Mal kräftig gerülpst hatten, steuerte ich ein wenig Gras zum Nachtisch bei, Marcel schleppte billigen Fusel herbei, und Kevin drehte den Fernseher lauter. Dann schauten wir mit verrenkten Köpfen, wie im Fernsehen gekocht wurde, bis endlich einer
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