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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise
Autoren: Manfred Rebhandl
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Lebensmitte aufgenommen hätte, wobei: Nichts gegen sinnlos verbrachte Winterabende in einem Tabledance-Laden! Die Hütte musste nur halbwegs um die Ecke liegen und die Mädels dort sollten es wert sein, dass man wegen ihnen das Bett verließ, das war alles, was ich von einer Nacktbar erwartete, ich fragte also: „Worum geht’s denn?“
    „Um Folgendes: Der Besitzer, ein gewisser Ronnie von Hagen, liegt seit vielen Jahren bei mir auf der Couch, weil seine verdammte Mutter ihm das Leben zerstört hat und er seinen Arsch nicht mehr hochkriegt.“
    Ich sagte: „Du lieber Himmel!“
    „Jedenfalls hat er mir neulich erzählt, dass seine dreizehnjährige Nichte verschwunden ist, weiß der Teufel wohin, aber sie ist seit ein paar Tagen einfach nicht mehr nach Hause gekommen. Normalerweise hör ich ja nicht so genau hin, wenn diese kranken Spinner mich volllabern mit dem ganzen Scheiß, der ihnen ihr Leben zerstört hat, aber in diesem speziellen Fall klingelte es bei mir und ich dachte: Das wäre doch vielleicht ein schöner Job für meinen Freund Rock, wo doch die Zeiten so hart sind, dass wir alle in der Seele krank werden, wobei ich sagen muss, dass die Zeiten für die Griechen vielleicht noch ein wenig härter sind als für mich zum Beispiel, aber die kennen dafür keinen Winter, also was sagst du?“
    Ich sagte: „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut.“
    Dann lachten wir beide, bis uns der Bauch wehtat, und dann wollte ich schnell wieder die Schlafmütze aufsetzen, denn was sein Jobangebot betraf, musste ich ihm leider sagen: Es war gut gemeint, aber nicht gut genug.
    So kurz vor Weihnachten wollte ich um keinen Preis einen Job, ich war nämlich ein überzeugter Freund der Winterarbeitslosigkeit, darum blieb ich ja lieber zuhause in meiner kleinen Welt, wenn es sich nur irgendwie einrichten ließ, und mied alles, was sich auch nur im Entferntesten nach Arbeit anhörte oder noch schlimmer: nach Problemen. Und in diesem Fall brauchte ich nicht einmal meine ganze Lebens- und Berufserfahrung in Dirty Willi’s Swedish Pornhouse, um mir in den buntesten Farben auszumalen, was ein angeschlagener Tabeldancebar-Besitzer für Probleme in meinem Leben anrichten konnte, sobald ich mich dazu hinreißen ließ, seine Nichte zu suchen.
    Aber leider siegte dann mein insgesamt großes Interesse an der Gestörtheit meiner Mitmenschen über meine überwältigende Schläfrigkeit, und ich fragte, was denn genau mit diesem Idioten Ronnie nicht stimmte, und Ku sagte: „Die Kurzversion lautet wie immer: schwierige Kindheit.“
    „Und die lange?“
    Das hätte ich vielleicht nicht fragen sollen, denn jetzt fing er richtig an zu erzählen: „Also pass auf: Ronald von Hagen aka Rockin’ Ronnie kommt eigentlich aus sogenanntem guten Haus, wo man eher Geige lernt als Schlagzeug und wo man sonntagvormittags in die Kirche geht und nicht ins Pornokino, so wie es sich eigentlich gehört. Seine Mutter war in den 60er-Jahren so etwas wie ein heimischer Ballettstar, Gitti von Hagen, der Name sagt dir vielleicht was?“
    „Himmel, nein!“
    „Ein paar Auftritte an der Volksoper, ein paar Titelblätter und Kalenderfotos, keine Weltkarriere, aber auch nicht nichts. Sie wurde schwanger und wünschte sich als erstes Kind natürlich Top-Ware, sprich: ein süßes Mädchen, das Ballett tanzen konnte. In diesem speziellen Fall kriegte sie aber nur den Ausschuss, nämlich Ronald. Er wog bei der Geburt schon über sechs Kilo, und da war es auch bei Mutti vorbei mit Size Zero und rosa Tutu, so viel verdammtes Fett war ihr nach der Schwangerschaft an die Hüften getackert, dass sie die Pfunde dann später nicht mehr runterkriegte.“
    Ich sagte: „Same old story.“
    „Dafür hätte sie den kleinen Ronald am liebsten in den Kübel geschmissen, so sehr hasste sie ihn. Aber sie hatte irgendwie auch ein starkes Triebleben, und weil ihr Mann sie mit dem ganzen Fett an ihrem Arsch nicht mehr anschaute und nicht mehr anfasste, musste halt der Wonneproppen einspringen.“
    Ich fragte: „Wie?“
    „Sie zog ihm rosa Ballettsachen an und zwang ihn in dieser Aufmachung an ihre Brust, bis er, was weiß ich, zwölf oder dreizehn Jahre alt war, irgendwas gefiel ihr halt daran. Weil der Alte ihre Dinger nicht mehr leckte und saugte, zwang sie Ronnie, den Job zu erledigen, es machte sie geil, und um nichts anderes ging es dabei, denn ein Dreizehnjähriger hätte ja auch schon Chips und Burger essen können …“
    „Oder die feurige Bohnensuppe von
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