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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise
Autoren: Manfred Rebhandl
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genau?“
    Wie er mir brühwarm in bestem Bratislaver Deutsch erzählte, war er gerade mit einem gestohlenen Sattelschlepper der Marke Magirus Deutz im Dienste der Firma Sprudel und bemalt mit einen roten Weihnachtsmann in einer Lagerhalle unweit von Wien angekommen, was nun zumindest meine Augen auf die Plus-Liste beförderte, denn wie sich herausstellte, hatte ich ihn tatsächlich kurz vorher am Gürtel überholt, ich sagte: „Ich hab dich heute schon gesehen, weißt du das?“
    Er freute sich darüber und erzählte mir, dass er ab 12 Uhr in der Villa des Arztes gewesen war und dort die Fläschchen in den Tieflader geräumt hatte, was ungefähr bis 15 Uhr gedauert hatte.
    Ich dachte: Drei Stunden? Du meine Güte, dann waren das eine ganze Menge Fläschchen, und der Herr Doktor hatte wirklich Großes vorgehabt, scheinbar eine radikale Verschlankung der gesamten Menschheit. Dafür musste man ihn fast bewundern, und weil Lovegod ja dieses enorme Gewichtsproblem hatte, freute er sich jetzt besonders darüber, sodass er mir danken wollte, und ich freute mich von ganzem Herzen mit ihm.
    Falls er es schaffte, das Zeug unentdeckt nach Bratislava zu bringen, dann könnte er richtig abnehmen, und mit dem Erlös aus dem Verkauf könnte er wie vereinbart eine vorzeitige Entlassung von Happiness erwirken, ich schöpfte also endlich wieder Hoffnung und fragte: „Wie bist du denn auf dieses Lager gekommen?“
    Er sagte: „Well, als ich schon dachte, das war’s in der Scheiß-Villa, da fand ich dort neben ein bisschen Bargeld und ein paar richtig geilen Fotos von einer kleinen süßen sexy Maus im Ballettkostüm auch noch einen Lieferschein in seiner Lade, der mich zu dieser Adresse führte, an der ich jetzt gerade bin.“
    Und das Spannende daran war scheinbar: „This place is full of shit, man!“
    Ich fragte ihn, welche Art von shit er denn meinte.
    Wenn man mit einem staatlich beeideten Drogendealer telefonierte, dann war das immerhin eine berechtigte Frage. Wie sich herausstellte, meinte er aber nicht das Zeug zum Rauchen, sondern das andere, das richtige, das normalerweise beim Scheißen hinten herauskommt.
    Und so begann mich die Sache dann langsam doch noch ein bisschen zu interessieren, und ich sah mich plötzlich nicht mehr im Bett liegen, wie es für die nahe Zukunft eigentlich der Plan gewesen war, denn die Sache stank, wie man so schön sagt. Als er mir dann noch erzählte, dass dieses Lager keine zehn Meter von der Donau entfernt lag, nahe Fischamend, musste ich ihn fragen: „Do you see a heavy table there?“
    Er sagte: „Yes!“
    „Mit Handschellen dran, aber nur einer?“
    Er war richtig überrascht, dass ich das alles wusste, und plötzlich hielt er mich für so eine Art Zauberer, aber ich brauchte jetzt nur die Augen zu schließen und sah dasselbe, was Ku gesehen hatte, als er die Augen zugemacht hatte, und das sogar ohne Spezialtee von Lemmy.
    Lovegod stand der Mund weit offen vor Bewunderung, das konnte ich jetzt auch sehen, und der Respekt vor mir und unserer überlegenen westlichen Kultur war überwältigend. Mit Bling Bling und fetten Autos kriegte man diese Kerle dazu, alles für einen zu tun, aber mit alter Hexenmeisterei kriegte man sie dazu, dass sie auf die Knie fielen und einen anbeteten.
    Ich nutzte also das erfreuliche Gespräch, um ihm Beine wegen Happiness zu machen. Schon heute Abend sollten er und seine Dealer-Jungs die Fläschchen unter die Leute bringen, sich an die Fettärschigen auf den Barhockern in Bratislava heranmachen und ihnen den Saft hinstellen, heilige Scheiße, was das für Bratislavas Disco-Putzfrauen-Brigaden bedeuten würde, wenn es bei den ganzen Cherry-Cherry-Ladys nach dem Tanzen losging, das wollte ich mir gerade nicht in allen Einzelheiten ausmalen, aber wie gesagt: „Zwei Euro pro Stück!“
    Und sobald er genug Euronen eingesammelt hatte, sollte er damit in den Frauenknast fahren und mir mein Herzliebchen bei dieser Karmilla auslösen, ich sagte: „Don’t forget the deal!“
    „Yo, man!“
    „Und lass bitte noch ein bisschen was übrig für einen Freund von mir, der auch viel zu fett ist, aber aus anderen Gründen als du, er ist nämlich labil und fühlt sich ungeliebt. Ich schick ihn vorbei.“
    Lovegod sagte: „What the fuck!“
    Und dann fragte er noch, ob er die Harley auch mitnehmen dürfte, die dort in der Lagerhalle herumstand, und ich sagte: „Nimm doch mit, was du tragen kannst!“
    Und erst, nachdem ich aufgelegt hatte, fragte ich mich, wem die
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