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Du lebst, solange ich es will

Du lebst, solange ich es will

Titel: Du lebst, solange ich es will
Autoren: April Henry
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Autos auf der ganzen Straße. In diesem Stadtteil gibt es fast nur Fabriken, leere Parkplätze und gewaltige Lagerhallen, und nachts ist hier nicht viel los. Ich halte mich leicht rechts, hebe den linken Arm und winke dem anderen Fahrer zu, er soll vorbeifahren.
    Doch er tut es nicht.
    12 km/h über der Geschwindigkeitsbegrenzung. 15.
    Jetzt kann ich die Scheinwerfer noch nicht mal mehr sehen, wenn ich den Kopf hebe. Ich erkenne nur die Umrisse des Fahrers. Wahrscheinlich ein Mann.
    WUMMS! Plötzlich werde ich nach vorne geschleudert. Im Auto rieselt es abgestandenen Staub. Ich spüre einen Schmerz auf meinem Gesicht. Ein großer weißer Ballon breitet sich auf meinem Schoß aus. Es ist der Airbag. Erst da begreife ich, dass der andere Fahrer ungebremst auf mich draufgefahren ist. Auf Gabys Auto. Verdammte Scheiße! Meine Hände zittern, ich fahre an den Straßenrand und halte an.
    Auch wenn ich nicht daran schuld war, es ist Gabys Auto. Wie schlimm ist es? Wie viel Ärger werden wir bekommen? Sie mit ihren Eltern und ich mit der Polizei?
    Ich blicke in den Rückspiegel. Ein Mann mit Baseballkappe und schwarzer Jacke steigt aus. Er bückt sich und mustert das Heck vom Mini und die Front von seinem Auto. Ich will es lieber gar nicht erst sehen.
    Ich öffne gerade die Tür, als er sagt: »Alles in Ordnung, Miss?«
    Plötzlich erstarre ich innerlich.
    Ich weiß, wer es ist.
    Ich weiß, was er will.
    Die Polizei hat mich immer wieder nach der Stimme des Anrufers gefragt, der an dem Abend die Pizzas bestellt hat. Sie hat mich so oft gefragt, dass jegliche Erinnerung daran ausgelöscht wurde.
    Bis jetzt.
    Ich bin nur drei Meter von dem Mann entfernt, der angerufen und gefragt hat, ob Gaby die Pizzas ausfährt. Der Mann, der Kayla wirklich umgebracht hat, auch wenn die Bullen anderer Meinung sind. Und jetzt denkt er, er hat Gaby.
    Doch er hat mich.

 
Der vierzehnte Tag
„JOHN ROBERTSON"
    Ich habe gerade das Modell für den Freizeitpark abgegeben und bin auf dem Rückweg, als ich den schwarzen Mini Cooper vor mir entdecke. Auf dem Dach leuchtet ein rot-weißes Schild. Darauf steht »Pete’s Pizza«.
    Etwas in meiner Brust breitet seine Schwingen aus. Gaby wird mir auf dem Silbertablett angeboten. Wie kann ich dazu Nein sagen?
    Ich beschleunige, bis ich an ihrer Stoßstange klebe. Sie hebt die linke Hand und will mich vorbeiwinken. Ich fahre noch dichter auf. So nah, dass sich unsere Stoßstangen küssen könnten. Gabys Augen blitzen im Rückspiegel auf, als ihr klar wird, dass ich sie nicht in Ruhe lassen werde.
    Aber wie bringe ich sie dazu, auszusteigen? Ich kann nicht riskieren, dass sie schreit, die Türen verriegelt und zum Handy greift. Und meine Waffe habe ich zu Hause gelassen.
    Dann erinnere ich mich an eine Fabel, die mir meine Mutter immer vorgelesen hat. Darin streiten sich die Sonne und der Wind, wer stärker ist. Sie sehen einen Mann mit einem Mantel und sagen, derjenige, der den Mann dazu bringt, den Mantel auszuziehen, ist der Stärkere. Der Wind versucht den Mantel wegzublasen, doch der Mann zurrt den Mantel nur fester um sich. Dann scheint die Sonne immer heißer und der Mann zieht ganz von allein seinen Mantel aus.
    Ich muss Gaby dazu bringen, dass sie aus dem Auto aussteigen will. Ihr geliebtes Auto, das immer wie frisch poliert aussieht, keinerlei Dellen und Kratzer hat.
    Ich beiße mir auf die Unterlippe und drücke das Gaspedal noch ein wenig mehr nach unten. Bis unsere Stoßstangen sich wirklich berühren.
    Ich steige aus und spüre, wie mein Herzschlag sich beschleunigt. Ich brauche einen neuen Airbag und werde die Delle aus der Stoßstange machen lassen müssen, aber das ist im Moment egal. Jetzt zählt nur, dass ich sie in die Finger bekomme.
    Sie lässt sich Zeit mit dem Aussteigen. Ich habe sie nur ganz leicht gerammt, oder? Ich kann sie nicht verletzt haben. Wir sind die Einzigen weit und breit auf der Straße. Nur Gaby kann mich hören.
    Also rufe ich sie.
    Doch als die Person mit dem Poloshirt und der Baseballkappe zusammenzuckt, wird mir klar, dass es nicht Gaby ist. Es ist einer der Jungen, die in der Pizzeria arbeiten, der aber Gabys Auto fährt.
    Ich muss zusehen, dass ich hier wegkomme. Abstand gewinne zu dem Jungen, bevor er darüber nachdenken kann, was gerade passiert ist. Bevor er sich mein Nummernschild merken kann. Bevor ihm klar wird, dass ich es eigentlich auf Gaby abgesehen hatte.
    Bevor er auf die Idee kommen könnte, dass Kayla noch am Leben ist.
    Bevor das passiert, muss
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