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Du lebst, solange ich es will

Du lebst, solange ich es will

Titel: Du lebst, solange ich es will
Autoren: April Henry
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Kayla endgültig sterben.

Der vierzehnte Tag
GABY
    Als das Handy in meiner Tasche klingelt, zucke ich zusammen. Miguel dreht sich zu mir um und starrt mich an. Ich sehe nach, wer es ist. Es ist Drew, also gehe ich nach hinten, um ungestört reden zu können.
    »Gaby, es war nicht Cody, der Kayla entführt hat.« Er verhaspelt sich fast, so schnell redet er. »Der Typ, der es wirklich getan hat - ich folge ihm gerade.«
    »Was?«
    »Ich war auf dem Rückweg drüben im - ähm - Industriegebiet und dieser Typ ist mir - ähm - aufgefahren, ganz dicht. Er wollte nicht überholen.« Die Redepausen lassen vermuten, dass Drew gerade fährt, während er mit mir telefoniert. »Und dann ist er auf mich draufgefahren.«
    »Was? Er hat das Auto gerammt? Bist du verletzt? Ist das Auto kaputt?«
    »Mir geht’s gut und das Auto hat sicher etwas abbekommen, aber das ist gerade nicht so wichtig. Gaby, er dachte, dass du es bist. Ich habe die Baseballkappe von der Pizzeria auf und fahre dein Auto. Er hat mich von hinten gerammt, kam dann auf mich zu und tat, als würde er sich Sorgen machen. Und dann redete er mich mit >Miss< an. In dem Moment wusste ich es.«
    Mir wird schlecht. »Oh mein Gott. Was hast du gemacht?«
    »Nachdem er seinen Fehler erkannt hat, ist er sofort zurück zum Auto. Und jetzt folge ich ihm.«
    »Was? Nein!« Ich halte die Hand hoch, als könnte Drew mich sehen. »Das könnte gefährlich sein. Merk dir einfach sein Kennzeichen und ruf die Polizei an.«
    »Und dann? Du hast Thayer doch gehört. Sie wollen kein Wort mehr darüber hören, dass wir denken, es war nicht Cody. Aber er war es nicht! Und wenn das stimmt - dann könnte Kayla noch leben.«
    »Weiß er, dass du ihm folgst?«
    »Ich glaube nicht. Es hat etwas gedauert, bis ich mich entschieden hatte, was ich tun soll. Ich bin ihm also nicht gleich hinterhergefahren. Zwischen uns ist ein Auto und ich lasse mich weit zurückfallen. Seine Rücklichter sind ungewöhnlich, also sehe ich, wenn er abbiegt.«
    Ich gehe schnell in den Pausenraum. In einem der Fächer finde ich Autoschlüssel. »Ich komme zu dir.«
    »Was?«
    Erst als die Hintertür hinter mir zufällt, erkläre ich Drew den Rest: »Ich nehme Miguels Auto. Warte mal kurz.« Ich sperre das Auto auf, werfe das Handy auf den Beifahrersitz, steige ein und stecke den Schlüssel ins Zündschloss. Ich parke gerade rückwärts aus, als Miguel aus dem Hintereingang gerannt kommt. Schnell schalte ich in den ersten Gang und weiche ihm aus. Er schreit, versucht den Türgriff zu packen, schafft es jedoch nicht.
    Miguel ist um einiges größer als ich. Nachdem ich vom Parkplatz gefahren bin, stelle ich den Rückspiegel richtig ein. Aber ich weiß nicht, wie man den Sitz höher macht, daher rutsche ich ganz nach vorne an die Kante. An einer Ampel schnalle ich mich an, dann nehme ich das Handy und frage Drew, wo ich hinfahren muss. Sobald die Ampel auf Grün schaltet, schlängle ich mich um andere Autos herum und fahre so schnell, wie ich mir zutraue. Auch wenn ich angeschnallt bin, würden meine Eltern total ausrasten, würden sie mich jetzt so sehen.
    Während ich Drews Wegbeschreibung folge, denke ich darüber nach, was passiert wäre, wenn ich die Pizzas ausgefahren hätte. Mein Auto könnte jetzt irgendwo fahrerlos herumstehen. Noch ein leeres Auto, noch ein vermisstes Mädchen.
    »Er wird langsamer«, sagt Drew.
    »Pass auf, dass er dich nicht sieht.«
    »Ich habe die Scheinwerfer ausgestellt, als wir abgebogen sind.«
    »Ist das nicht zu gefährlich?«
    »Fragt ein Mädchen, das in einen Fluss gesprungen ist und gerade Miguels Auto gestohlen hat?« Drew schnauft und lacht nervös. Dann ändert sich seine Stimme: »Er hält an. Ich fahre rechts ran.«
    Danach entsteht eine Pause. Ich überhole ein langsames Auto und drücke dann weiter aufs Gas. Jetzt bin ich irgendwo mitten im Niemandsland. Hier gibt es keine Straßenbeleuchtung und nur noch vereinzelt Häuser.
    Ich kneife die Augen zusammen und suche in der Dunkelheit nach dem Mini. »Eigentlich müsste ich schon irgendwo in der Nähe sein«, sage ich.
    »Gut, denn er steigt jetzt aus und geht in ein Haus.«
    »Weiß er, dass du da bist?«
    »Glaube nicht. Ich parke ungefähr ein Fußballfeld weit entfernt und zwischen uns stehen ein paar Bäume.«
    Eine Minute später halte ich hinter dem Mini auf dem Schotterstreifen. Die Beule an der hinteren Stoßstange nehme ich kaum wahr. Drew deutet stumm durch die Bäume auf ein massives, altes Bauernhaus, dessen
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