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DS041 - Der schreckliche Mullah

DS041 - Der schreckliche Mullah

Titel: DS041 - Der schreckliche Mullah
Autoren: Kenneth Robeson
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schien die neue Öffnung zu wittern, und segelte hastig hinaus.
    Wieder beugte sich der knochige Mann über Hadim. Er stellte fest, daß dieser tot war, und hob das Messer auf. Kritisch kniff er das Auge zusammen, auf dem er nicht blind war.
    »Tananesische Arbeit«, sagte er laut vor sich hin. »Spätes sechzehntes Jahrhundert ...«
    Er dachte nach, zog die Brille mit der Lupe aus der Tasche, steckte die Pistole in die Halfter und besah sich noch einmal das Messer.
    »Verkehrt«, konstatierte er. »Tananesische Arbeit, aber nicht sechzehntes Jahrhundert, sondern eine geschickte Nachahmung. Bemerkenswert ...«
    Er betrachtete die Wand, die Hadim mit dem Messer zerkratzt hatte. Sein Interesse wurde größer, er duckte sich und studierte die Rillen und Kerben. In diesem Augenblick kam weiter unten am Korridor der Lift zum Stehen, die Tür glitt zurück, Schritte waren zu hören. Der magere Mann achtete nicht darauf. Er ahnte, wer da kam.
    »Du Unfall der Natur!« sagte eine hochmütige Stimme. »Du bist eine Beleidigung für die Menschheit! Wie oft bist du schon mit diesem Lift gefahren? Und ausgerechnet heute willst du in der vierzigsten Etage aussteigen und den Rest zu Fuß marschieren, um dir ein bißchen Bewegung zu verschaffen! Und mir wolltest du sie ebenfalls verschaffen! Wenn das nicht die Ausgeburt eines kranken Gehirns ist ...«
    »Du wirst träge«, entgegnete eine hohe Stimme. »Ich will meine Muskeln trainieren, damit sie nicht erschlaffen, so was könnte dir nicht passieren. Du müßtest dir erst mal Muskeln erarbeiten! Außerdem hast du keinen Grund, dich zu beschweren, du bist ja nicht ausgestiegen. Ich bin übrigens auch nicht ausgestiegen, aber das hast du vermutlich gemerkt, obwohl du im allgemeinen nicht viel merkst.«
    Die beiden Sprecher bogen um die Ecke und entdeckten den Mann mit der Gummischürze; der blickte zu ihnen auf und nickte ihnen beiläufig zu. Der Mensch mit der hochmütigen Stimme war mittelgroß und drahtig, hatte dunkle Haare, eine hohe Stirn, war mit vollendeter Eleganz gekleidet und trug einen schwarzen Spazierstock unter dem Arm. Sein Begleiter war ein wenig kleiner und so breit wie hoch. Seine Arme waren sehr lang, und Kopf und Handrücken waren mit roten Haaren bedeckt, die an rostige Nägel erinnerten.
    »Johnny!« sagte der Drahtige verblüfft. »Was ist passiert?«
    Weder er noch sein Begleiter hatten bisher Hadim gesehen. Die Gestalt des Mannes mit der Schürze hatte ihnen den Blick versperrt.
    Der Mann mit der Schürze, den der Drahtige Johnny genannt hatte, hieß in Wirklichkeit William Harper Littlejohn und war Archäologe und Geologe. Er richtete sich auf und trat zur Seite.
    »Komm mal her, Monk«, sagte er und wandte sich an den Drahtigen: »Du auch, Ham.«
    Monk, der stämmige Mann, und Ham, sein drahtiger Begleiter, traten hastig näher. Ihre Auseinandersetzung war vergessen. Sie stritten sich fast immer, und wer sie nicht kannte, wäre nicht auf den Gedanken gekommen, daß sie eng befreundet waren und jeder dem anderen schon mehr als einmal das Leben gerettet hatte.
    Monk, dessen niedrige Stirn die Vermutung nahelegte, daß sich dahinter allenfalls ein Teelöffel Gehirn befand, hieß mit vollem Rang und Namen Oberstleutnant Andrew Blodgett Mayfair und war ein weltweit anerkannter Chemiker. Ham, die Modepuppe, hieß Theodore Marley Brooks, war einer der gewieftesten Advokaten, die je in Harvard ein Examen abgelegt hatten, und im Krieg Generalmajor und Monks Vorgesetzter gewesen. Aus dieser Zeit stammten ihre Bekanntschaft und ihr ständiges Gezänk.
    Sie sahen nun die Leiche mit dem grotesk verrenkten Hals, blieben jäh stehen und starrten Hadim an.
    »Verdammt ...«, knurrte Monk und witterte wie ein Jagdhund. »Hier stinkt’s nach Pulver. Wer hat den Mann erschossen?«
    »Niemand«, erwiderte Johnny. »Ich habe in die Luft geballert.«
    Monk gab sich einen Ruck und trat zu der Leiche.
    »Was ist mit seinem Hals?« erkundigte er sich.
    »Gebrochen«, meinte Johnny.
    »Wer hat das getan?«
    »Niemand«, sagte Johnny noch einmal. »Anscheinend hat ihn nicht mal jemand angefaßt.«
    »Anscheinend!« höhnte Monk. »Und weshalb hast du geballert?«
    »Am Fenster krümmte sich ein grünlich-transparentes Wesen«, erläuterte Johnny salbungsvoll. Als Universitätsprofessor hatte er sich auszudrücken, und diese Angewohnheit war ihm geblieben, obwohl er keine Vorlesungen mehr hielt: »Ich habe dieses Wesen unter Beschuß genommen, ohne ihm indes ein Leid zufügen zu
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