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Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Titel: Drei Haselnuesse für Aschenbroedel
Autoren: Maike Stein
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Heiraten wie er. Sie mussten ihm helfen, seinen Vater umzustimmen, zusammen fiel ihnen bestimmt ein guter Plan ein. Nur weil sein Vater jung geheiratet hatte, musste er das doch noch lange nicht tun.
    Endlich kamen die Türme des Schlosses in Sicht. Hoch ragten sie über die Schlossmauern auf. Von dort oben, wusste der Prinz, hatte man eine herrliche Aussicht und konnte sich einbilden, dass es nichts auf der Welt gäbe, das einen einsperrte oder am Fortfliegen hinderte.
    Doch er war kein Vogel. Er war ein Prinz und eines Tages würde er König sein. Und dann würde er wie sein Vater endlose Stunden und Tage mit dem zubringen, was sein Vater „das Land regieren“ nannte. Dann wäre Schluss mit der Jagd und wilden Ausritten und der Sorglosigkeit.
    Manchmal, da wünschte er sich wirklich, von niedriger Geburt zu sein. So wie das wilde Mädchen. Wer immer sie sein mochte, ihr verbot offensichtlich niemand, den lieben langen Tag im Wald herumzustromern.
    Der Prinz starrte auf die Schlossmauern und hoffte, dass der Tag, an dem er das Land regieren musste, noch lange nicht kommen würde.

Was dir vor die Nase kommt
    Aschenbrödel tauchte die Hände erneut in den eisigen Fluss und zog die Wäschestücke durch das Wasser, wie die Stiefmutter es ihr aufgetragen hatte.
    Als sie sich wieder auf den Gutshof gestohlen hatte, waren die Stiefmutter und Dora bei allerbester Laune gewesen. Sie hatten sich gar nicht mehr beruhigen können über die Einladung zum königlichen Ball. Aschenbrödel runzelte die Stirn. Wenn der König wüsste, wie gehässig die beiden sein konnten, hätte er sie bestimmt nicht zum Ball gebeten!
    Die Stiefmutter hatte über das ganze Gesicht gestrahlt, als sie vor dem versammelten Gesinde angab, mit welcher List sie dem König die Einladung entlockt hatte. Wie ein unschuldiger Jüngling sei der König ihr auf den Leim gegangen. Ein tiefer Knicks und ein paar Schmeicheleien, mehr habe sie nicht benötigt, und nun würde ihr Dorchen im Schloss tanzen!
    Als Aschenbrödel zu Rosie in die Küche gekommen war, hatte die Geschichte anders geklungen. Aufgedrängt habe die Gutsherrin sich dem König, der habe gar keine Möglichkeit gehabt abzulehnen. Das Essen habe das Königspaar dann nicht einmal mehr angerührt! Nein, sie seien umgehend wieder aufgebrochen. Rosie hatte die Hände gerungen und auf all die Platten und Schüsseln gezeigt, die noch bis zum Rand gefüllt waren.
    So eilig hätte der König zum Aufbruch gewunken, dass die Mägde den edlen Damen und Herren hinterherrennen mussten, um Gläser und Teller wieder einzusammeln, bevor sie vom Hof ritten. Die Köchin hatte noch immer erschrocken ausgesehen bei der Vorstellung, dass beinahe alles Geschirr des Gutshofes von den edlen Herrschaften entführt worden wäre.
    Wenn ihre Stiefmutter und Dora wüssten, wie sie mit dem Prinzen durch den Wald gejagt war! Trotz ihrer halb erfrorenen Finger musste Aschenbrödel lächeln. Was war das für ein Spaß gewesen. Und auf dem Gutshof hatte niemand ihre Abwesenheit bemerkt. Sogar ein wenig von dem Festmahl hatte sie noch stibitzen können – ja, alles in allem war das ein guter Tag gewesen.
    Ganz anders als heute.
    Ihre Knie schmerzten, so lange hockte sie nun schon auf dem schmalen Steg am Fluss und schrubbte die Wäsche. Der Schnee auf den Holzbohlen war zu Eis gefroren und der Stoff ihres Kleides so dünn, dass die Kälte ihr bis in die Knochen schnitt. Ihre Finger waren rot und blau und rissig, und in den Rissen brannte die Kälte wie Feuer. Keine von den anderen Mägden wurde im Winter zum Wäschewaschen an den Fluss geschickt.
    Aschenbrödel zog ein neues Tuch durch das eisige Wasser und wrang es ordentlich aus. Die Kleidung, die sie trug, war an manchen Stellen schon gefroren, und sie musste achtgeben, dass der Stoff nicht brach. Der Fluss rauschte unbeeindruckt neben dem Steg her und nahm das Wasser wieder auf, das Aschenbrödel aus der Wäsche presste.
    Auf einmal erklang Glockengeläut vom Waldweg zu ihr hinab. Es war Winzek mit dem großen Schlitten. Ein helles und ein dunkles Pferd hatte er davorgespannt und im munteren Trab zogen sie Winzek durch den Wald.
    â€žBrrrrr!“, rief Winzek nun und sah zu ihr hinab. „Aschenbrödel, du wirst erfrieren. Hat dir das die Herrin befohlen?“
    Sie richtete sich auf und umklammerte ein triefend nasses Stück
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