Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Titel: Drei Haselnuesse für Aschenbroedel
Autoren: Maike Stein
Vom Netzwerk:
Wäsche mit beiden Händen. „Wer denn sonst?“
    Winzek war in die Stadt unterwegs. Aschenbrödel wusste auch, weshalb. Tausend Dinge musste er für die Herrin und Dora besorgen: goldenen Zwirn, Seide, etliche Ellen Stoff, Samt und Atlas wünschten die Damen in Himmelblau, eine goldene Borte und silberne Spangen für Doras Tanzschuhe und das war noch lange nicht das Ende ihrer Wünsche.
    Aschenbrödel krampfte die Finger fester um das Wäschestück.
    â€žUnd du willst nichts?“, fragte Winzek. „Soll ich dir nichts aus der Stadt mitbringen?“
    Sie starrte in den Fluss und schluckte. Das sah Winzek gar nicht ähnlich, so gedankenlos zu sein. Als ob sie etwas mit edlen Stoffen und Schmuck anfangen könnte! „Ein Diadem mit Perlen und dazu ein langes Kleid.“ Aschenbrödel schniefte. Schnell streckte sie die Arme vor und wrang die Wäsche aus, dass das Wasser nur so hinunterrann. „Ich seh sie schon vor mir, wie sie mich zum Ball einladen.“
    Winzek seufzte. „Deshalb brauchst du doch nicht zu weinen.“ Seine Stimme war so sanft, wie es die Hand ihrer Mutter gewesen war, wenn sie Aschenbrödel über das Haar streichelte. „Und wenn es nach mir ginge, dann würde ich dir alles mitbringen, was du dir wünschst. Das kannst du mir glauben.“
    Aschenbrödel fuhr sich mit einer Hand über die Augen. „Dann bring mir das mit, was dir auf deinem Weg vor die Nase kommt.“ Sie lachte.
    Winzek stimmte in ihr Lachen ein. „Ist gut, das mach ich.“ Er schlug mit den Zügeln und die beiden Pferde setzten sich wieder in Bewegung. Die Glöckchen am Schlitten klangen und sangen, während Winzek ihr noch einmal zuzwinkerte und davonfuhr.
    Sie winkte ihm nach und hockte sich wieder auf den Steg. Was kümmerte sie schon ein Ball! Wenn die Stiefmutter und Dora fort waren, konnte sie Nikolaus satteln und über die Felder galoppieren. Das war tausendmal besser als jeder Tanz mit dem Prinzen je sein konnte.
    So ein Prinz hatte es gut, der musste keine Wäsche im eisigen Fluss waschen. Nein, der konnte den lieben langen Tag mit seinen Freunden im Wald herumgaloppieren und musste sich keine Sorgen machen, dass ihn jemand dabei erwischte. Ein Prinz müsste man sein, dachte Aschenbrödel.
    Allerdings würde der Prinz nun mit Dora tanzen müssen und darum beneidete Aschenbrödel ihn wirklich nicht. Immerhin hatte sie früher Tanzunterricht mit ihrer Stiefschwester gehabt, bis – ja, bis die Stiefmutter dem nach dem Tod des Vaters ein Ende setzte. Bestimmt hatte es sie geärgert, dass die Tanzlehrerin Aschenbrödel mehr gelobt hatte als Dora.
    â€žNimm dir ein Beispiel an deiner Schwester“, hatte Madame Belledanse immer gesagt.
    â€žStiefschwester“, hatte Dora sie jedes Mal korrigiert und die Nase gerümpft.
    Aber die Tanzstunden waren Geschichte, so wie die guten Zeiten mit ihrer Mutter und ihrem Vater auch. Sosehr sie sich auch nach ihnen sehnte, sie würden nie zurückkommen. Aschenbrödel tauchte ein neues Stück Wäsche in den Fluss und schrubbte es heftig.
    Ein Gutes hatte das: Niemand erwartete von ihr, sich wie eine Dame zu benehmen. Sie musste nicht tanzen und höfliche Konversation betreiben und vor keinem König katzbuckeln, mit Tausenden von anderen edlen Töchtern um die Hand seines Sohnes buhlen.
    Aschenbrödel lächelte und sang leise vor sich hin, sang dem Fluss und sich selbst ein Lied.

Drei Haselnüsse
    Wie sie dem Präzeptor wieder einmal davongaloppiert waren – herrlich! Fast hätte der Prinz ja noch Mitleid mit dem Mann bekommen, als er ihn seufzen hörte: „Das ist kein Lehramt, sondern eine Strafe.“ Aber nun war er doch erleichtert, dass er sowohl weiteren Unterrichtsstunden als auch der Ballplanung mit seinem Vater entkommen war. Der Prinz atmete tief die kühle, klare Luft ein und lächelte. Er trieb sein Pferd an, überholte Witek und Kamil.
    Sie ritten tief in das Herz des Waldes hinein. Die Bäume standen hier so dicht, dass kein Galopp mehr möglich war, und der Schnee lag unberührt vor ihnen. Der Prinz war sich sicher: Außer den Tieren des Waldes hatte noch niemand diese Luft geatmet. Er hieß seine beiden Gefährten absteigen. Solch heiligen Boden musste man zu Fuß erkunden. Und in Stille.
    Trotzdem ertappte er sich immer wieder dabei, dass er auf etwas lauschte. Erst wusste er nicht, was er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher