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Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Titel: Drei Haselnuesse für Aschenbroedel
Autoren: Maike Stein
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zu hören hoffte. Den Ruf eines Falken hoch oben in der Luft, das Pochen eines Spechtes, der mit dem Schnabel auf einen Baumstamm einschlug, das Rauschen, wenn Schnee von den schwer beladenen Ästen fiel, das sanfte Knirschen von Schnee unter den Hufen eines Rehs …? Nein, das war es alles nicht. Er wollte das Lachen des Mädchens wieder hören. Sogar noch einen Schneeball mitten ins Gesicht würde er dafür in Kauf nehmen.
    Dort zitterte ein Ast. Der Prinz hielt die Luft an. Es war nur eine Meise, die ins Unterholz geflogen war. Schnee fiel ihm in den Nacken und er hob den Kopf. Da – von der Kiefer rieselte es immer noch weiß hinab. Aber es war nur ein Eichhörnchen, das von Ast zu Ast hüpfte.
    Und wohin er auch blickte, was er auch hörte, immer waren es nur die Bewohner des Waldes oder der Wind, der zart über das Moos an den Baumstämmen strich.
    Was war nur mit ihm los? Der Prinz schüttelte über sich selbst den Kopf. So kannte er sich gar nicht. Er streifte im Wald umher, seine zwei besten Freunde begleiteten ihn, sie hatten ihre Armbrüste dabei und konnten jagen, was ihnen vor die Nase kam – und doch dachte er nur an sie. Wie schnell sie gewesen war! Und wie unverschämt. Furchtlos geradezu.
    Auf keinem Ball der Welt würde er so ein erstaunliches Mädchen treffen, das spürte er. Seine beiden Gefährten dicht auf den Fersen, schlich der Prinz von Baum zu Baum, so leise, wie der Schnee es ihm erlaubte, und spähte nach einer Beute. Es schien, als hätten die Waldbewohner seine Absicht gespürt. Jedenfalls ließ sich nichts und niemand mehr blicken.
    Weiter vorn verlief eine Schneise zwischen den Bäumen. Waren sie schon so weit gelaufen, dass es wieder Wege gab? Ein leises Klingen vertrieb die Stille, das helle Klingeln von Schlittenglöckchen.
    Der Prinz verbarg sich hinter einem Baumstamm und drehte sich zu Kamil und Witek um. „Psst.“ Er legte einen Finger an die Lippen.
    Auf dem Weg kam ein Pferdeschlitten in Sicht. Die zwei Zugpferde trotteten gemächlich dahin, schnupperten mal hier und mal dorthin. Den Kerl auf dem Kutschbock kümmerte das nicht – kein Wunder, so laut, wie der schnarchte. Es klang, als würde er im Traum die dicksten Baumstämme zersägen. Sein ganzer Körper bebte bei jedem neuen Schnarcher.
    Dem würde er einen ordentlichen Schreck einjagen! Der Prinz verbiss sich ein Lachen. So ein Schläfchen auf dem Kutschbock war gefährlich, das konnte böse enden. Hinter sich hörte er das halb unterdrückte Lachen von Witek und Kamil. Vor ihnen kam der Schlitten dichter und dichter heran. Jeden Augenblick würde er gleichauf mit ihrem Versteck sein.
    Der Prinz legte die Armbrust an. Jetzt brauchte er nur noch …
    Ein besonders lauter Schnarcher ließ ihn zusammenzucken. Fast hätte er dabei auf den Abzug gedrückt und den Pfeil auf den Weg geschickt. Der Prinz legte die Armbrust neu an und fand sein Ziel.
    Kurz schaute er auf den schnarchenden Kutscher, dann wieder hinauf zu dem Vogelnest, das verlassen auf einer Astgabel ruhte. Gleich wäre es mit der Ruhe vorbei. Der Prinz zielte und schoss.
    Noch hallte das Klacken des Abzugs durch den Wald, da stieß der Pfeil das Vogelnest von der Astgabel. Es wackelte, stürzte und fiel dem schlafenden Kutscher geradenwegs auf die Nase.
    Der schreckte auf. „Brrrr!“, rief er den Pferden zu. Die Tiere hörten auf die Stimme ihres Herrn, und der Schlitten kam zum Stehen. „Was ist denn …“ Der Kutscher kratzte sich am Kopf und schaute auf das Vogelnest, das auf seinem Schoß gelandet war. Er griff hinein und zog einen Zweig mit Haselnüssen daraus hervor. „Mädchen, dich hätte ich fast vergessen“, murmelte der Kutscher und steckte den Zweig mit den Haselnüssen ein. „Hüa!“ Er ließ die Zügel schnalzen und fuhr glöckchenklingend weiter.
    Seltsamer Kerl, dachte der Prinz. Er stieß Kamil und Witek an. Höchste Zeit zu verschwinden. Lachend rannten sie durch den Wald davon.

Vorbereitungen zum Ball
    Aschenbrödel fuhr mit dem Staubwedel über die breiten Absätze des Kachelofens, dass die Ascheflöckchen nur so durch die Luft wirbelten. Trotzdem lehnte sie sich dicht an den warmen Ofen. Das bisschen mehr an Staub würde auf ihren grauen Kleidern nicht auffallen.
    Auf dem großen Esstisch der guten Stube war ein Meer von Stoffen
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