Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

ausgebreitet. Sie glänzten blau, grün und golden, weiß und silberfarben. Und natürlich waren sie alle für Dora bestimmt. Dora, die sich einen silberdurchwirkten weißen Stoff über die Schultern warf, durch die Stube stolzierte und sich im Spiegel bewunderte. Hin und her drehte sie sich, als wäre sie schon beim Ball und tanzte mit dem Prinzen. Die Stiefmutter stand neben ihr und strahlte über das ganze Gesicht.
    Aschenbrödel drückte sich an die warmen Kacheln und fuhr mit den Fingern über die blauen Zeichnungen darauf.
    â€žLümmle nicht herum!“, herrschte die Stiefmutter sie an. „Mach, dass du fertig wirst!“
    Kaum widmete Aschenbrödel sich wieder dem Staubwischen, tippte ihr jemand auf die Schulter.
    â€žAschenbrödel.“
    Sie drehte sich um. Da stand Winzek. Er verbarg etwas in seinen schwieligen Händen und lächelte sie schüchtern an. „Sie sind mir wirklich gerade auf die Nase gefallen.“ Er streckte ihr eine Hand entgegen. „Gerade als ich träumte, wir wären auf deiner Hochzeit.“
    Winzek hatte ihre Worte also nicht vergessen! Im Gegenteil – er war ihnen aufs Treueste gefolgt. Aschenbrödel nahm den kleinen Zweig entgegen, den er ihr so feierlich überreichte. Drei braune Haselnüsse waren daran.
    Behutsam strich sie mit dem Finger über die glatte Schale. Als wäre es ein kostbares Geschenk, edler noch als all die Stoffe, die er für die Herrin und Dora mitgebracht hatte. Sie wollte ihm gerade für das schöne Geschenk danken, da fuhr die Stiefmutter dazwischen.
    â€žWas hast du ihr da gegeben?“ Sie stürzte auf Aschenbrödel zu, wie ein Geier auf seine Beute niederging. „Zeig mal her!“
    Zögernd legte Aschenbrödel den Zweig auf die ausgestreckte Hand der Stiefmutter.
    Die drehte und wendete das Zweiglein und kniff die Augen zusammen. „Ein hübsches Geschenk“, spottete sie und hielt es hoch, damit auch Dora es betrachten konnte. „Hm. Wie für ein Eichhorn, hm?“
    Dora kicherte.
    Lieber bin ich ein Eichhorn als so eine eingebildete Gans, dachte Aschenbrödel. Trotzdem spürte sie Tränen in den Augen. Sie blinzelte sie schnell weg. Diesen Triumph wollte sie der Stiefmutter und Dora nicht gönnen.
    Dora lachte und trippelte zurück zum Spiegel. Den Vergleich mit der Gans nehme ich zurück, dachte Aschenbrödel, das wäre ja eine Beleidigung für die Gans.
    Ohne sie auch nur anzuschauen, warf die Stiefmutter ihr Winzeks Geschenk zurück. Aschenbrödel konnte das Zweiglein gerade noch erwischen und barg es sogleich in der Tasche ihrer Kittelschürze. Es schien ihr, als ginge eine tröstliche Wärme von dem kleinen Zweig aus.
    Die Stiefmutter war schon wieder zu Dora geeilt und drapierte grün glänzenden Atlasstoff um die Schultern ihrer Tochter.
    Dora betrachtete ihr Spiegelbild, fuhr mit einer Hand über den Ärmel ihrer Bluse und hielt am Aufschlag inne. „Hier müsste jetzt noch die Spitze drauf und hier …“ Sie riss die Augen weit auf. „Mami, Mami, du hast vergessen, mir die Spitze zu kaufen!“ Sie schnappte nach Luft. „Und was ist mit der Halskette?“ Doras Stimme steigerte sich zu einem Kreischen. „Und den Ohrringen?“ Sie wollte sich gar nicht mehr beruhigen.
    Aschenbrödel steckte eine Hand in die Tasche ihrer grauen Kittelschürze und berührte das Zweiglein. Kein Schmuck der Welt könnte das gewöhnliche Gesicht ihrer Stiefschwester reizvoll erscheinen lassen. Da mochte sie sich in noch so viele edle Stoffe und Spitzen hüllen, keinen Prinzen würde sie täuschen können.
    â€žWinzek?“ Die Stiefmutter zeigte eine gewisse Hektik, wie immer, wenn Dora sich in einen ihrer Anfälle hineinsteigerte.
    â€žJa, Herrin?“
    â€žAber Mami!“, schrie Dora. „Du wirst doch nicht den Winzek schicken, damit er für uns, damit er für uns …“ Sie schluckte und rote Flecken breiteten sich auf ihren Wangen aus. „… damit er für uns Spitzen und Schmuck kauft.“
    â€žDu hast Recht“, sagte die Stiefmutter sofort. „Wir werden selbst in die Stadt fahren.“
    Dora strahlte.
    Die Stiefmutter winkte Winzek heran.
    Der trat von einem Fuß auf den anderen, als wäre er zu gern an jedem anderen Ort der Welt. „Ja, bitte?“
    â€žRuf den Meier, er soll einspannen lassen.“
    Winzek