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Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Titel: Drei Haselnuesse für Aschenbroedel
Autoren: Maike Stein
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der Pferde waren mit Gold und Silber verbrämt. In Zweierreihen trabte die Kolonne über den Waldweg Richtung Schloss. Die Kutsche mit seinen Eltern befand sich in der Mitte des Festzuges. Der Prinz straffte die Schultern und schloss zu ihnen auf, entschlossen, die Rügen mit gelassener Miene und vor allem schweigend über sich ergehen zu lassen.
    Kaum hatte er die Kutsche erreicht, legte sein Vater auch schon los: „Schämst du dich denn nicht, dich wie ein kleiner Junge zu benehmen? Ich in deinem Alter habe schon längst …“
    Der Prinz vergaß alle guten Vorsätze. Diese Worte kannte er in- und auswendig. „… die Bürde der Regierung auf meinen Schultern getragen“, echote er seinen Vater und verdrehte die Augen. Dem fiel auch wirklich nichts Neues ein. Kein Wunder, wenn man Tag um Tag im selben Saal auf demselben Thron saß! Wenn er dann mal das Schloss verließ, saß er in einer Kutsche statt hoch zu Pferde. Ein anständiger Galopp brachte das Blut in Wallung und wirbelte ordentlich frische Luft in den Kopf. Da kam man auf neue Gedanken. Aber sein Vater würde das nie verstehen.
    â€žDir wird schon der Kamm herunterfallen, wenn ich dich verheiraten werde“, sagte der König. „Dann wirst du zahmer werden.“
    Wenn der Vater von Heirat sprach, wurde es ernst. Der Prinz schüttelte sich innerlich. Niemals würde er sich zähmen lassen, die Frau musste erst noch erfunden werden, die das fertigbrächte! Doch er beherrschte sich. Er lächelte seinem Vater zu und neigte den Kopf. „Deine Erfahrungen schätze ich sehr.“
    Mochte sein Vater daraus machen, was er wollte.
    Der wollte schon etwas erwidern, doch die Königin legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. „Darüber können wir uns doch zu Hause unterhalten. Ohne Zeugen.“ Sie nickte in Richtung der Knappen, die hinten auf der Kutsche standen.
    Seine Mutter verstand es immer wieder, von diesem verfänglichen Thema abzulenken. Der Prinz zwinkerte Witek und Kamil zu, die gleich hinter ihm ritten, und ließ sich hinter die beiden zurückfallen. Fürs Erste hatte er genug von den königlichen Ansprachen. Sogar sein sonst so ungestümer Apfelschimmel ließ den Kopf hängen, als er hinter der Kutsche hertrabte.
    Der König jedoch war mit seiner Litanei noch lange nicht am Ende. „Meine Herren“, wandte er sich an Witek und Kamil, „ich habe gehofft, dass Ihr Eure Aufmerksamkeit eher der Diplomatie, dem vornehmen Benehmen und der Hofetikette widmen werdet.“
    â€žKönigliche Majestät“, sagte Witek, „wir bemühen uns nach allen Kräften, keine Minute zu verlieren.“
    â€žDieses Studium ist gewiss eines der schwierigsten, Eure Majestät. Und äußerst mühselig“, sagte Kamil mit einer solchen Ernsthaftigkeit, dass sogar der Prinz versucht war, ihm zu glauben.
    â€žWo habt Ihr den Herrn Präzeptor gelassen?“, erkundigte sich der König.
    Im Wald, dachte der Prinz, doch er hielt seine Zunge im Zaum.
    â€žSicher hat er sich wieder verlaufen“, sagte Witek.
    Kamil seufzte. „Wenn ihm nur nichts zustößt!“
    Der Prinz war froh, dass sein Vater mit dem Rücken zu ihm saß. So überzeugend Kamil und Witek ihre Besorgnis auch spielten, ihm wollte sie nur ein lautes Lachen entlocken. Dazu noch die Vorstellung, wie der Präzeptor mit seinem Pony durch den Schnee stapfte – da nützte ihm alle Kenntnis von höfischem Benehmen nichts.
    Es gab kein ruhigeres und braveres Pferd am ganzen Hofe und doch verfluchte der Präzeptor es immer wieder als den Teufel. Dabei konnte das Tier nun wirklich nichts dafür, wenn der Präzeptor von seinem Rücken fiel.
    Der Prinz schluckte das Lachen hinunter und lenkte sein Pferd an die rechte Seite der Kutsche, wo seine Mutter saß. Er beugte sich nah zu ihr und sprach leise, damit sein Vater ihn nicht hörte. „Hat er nur so gedroht oder will er mich wirklich verheiraten?“
    â€žNein, diesmal meint er es ernst.“
    Den Prinzen schüttelte es. Das durfte doch nicht wahr sein! Sein treuer Apfelschimmel stieg mit den Vorderhufen hoch in die Luft, als spürte er das Entsetzen seines Reiters. Am liebsten wäre er zurück in den Wald geflohen. Aber wenn sein Vater ernsthaft an eine Heirat dachte, wollte er ihn lieber nicht weiter reizen.
    Wenigstens hielten Kamil und Witek genauso wenig vom
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