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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Krist
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fest, als wollte er sie nie mehr loslassen, »fangen wir noch einmal von vorne an. Glaub mir, Hannah, alles wird wieder gut.«
    In der Luft hing noch die Hitze des Tages, aber der Schweiß, der ihre Haut benetzte, störte Hannah nicht. Auch ihre Müdigkeit war verflogen. Beschwingt nahm sie die Babyschale vom Rücksitz. Sogar Millie schien von ihrer guten Laune angesteckt und lächelte munter vor sich hin. Bootsmann sprang schwanzwedelnd um Philip herum, der mit den beiden Reisetaschen unterm Arm zur Haustür stolperte, sie entriegelte und drinnen das Licht anknipste. Der Terrier flitzte in die Küche, aus der ihnen der Geruch von gegrilltem Fleisch entgegenschlug, eine Hinterlassenschaft der Vormieter.
    Hannah ging ins Schlafzimmer gegenüber und stellte die Babyschale aufs Bett. Millies Kopf neigte sich schläfrig zur Seite.
    Philip stellte die Taschen auf den Boden und umarmte seine Frau. »Und, was meinst du? Jetzt einen Château Beau-Site ?«
    »Hast du …?« Rasch schüttelte sie den Kopf. »Du weißt doch, ich darf keinen Alkohol trinken.«
    »Ach, Hannah, nur ein winziges Schlückchen, zur Feier des Tages.«
    »Du bist unmöglich!«
    »Darf ich das als Zustimmung verstehen?« Er küsste sie. »Warte, ich hole den Wein aus dem Auto.« Er pfiff Bootsmann zu sich. »Komm, drehen wir noch eine kleine Runde.«
    »Denkst du bitte an die Tasche mit Millies Sachen«, rief Hannah, »sie ist noch im Wagen.«
    »Klar.« Die Tür fiel ins Schloss.
    Hannah sank aufs Bett und streichelte zärtlich Millies winzige Finger. Die Kleine gähnte, was noch mehr Falten auf ihr zuckersüß zerknautschtes Gesicht zauberte.
    »Mein Würmchen«, flüsterte Hannah.
    Millie blinzelte mit ihren kleinen blauen Augen, Philips Augen , und schenkte ihrer Mutter ein zahnloses, glückliches Lächeln. Ein wohliges Prickeln erfasste Hannahs Körper. Sie kam sich vor wie in einem Traum.
    Alles wird wieder gut.
    Sie zog den Reißverschluss ihrer Reisetasche auf. Zwischen den Blusen und Shorts lugte ein Nachthemd hervor. Unschlüssig hielt sie das transparente Seidenhängerchen in den Händen.
    Millie gluckste im Halbschlaf.
    »Hey, mein Würmchen«, wisperte Hannah, »was sagst du?«
    Die Kleine streckte lächelnd ihr Händchen aus und umschloss Hannahs Finger.
    »Du meinst also …«
    Millie gab ein Bäuerchen von sich.
    »Darf ich das als Zustimmung verstehen?«
    Ihrer Tochter fielen wieder die Augen zu. So wenig ihr Autofahren behagte, sobald sie ruhig in ihrem Bettchen oder in der Babyschale lag, war Millie eine Schlafmütze. Manchmal schlummerte sie bis zum Morgengrauen durch.
    Hannah streichelte ihr die warmen Wangen. Ein leises Schnarchen entrang sich Millies Stupsnäschen. Ihr Babyduft stieg in Hannahs Nase, süß und angenehm.
    Lächelnd streifte Hannah ihre Flipflops von den Füßen und zog Shorts und Bluse aus.
    *
    Ein Mann trat vor die Haustür, einen kleinen, kläffenden Hund unbestimmbarer Rasse im Schlepptau. Instinktiv duckte David Gross sich hinters Lenkrad. Nicht dass diese Vorsichtsmaßnahme nötig gewesen wäre. Er parkte mit seinem grauen Renault Clio wenige Schritte weiter auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in einer Reihe mit anderen unscheinbaren Familienlimousinen. Außerdem stand er im Schatten einiger Platanen, gegen deren dichtes Blätterwerk das Laternenlicht kaum etwas auszurichten vermochte.
    Aber eine von Davids Richtlinien war: Sicher ist sicher.
    Er sank tiefer in den Fahrersitz, so dass er gerade noch mitbekam, wie der Hund übermütig an der Leine zerrte und sein Herrchen schimpfend ins Stolpern geriet.
    David ließ einige Zeit verstreichen. Schon seit drei Tagen observierte er das Haus, da machten vier oder fünf weitere Minuten auch nichts mehr aus.
    Übe dich in Geduld. Noch eine seiner Richtlinien.
    Die jedoch nicht verhindern konnte, dass in den Stunden des Wartens und Schweigens seine Gedanken in die Vergangenheit schweiften, wo Wut und Schuld lauerten. Wenn er sich damals vor fünf Jahren in Geduld geübt hätte, dann wäre alles anders verlaufen. Dann säße er nicht hier, müsste nicht solche Jobs erledigen und …
    Mit einem unwilligen Kopfschütteln verjagte er den Gedanken. Was geschehen war, war geschehen. Immerhin hatte er aus seinen Fehlern gelernt, mittlerweile war Geduld eine seiner größten Stärken.
    Also wartete er, bis der Mann und sein kläffender Vierbeiner in der Finsternis des nahen Parks verschwunden waren. Dort würden sie, wie auch an den Tagen zuvor, ziemlich genau eine
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