Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
Hannahs Mann hielt es ja nicht einmal für nötig, ihr zu erklären, weshalb sie sich an diesem späten Donnerstagabend, an dem nicht nur Millie längst im Bett hätte liegen müssen, überhaupt diese Strapazen antaten. Als hätten sie nicht schon genug um die Ohren.
    Hannah streckte die Hand nach hinten aus und gab Millie ihren kleinen Finger zum Nuckeln, ungefähr die einzige Möglichkeit, die Kleine zu besänftigen. Auch Bootsmanns Heulen wurde leiser. Doch jetzt stupste er seine haarige Schnauze gegen Hannahs Arm, wieder und wieder, bettelte winselnd um Streicheleinheiten.
    Ihr Mann stoppte vor einer Ampel, deren heller roter Schein in Hannahs müden Augen brannte.
    »Philip«, sagte sie genervt, »kannst du mir bitte endlich erklären, was das soll?«
    »Das habe ich doch schon.«
    »Nein. Du hast lediglich gesagt: Pack die Taschen! Wir fahren weg .«
    »Ja, ein paar Tage, so wie früher. Einfach mal abtauchen. Was spricht dagegen?«
    »Tausend Gründe.«
    »Ach, Hannah, mach dir keine Sorgen.«
    Fast hätte Hannah gelacht. Seit Monaten sprachen sie über nichts anderes mehr als ihre Sorgen. Über die Pixelschubser ,das kleine Graphikstudio, das ihr Mann an den Hackeschen Höfen betrieb. Über die stornierten Aufträge. Oder die offenen Rechnungen. Die insolventen Kunden. Die entlassenen Mitarbeiter. Die zwei Kredite für die Firma. Und natürlich die Hypothek für ihr Jühnsdorfer Haus. Mach dir keine Sorgen? Philip wusste nur zu gut, wie widersinnig so ein Ausflug in ihrer Situation war, kostspielig und absolut überflüssig.
    Die Ampel sprang auf Grün. Philip legte den Gang ein und fuhr Richtung Köpenick.
    »Wir haben einen neuen Auftrag«, sagte er.
    Erstaunt sah sie ihn an. »Wie bitte?«
    »Einen richtig guten sogar.«
    »Aber …«
    »Kein Aber!« Philip legte eine Hand auf ihr Bein. Sofort reckte Bootsmann seinen Kopf und leckte ihm die Finger.
    »Aber warum erzählst du mir erst jetzt davon?«, fragte Hannah.
    »Na ja«, murmelte ihr Mann, während er den Wagen durch die verwinkelten Straßen der Köpenicker Altstadt manövrierte, »eigentlich hatte ich dich damit bei unserer Ankunft überraschen wollen.«
    Für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob sie ein schlechtes Gewissen haben sollte, weil sie ihm die Überraschung verdorben hatte. Doch sie verspürte nur Erleichterung. Sie konnte nicht anders, sie lachte. »Philip, du bist unmöglich.«
    »Ja, ich liebe dich auch.« Er stimmte in ihr Lachen ein.
    Sie griff nach seiner Hand auf ihrem Oberschenkel und drückte sie. Jetzt schleckte Bootsmanns Zunge über ihre Finger. Es kitzelte und sie kicherte. »Wie lange weißt du schon …?« Das Läuten ihres Handys unterbrach sie. Sie kramte das Telefon aus ihrer Handtasche. Es war ihre beste Freundin. »Hi, Liebes.«
    »Hi, Darling, hast du schon geschlafen?«
    »Nein, wir sind unterwegs.« Im vorbeigleitenden Laternenlicht begegnete Hannah dem Blick ihres Mannes. »Wir fahren weg.«
    »Ihr fahrt weg?«
    »Ja, ein Wochenende, einfach mal raus.« Philip zwinkerte, und ihr wurde warm ums Herz. »So wie früher.«
    »Also bist du morgen Abend nicht zu Hause? Wir wollten doch …«
    »Ach, entschuldige, nein, das ist …«
    »Darling, mach dir keine Sorgen. Genieße die Zeit. Wenn es jemand verdient hat, dann du. Tschau.«
    Hannah lehnte sich entspannt im Sitz zurück, den Zeigefinger der einen Hand nach wie vor zwischen Millies Lippen, die andere Hand wieder um Philips Finger geschlungen. Wir fahren weg. Einfach mal abtauchen.
    Inzwischen hatten sie Köpenick hinter sich gelassen und fuhren durch einen Wald. Dichte Baumwipfel bildeten ein Dach über der Straße, durch das kaum Mondlicht drang. Als wie aus dem Nichts die beleuchteten Häuser eines Feriendorfs vor ihnen auftauchten, ahnte Hannah, wohin ihre Reise führte. So wie früher.

    *
    Einige Dinge, hatte sich Toni schon vor langer Zeit geschworen, wollte er nie wieder in seinem Leben hören. Lass uns doch zusammenziehen ,zum Beispiel. Oder: Möchtest du mich heiraten? Ein absolutes No-Go aber war …
    »Ich bin schwanger.« Leyla nagte verlegen am pink lackierten Plastiknagel ihres Zeigefingers, als wäre sie eine Drittklässlerin, die sich versehentlich eine schlechte Schulnote eingehandelt hatte. »Von dir!«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Toni.
    »Na, du bist der Einzige, mit dem ich’s ohne mache. Das weißt du doch.«
    »Ich dachte, du nimmst die Pille?«
    »Schon lange nicht mehr.« Sie zögerte. »Freust du dich denn gar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher