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Shadowdwellers: Magnus (German Edition)

Shadowdwellers: Magnus (German Edition)

Titel: Shadowdwellers: Magnus (German Edition)
Autoren: Jacquelyn Frank
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Prolog
    Magnus verstand die Natur des Bösen manchmal ein wenig zu gut. Es gab Zeiten wie diese, in denen er sich fühlte, als wäre er zu einem Spiegel dafür geworden, und seine Seele war nur noch ein entferntes Bild, weil andere Dinge sie verdrängten. Es war ein intensives und unwillkommenes Gefühl, fast so, wie den Glauben zu verlieren. Zumindest war es eine hoffnungslose Perspektive, was in seiner Position nicht hilfreich war.
    Der Priester holte tief Atem und konzentrierte sich stattdessen auf die schwere Aufgabe, die ihm bevorstand.
    Magnus zog das Schwert in seiner vernarbten und schwieligen Hand über die sorgfältig zusammengefügten Granitfünfecke, die den Platz schmückte. Funken stoben von dessen abgewinkelter Spitze, während er einen herausfordernden Bogen beschrieb. Alle Schwertschmiede weit und breit wären zusammengezuckt angesichts dieses groben Missbrauchs einer mühsam von Hand gefertigten Klinge, doch das Böse bedurfte manchmal einer besonderen Einladung. Magnus stach sie in den Granit vor sich.
    »Anthran«, rief er, und seine tiefe Stimme hallte von den Brunnen und Nischen in den steinernen Wänden der Gebäude wider, die mit dem Klang spielten. Die karge, verlassene Stimmung des Platzes war in seinen Augen seltsam passend. »Wo, glaubst du, kannst du hingehen, wo ich nicht hinkann, außer ins Licht?«
    Und selbst dorthin würde ich dir folgen. Ich würde selbst in dieser Hölle schmoren, wenn es nötig wäre, um sicherzugehen, dass du vernichtet bist und niemals wieder einem lebenden Wesen Leid zufügen kannst.
    Magnus’ Stimme wurde lauter, und ihr Donnern löste ein starkes, einschüchterndes Echo aus. »Was versprichst du dir davon, dass du dich versteckst, wo du doch weißt, dass es vorbei ist?«
    »Zeit, vielleicht«, erwiderte eine geisterhafte, jedoch vertraute Stimme. »Folge mir, solange du willst, Priester, doch ich bestimme den Weg. Nichts kann mir mehr Befehle erteilen.«
    »Außer mir«, erwiderte Magnus mit einem wilden Glanz in den goldenen Augen, während er die gewaltige Leere nach einem Schatten, einem Zeichen absuchte …
    »Ja, immer bist du es. Ein zäher kleiner Soldat der rechtschaffenen kleinen Armee der Dunkelheit.« Hinter ihm war ein dramatischer Seufzer zu hören, doch Magnus war nicht so dumm, sich umzudrehen. Stattdessen blickte er kurz hinab auf die Klinge und sah in deren reflektierender Oberfläche, dass sie wie erwartet leer war. Er konnte den enttäuschten Unterton in Anthrans Stimme hören, als sein Gegner feststellte, dass seine miesen Tricks nicht funktionieren würden. »Du machst dich selbst fertig, indem du hinter mir her jagst, Priester, und du stellst es die ganze Zeit infrage. Wie fühlt sich das an, ein hirnloser kleiner Schoßhund für einen Gott zu sein, dem du noch nie begegnet bist?«
    »Ich muss meinen Göttern nicht begegnen, um zu wissen, dass sie mir beistehen«, brachte er dem Sünder in Erinnerung.
    »Dunkelheit besteht nur aus Schatten, du Dummkopf! Licht ist nur Licht! Es ist nicht Himmel oder Hölle, und da sind auch keine Götter, die Gesetze erlassen, die ich dann breche. Ich bin genau wie du, Magnus, ein Schattenbewohner, ein Wesen mit besonderen Fähigkeiten, die ich meinen Genen verdanke; Fähigkeiten, die ich voll ausschöpfen sollte!«
    »Du bedauernswertes Geschöpf, du bist ganz und gar nicht wie ich«, erwiderte Magnus. »Dieses Gespräch ist sinnlos. Komm heraus und zeig dich mir. Wenn du mich zwingst, dich zu jagen, wirst du es bereuen, das verspreche ich dir. Mit Vergnügen werde ich Buße tun dafür, dass ich dich leiden lasse, so wie auch deine Opfer gelitten haben.«
    »Dieses Gespräch nützt dir, Magnus, nicht mir. Es gibt keine Opfer, Priester. Ich bin nur ein Traum. Was auch immer ich in diesem Reich tue, ist eine Fantasie und schnell wieder vergessen. Ich bin nur Äther und Dunst.«
    »Wenn das wahr wäre, hättest du keinen Grund, mich zu fürchten. Meine Klinge würde dich nie berühren. Doch du weißt, dass das gelogen ist, Anthran. Du bist verbotenerweise ins Traumreich gewechselt. Du hast dich in die Träume Unschuldiger eingeschlichen und bist zu ihrem schlimmsten Albtraum geworden. Du hast deine Begabungen als Schattenbewohner missbraucht und bist zum schlimmsten Sünder geworden. Das wirst du mir büßen.«
    »Blinder Glaube ist noch immer blind, Magnus. Ich glaube nicht an deinen Glauben und an deine Gesetze. Du denkst, du darfst im Schattenreich, im Traumreich und in allen anderen Reichen Recht
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