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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Krist
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wälzt er sich in seinem Bett herum. Er starrt an die Wand. Die Sonnenstrahlen verscheuchen die letzten Spuren der Nacht. Seine Angst vertreiben sie nicht.
    Ächzend rollt er sich auf den Bauch, presst sein Gesicht ins Kissen, zieht die Decke über den Kopf und schließt die Augen. Früher als kleiner Junge hat das oft funktioniert. Was ich nicht sehe, ist nicht da. Dabei hat er von Superman geträumt oder den Karatefilmen mit Dolph Lundgren, die er heimlich guckte, wann immer seine Eltern nicht zu Hause waren, und er fühlte sich richtig gut. Fast unbezwingbar.
    Jetzt steckt ihm die Furcht weiterhin in den Knochen, was mit Sicherheit auch daran liegt, dass seine Probleme beträchtlicher sind als in seiner Kindheit. Es ist Sommer, die Sonne knallt aufs Bett und Toni schwitzt wie Sau.
    Er schlägt die Decke zurück.
    »Hallo, Toni«, sagt eine Stimme von der Schlafzimmertür.
    Toni zuckt zusammen und fällt um ein Haar aus dem Bett.
    »Scheiße, Miguel, musst du mich …« Er verstummt, als ihm klarwird, dass der Schreck, den Miguel Dossantos ihm eingejagt hat, vermutlich sein geringstes Problem ist.
    Irgendwie muss Toni immer an Bill Murray denken,wenn er dem großen, leicht untersetzten Dossantos gegenübersteht, nur dass er Bill Murray als einen freundlichen, amüsanten Kerl in Erinnerung hat. Der Portugiese ist das genaue Gegenteil davon.
    Er lächelt, als könne er Tonis Gedanken lesen.
    Der wischt sich den Schweiß von der Stirn. »Was willst du hier?«
    »Was glaubst du wohl?«
    »Scheiße, Mann, soll das ein Ratespiel sein?«
    »Toni«, Dossantos’ Grinsen erlischt, und er klingt, als spreche er zu einem begriffsstutzigen Kind, »worüber haben wir erst gestern Abend gesprochen?«
    »Aber da hast du doch …« Wieder bringt Toni seinen Satz nicht zu Ende, denn ihm fällt die Gestalt auf, die hinter Dossantos in der Diele wartet. Ihr Anblick ist schon schlimm genug. Aber noch furchterregender ist das, was sie in der Hand hält.
    »Verfickte Scheiße«, entfährt es Toni und er fragt sich: Warum ich? Warum immer ich?
    *
    Caro schreit und schließt die Augen.
    Aber der Schmerz bleibt aus. Vorsichtig hebt sie die Lider. Die Klinge schwebt jetzt wenige Millimeter vor ihren Augen.
    »Wo ist Markus?«, fragt der Mann im Anzug.
    Er stellt die Frage nicht zum ersten Mal. Auch Ilanka hat ihr diese Frage gestellt, vorhin als sie noch lebte, kurz nachdem die Männer sie in den Raum getrieben hatten, nackt und mit Blutergüssen übersät. Ihr rechtes Auge war zugeschwollen, ihre Unterlippe aufgeplatzt. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten.
    »Ilanka«, sagte der Mann.
    Es dauerte einige Sekunden, bis Ilanka reagierte.
    »Rede du mit ihr.«
    Ilanka drehte sich zu Caro um. »Du musst …«, spuckte sie mit einer Blase Speichel und Blut hervor, »du musst ihnen sagen, wo Markus ist.«
    Caro schüttelte den Kopf. »Ich kenne keinen …«
    Sie ließen sie nicht ausreden. Sie packten Ilanka, rissen ihr Gesicht herum, setzten ihr das Messer an die Kehle und …
    Die Bilder der sterbenden Frau wollen Caro nicht aus dem Kopf gehen. Tränen lösen sich aus ihren Augen.
    »Ich kenne keinen Markus«, wiederholt sie leise und dreht sich zur Seite, in Erwartung des Messerstichs, der auch ihrem Leben ein Ende setzen wird.
    Aus dem Augenwinkel sieht Caro den Mann im Anzug nicken, und für einen Moment wagt sie zu hoffen, dass er seinen Irrtum erkannt hat. Wen immer er sucht, er hat die Falsche erwischt. Er wird sie wieder freilassen und … Und was?
    Er wird sie nicht freilassen, natürlich nicht. Aber was dann?
    Caro dreht sich zu den Männern um. Zu ihrer Überraschung gehen sie zur Tür. Sie verlassen den Raum. Die Tür knallt hinter ihnen ins Schloss. Ein Schlüssel verriegelt es.
    Caro ist alleine. Alleine mit Ilanka, deren tote Augen sie anstarren, als quäle sie wie Caro nur eine einzige Frage: Warum? Wieso geschieht dies mit mir?

Vorgestern Abend

Eins
    Hannah verlor allmählich die Geduld.
    Erst vor anderthalb Stunden, kurz bevor sie losgefahren waren, hatte sie Millie gestillt. Dennoch strampelte die Kleine unruhig in ihrer Babyschale auf der Rückbank des Van. Immer wieder spuckte sie den Schnuller aus und schrie, was ihre fünf Monate alten Lungen hergaben.
    Bootsmann, der sich im Fußraum an Hannahs Beine drückte, stimmte prompt in das Geschrei ein. Der kleine West Highland Terrier heulte wie ein ausgewachsener Wolf.
    Philip saß schweigend hinter dem Steuer, als ginge ihn der ganze Radau nichts an. Aber
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