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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Alkohol bei einem Menschen, der sonst nur selten welchen trinkt, bei relativ kleinen Mengen zu größeren Ausfallerscheinungen führen als bei jemandem, der den Genuss von Alkohol gewohnt ist«, relativierte Stephan.
    »Da haben Sie zweifellos recht«, stimmte Anne van Eyck zu, »aber es gibt keinen Grund dafür, warum meine Schwester überhaupt Alkohol getrunken haben sollte. Sie hatte weder exzessiv gefeiert, noch gab es private oder berufliche Probleme, die sie zum Alkoholgenuss und waghalsigen Fahrmanövern hätten verleiten können. Erst recht gab es keinen Grund für einen möglichen Suizid«, setzte sie entschlossen hinzu.
    »Sie werden all dies schon der Polizei mitgeteilt haben«, mutmaßte Stephan.
    »Von Anfang an«, bekräftigte sie. »Aber Sie wissen so gut wie ich, dass all diese Beteuerungen für sich wertlos sind, wenn es keine sonstigen Anhaltspunkte gibt, die für ein Fremdverschulden sprechen. Man hat im Fahrzeugwrack keine technischen Manipulationen festgestellt. Lieke saß allein im Auto. Die Beteiligung eines anderen Wagens an dem Unfall konnte ausgeschlossen werden. Spuren in dieser Hinsicht hat man jedenfalls nicht gefunden. Auch an ihrer Kleidung oder ihren Sachen, die sich im Auto befanden, war nichts Auffälliges. Sie hatte die Handtasche bei sich, die sie immer ins Büro mitnahm. Nichts Besonderes.«
    »Ihr Handy?«, fragte Stephan.
    Anne van Eyck schüttelte den Kopf.
    »Das Handy war in der Handtasche. Die Untersuchung hatte ergeben, dass sie keine ungewöhnlichen Anrufe getätigt oder erhalten hatte. Es waren nur die Telefonnummern von uns, von ThyssenKrupp und sonstige belanglose Kontakte, wie etwa zu einem Gartencenter. Nichts, was Aufschluss ergeben hätte. Auch die Obduktion ergab bis auf die Blutalkoholkonzentration keine Auffälligkeiten.«
    »Was bestärkt Sie in der Annahme, dass es sich nicht um einen allein von Ihrer Schwester verursachten Unfall gehandelt hat – außer dass die Unfallumstände den Lebensgewohnheiten Ihrer Schwester widersprechen?«, fragte Stephan weich.
    »Der Unfall war Mitte September letzten Jahres. Anfang März dieses Jahres wurde in die Wohnung meiner Schwester eingebrochen«, erklärte Anne van Eyck. »Wir hatten die Wohnung nach Liekes Tod im Wesentlichen unverändert belassen. Außer mir hatte sie keine Verwandten mehr. Es gab also niemanden, der darauf drängte, ihre Wohnung aufzulösen oder sie sogar selbst zu nutzen. Hermann, also mein Mann, und ich kamen überein, die Wohnung zunächst so zu belassen, wie sie ist. Wir wollten erst Abstand zu ihrem Tod bekommen. Auf Liekes Räume sind wir nicht angewiesen, auch nicht auf das Geld, das wir mit einer Vermietung erzielen könnten. Vielleicht werden wir die Räume irgendwann für unsere Unternehmensberatung mitnutzen, aber eilig ist das nicht. Also blieb alles so, wie es war.«
    »Der Einbruch …«, erinnerte Stephan.
    »In der Nacht vom 7. auf den 8. März. Wann genau es in der Nacht passierte, wissen wir nicht. Wir waren zu Hause, aber unsere Wohnung liegt auf der anderen Seite des Hofgebäudes. Man hört nicht jedes Geräusch, auch wenn es bei uns gewöhnlich sehr ruhig ist. Unser Sohn ist seit einigen Jahren aus dem Haus. Es gibt auch keine Tiere auf unserem Hof. Ich war am Abend des 7. März noch in einem Supermarkt einkaufen. Das war ein Mittwoch. Gegen 20 Uhr kam ich zurück und stellte unseren Wagen im Hof ab. Es gibt dort einen Bewegungsmelder, der die Beleuchtung auslöst und den ganzen Hof in helles Licht taucht. Als ich auf den Hof fuhr und das Licht anging, war die ganze Hoffläche von einer glitzernden unberührten Schneeschicht bedeckt. Vielleicht erinnern Sie sich noch: Anfang des letzten Monats schneite es immer wieder, und der Schnee blieb wegen der Kälte auch einige Tage liegen. An jenem Abend war es seit meiner Abfahrt gegen 18.30 Uhr zu relativ starkem neuen Schneefall gekommen. Als ich das Auto nach meiner Rückkehr auf dem Hof parkte, befanden sich dort keine Spuren. Der Schnee war frisch und unberührt. Ich ging mit den Einkäufen ins Haus, wo mein Mann schon auf mich wartete, und wir verbrachten einen gemütlichen Abend. Soweit ich mich erinnere, sahen wir bis gegen 22 Uhr fern. Dann sind wir zu Bett gegangen. Am Morgen verließ ich gegen elf Uhr das Haus. Ich wollte einen Kunden besuchen und ging zu unserem Auto, das ich am Vorabend im Hof abgestellt hatte. Und da sah ich die Fußspuren, die offensichtlich von der Straße kamen, über das Hofgelände und dann seitlich am
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