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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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der Staatsanwaltschaft nachvollziehen.«
    »Ich sagte bereits, dass ich das Ergebnis akzeptieren werde, wenn alles unternommen worden ist, Liekes Tod aufzuklären, und die Erkenntnisse schließlich die Theorie vom bloßen Unfall untermauern«, antwortete sie.
    Wieder fiel Stephan auf, wie beharrlich und zugleich ruhig sie war. Anne van Eyck machte nicht den Eindruck, dass sie sich in eine abwegige Theorie verbiss.
    »Hat man festgestellt, was Ihre Schwester getrunken und wo und warum sie den Alkohol zu sich genommen hat?«, fragte er.
    »Sie hat Weißwein getrunken, nach dem Obduktionsergebnis muss es eine ganze Flasche gewesen sein, aber man hat nicht klären können, wo sie den Wein getrunken hat. – Sehen Sie, Herr Knobel, Sie stellen die richtigen Fragen. Mag sein, dass juristisch allein bedeutsam ist, dass sie getrunken hat, aber ich als Schwester von Lieke, die sie genau gekannt hat, frage natürlich auch, wo und warum sie getrunken hat. Lieke starb an einem Montagabend. Sie war bis etwa 18 Uhr im Büro der ThyssenKrupp-Verwaltung in Essen. Ab da bis zum Todeszeitpunkt fehlen knapp fünfeinhalb Stunden. Man hat nicht rekonstruieren können, was sie in dieser Zeit gemacht hat.«
    »Ist es denn wirklich ausgeschlossen, dass sie eine neue Bekanntschaft hatte?«, fragte Stephan.
    »Natürlich nicht«, parierte Anne van Eyck, »ich schließe nichts aus. Aber ich weiß auch, dass ich zu meiner Schwester stets ein sehr gutes und inniges Verhältnis hatte. Das bedeutet nicht, dass man nicht auch voreinander Geheimnisse haben mochte, aber ich kann ehrlich behaupten, dass wir uns praktisch alles erzählten. Lieke hatte sich über die Jahre nach einem Partner gesehnt. Sie hat mir erzählt, dass sie hin und wieder Anzeigen schaltete und mir sogar die Antwortbriefe gezeigt, die sie erhielt. Ich wusste praktisch immer, wenn sie sich mit einem Mann traf – und auch, dass und wie sich die Angelegenheit erledigt hatte. Umgekehrt wusste Lieke über mich und meine Ehe mit Hermann Bescheid. Sie erfuhr, wann und worüber wir stritten, aber ich berichtete ihr auch über mein Glück, das ich mit Hermann erleben darf. – Also, Herr Knobel: Es spricht doch ganz viel dafür, dass sie es mir gesagt hätte, wenn sie eine Affäre begonnen hätte. Insbesondere hätte sie vorher Bescheid gesagt, dass sie abends länger wegbleiben wollte. Denn wir hatten uns schon Sorgen gemacht, als sie nicht kam, und mehrfach versucht, sie auf dem Handy zu erreichen. Vergeblich. Lieke war privat und im Beruf die Zuverlässigkeit in Person. Sie war in jeder Hinsicht perfekt, ohne dass ich Lieke damit über Gebühr in den Himmel heben möchte.«
    Anne van Eyck sah Stephan fest ins Gesicht. Sie beeindruckte mit der klaren und zugleich differenzierten Charakterisierung ihrer Schwester, beantwortete einige der sich aufdrängenden Fragen im Voraus und spürte, dass Stephans Interesse an dem Fall wuchs.
    »Wenn Sie in Erwägung ziehen, dass Ihre Schwester einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, werden Sie sich auch Gedanken über den Täter und das mögliche Motiv gemacht haben«, meinte Stephan.
    »Ich weiß es nicht«, gestand sie freimütig, »Ich habe noch nicht einmal eine Vermutung. Aber ich antworte gern auf Ihre These: Das Unerklärliche belegt keine Vermutung, aber es widerlegt sie auch nicht. Mir fehlen einfach Fakten, um mir ein Bild zu machen. Deshalb sitze ich vor Ihnen, Herr Knobel.«
    Stephan lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und dachte eine Weile nach.
    »Wie kommen Sie ausgerechnet auf mich?«, fragte er schließlich. »Es scheint eher eine Sache für eine Detektei zu sein.«
    »Sie werben im Internet damit, über Ihre anwaltliche Tätigkeit hinaus auch Detektivdienste anzubieten«, antwortete sie prompt. »Oder ist diese Werbung falsch?«
    »Nein«, wehrte Stephan ab, »es stimmt. Meine Lebensgefährtin Marie Schwarz betreibt Nachforschungen, wenn dies für die Lösung meiner Fälle notwendig ist. Sie erbringt ihre Dienste jedoch nur im Nebenjob. Hauptberuflich ist sie Lehrerin.«
    »Lehrerin?«, wiederholte Anne van Eyck verwundert und schien amüsiert. »Die Kombination ist ungewöhnlich.«
    »Es ist eher Maries Hobby, ungelösten Fragen auf den Grund zu gehen«, erklärte Stephan und spürte zugleich, mit dieser Aussage beste Werbung für Maries Dienste in der rätselhaften Angelegenheit Lieke van Eyck zu machen, denn die Gesichtszüge der Mandantin entspannten sich zu einem einladenden Lächeln.
    »Besser kann es
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