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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Stunde, Herr Knobel? Auslagen und Spesen gesondert. Ist das eine Basis?«
    Sie beugte sich vor und streckte ihre rechte Hand entgegen.
    Er schlug ein, nicht zuletzt darüber beglückt, dass ihm unverhofft ein Mandat angetragen worden war, das erkleckliches Honorar versprach.
    »Dann lassen Sie mich eine Vollmacht unterschreiben«, bat Frau van Eyck.
    Stephan griff in seine Dokumentenablage und ließ die Mandantin gleich mehrere Formulare unterschreiben. Sie zeichnete die Dokumente flink mit geschwungenem Namenszug.
    »Ich habe Ihnen zu danken«, sagte sie zum Abschied.
    Als sie fort war, tat Stephan, was als Erstes zu tun war: Er forderte bei der Staatsanwaltschaft Essen die Akte zum Unfalltod der Lieke van Eyck zur Einsichtnahme an.

2
    Am kommenden Samstag, dem 28. April, fuhren Marie und Stephan nach Dorsten. Anne van Eyck hatte vorgeschlagen, Liekes Wohnung in Augenschein zu nehmen. Man müsse sich Lieke und ihrem Zuhause nähern, um sich in den Fall einzufühlen, hatte sie gesagt und angefügt, dass es gut sei, wenn man einander besser kennenlerne, zumal Anne van Eyck einen Eindruck von Marie gewinnen wollte, der sie – wie sie sich ausdrückte – Liekes Seele anvertrauen wolle.
    Der Hof der van Eycks lag einige Kilometer außerhalb der Stadt Dorsten. Es war ein stattliches, in hellroten Ziegeln errichtetes Gebäude im hier vorherrschenden Stil des beginnenden Münsterlandes, etwa 200 Meter neben der nach Wulfen führenden Landstraße gelegen und mit dieser über eine asphaltierte Zuwegung verbunden, die beidseits mit hoch wachsendem Strauchwerk und vereinzelten Ahornbäumen gesäumt war, deren maigrüne Kronen weit ausragend Schatten spendeten und den Besucher wie durch ein Gewölbe zu der sauberen Hofanlage gelangen ließen, die friedlich in der prallen Nachmittagssonne lag. Als Marie und Stephan ausstiegen, fühlten sie sich wie in einer anderen Welt. Nichts erinnerte hier an die Hektik der nahen Großstädte des Ruhrgebietes. Es war eine Oase der Ruhe und Beschaulichkeit, die selbst von der ohnehin nur schwach befahrenen Landstraße abgeschnitten schien und unvermittelt ein Wohlgefühl vermittelte, das sie sanft umhüllte und mit dem Duft der zahllosen blühenden Sträucher verzauberte.
    Anne van Eyck trat durch eine grüne Holztür auf die sonnendurchflutete Hoffläche. Sie trug blaue Shorts und ein schwarzes Top, das ihren schlanken attraktiven Körper betonte. Stephan sah seinen ersten Eindruck von ihr bestätigt: Sie achtete sehr auf ihre gepflegte Erscheinung, schmückte sich dezent und betonte eine unaufdringliche Eleganz. Ihre zu einem kurzen Zopf zusammengebundenen dunklen Haare waren von einigen grauen Strähnen durchzogen, die Anne van Eycks reife Schönheit nur noch unterstrichen. Sie ging lächelnd auf ihren Besuch zu, betrachtete Marie mit einladender Neugier und drückte ihre Hand herzlich und lange, als würde dieser Händedruck besiegeln, dass Anne van Eyck das Rätsel um Liekes Tod nun auch in ihre Hände legen wolle.
    »Ich habe mir von Ihnen bereits ein Bild gemacht«, gestand Anne van Eyck mit einem Augenzwinkern. »Ihr Freund hatte mir ja schon etwas von Ihnen erzählt, aber ich habe unserer heutigen Begegnung schon vorgegriffen und nach Ihnen im Internet geforscht.«
    »Da muss ich ja gar nichts mehr über mich erzählen«, erwiderte Marie lächelnd. Es war das scheue Lächeln, das Stephan schon immer so sehr an ihr mochte, offen und zugleich schüchtern geheimnisvoll, gewinnend wie ihr weicher klarer Blick, der niemals auswich. So wie Marie heute aussah, mochte Anne van Eyck vor 20 Jahren ausgesehen haben. Stephan spürte, dass das Alter Frauen dieses Typs nicht ihre sinnliche Attraktivität nahm. Sie blieben in gewisser Weise zeitlos, was ihn mit Stolz erfüllte und zugleich bewusst machte, dass ihm mit Marie, ihrem reinen und klaren Charakter, ihrer Sanftmut, ihrem reifen und geistvollen Wesen und ihrer Schönheit besonderes Glück widerfahren war.
    Anne van Eyck führte sie seitwärts am Haus vorbei auf einem plattierten Weg zur rückwärtig gelegenen Hofseite. Sie passierten eine weitere hölzerne grüne Tür, die nach Beschreibung der Mandantin diejenige zur Wohnung von Lieke war. Dann standen sie im Garten, der verwildert, aber nicht ungepflegt wirkte. Kräuter und wie zufällig verstreute Zierpflanzenbeete wechselten einander ab. Gelbe und rote Blüten leuchteten bunt im Sonnenlicht. Der Garten verlor sich nach hinten in dichtem Gebüsch, das stellenweise in die Beete
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