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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Autoren: Gordon R. Dickson
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schließlich da. Nur die, die nicht handeln konnten, redeten.
    »Wer hat es diesmal gehört?«
    »Meg und Beth«, antwortete John schwach, »gerade eben. Sie waren in der Braukammer. Es kam aus der Wand unmittelbar neben ihnen. Andere, die sich vor dem Raum aufhielten, haben es auch gehört. Meg und Beth haben geschrien und sind dann ohnmächtig geworden. Man hat sie in die Anrichtestube getragen. Da hat man ihnen Luft zugefächelt
    und etwas zur Stärkung gegeben.«
    Jim dachte einen Augenblick lang nach.
    Die Mauern von Malencontri bestanden, wie die der meisten anderen großen Burgen, aus Stein und waren zwischen einem und sechs Metern dick. Je weiter unten sie waren, desto dicker waren die Mauern, da sie das Gewicht des Mauerwerks über sich tragen mußten. Die Braukammer befand sich im Erdgeschoß. Da waren die Mauern dick genug, daß sich irgend etwas hineingraben oder -fressen konnte; vorausgesetzt natürlich, dieses Etwas konnte, von einem Bump hin und wieder abgesehen, geräuschlos arbeiten.
    »Kümmere dich jetzt nicht darum«, sagte Jim und fühlte sich plötzlich müde. »Die Bumps waren bis jetzt nur in den Mauern. Sie werden nicht herauskommen. Ich befasse mich damit, sobald ich Zeit habe. Ich gebe dir mein Wort als Magier darauf.«
    Ein leichtes Lächeln und ein ebenso schwacher Hoffnungsschimmer überzogen Johns Gesicht. Auf das Wort eines Ritters konnte man sich verlassen – das eines Magiers würde doppelt verläßlich sein.
    »Ja, M'lord.« John bewegte sich auf die nächste Treppe zu, die zum Burghof hinunterführte.
    »Ach, und du kannst Beth und Meg ausrichten, daß es mir leid tut, daß sie gleich neben dem Bump waren. Aber wir können sicher sein, daß es niemand mehr in der Braukammer hören wird, da es noch nie zweimal an der gleichen Stelle aufgetreten ist.«
    »Ja, Mylord.« Das war die ultimative Geste der Unterwerfung. War kein Fremder aus dem Adelsstand anwesend, war es die Gewohnheit und auch das Vorrecht der Burgbediensteten von Malencontri, die formale Anrede Jims vertraulich abzukürzen. Jim blickte den Verwalter forschend an. Die Blässe war aus Johns Gesicht verschwunden, und seine Stimme klang schon wieder fast wie immer.
    Als John sich zurückzog, wandte Jim sich wieder näherliegenden Problemen zu. Das Gerede über die Bumps hatte ihn auf eine Idee gebracht, wie er mit den Belagerern fertigwerden konnte.
    Wenn die Angreifer genauso abergläubisch wären wie seine Bediensteten, dann wäre ein Magier für sie ein wahrlich fürchterlicher Gegner. Vielen von denen mochte es gleichgültig sein, was mit ihnen geschah, aber die Furcht vor etwas, das nicht menschlich war, eine Furcht, die ihnen von Geburt an eingeflößt worden war, überstieg vermutlich ihre Verzweiflung und ihren Haß. Wenn beispielsweise etwas wie die Bumps aus dem Wald hinter ihnen zu hören wäre…
    »Theoluf!« schrie Jim.
    »Ja, M'lord?« erklang prompt die Antwort seines Knappen gleich hinter ihm – aus irgendeinem Grund schien sich ihm heute jeder von hinten zu nähern.
    »Übernimm du hier. Ich gehe raus. Sieh zu, daß jederzeit ein Läufer neben dir steht, damit du Lady Angela benachrichtigen
    kannst, wenn etwas Wichtiges geschieht.«
    »Ja, M'lord.«
    »Ich werde hier wegfliegen. « Jims Betonung des Wortes
    ›fliegen‹ bedeutete, daß er die Gestalt wandeln würde.
    »Beobachte, was die da draußen machen. Wenn irgendwelche von ihnen in den Wald rennen« – das Areal um Malencontri war, wie bei allen Burgen, gerodet, damit etwaige Angreifer keine Deckung fanden – »und es aussieht, als ob sie desertieren würden, möchte ich wissen, wie viele fortgelaufen und wohin sie gerannt sind. Tritt zurück.«
    Theoluf und die am nächsten stehenden Männer machten genug Platz für einen viel größeren Körper als den des Barons. Jim verwandelte sich in seine andere Gestalt – einen sehr großen, sehr gefährlich aussehenden Drachen. Er erhob sich über die Zinnen und stieß im Sturzflug auf die Männer vor der Burg hinab.
    Die Verzweiflung und der Haß hätten die Männer vielleichtgegen die lähmende Furcht vor dem Übernatürlichen und Magischen, die ihnen von klein auf anerzogen wurde, immungemacht, aber beides hatte ihre Überlebensinstinkte jedenfalls nicht beeinträchtigt. Die Männer stoben wie die Hühner auseinander, um Jims scheinbarem Angriff zu entgehen.
    Jim hatte selbstverständlich nicht die Absicht, auch nur einen der Belagerer zu attackieren, da ein Kampf, sobald sie wieder ihren Verstand
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