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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Autoren: Gordon R. Dickson
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da der König jeden damit auf die Palme brachte, daß er Steuern auf alles mögliche erhob und die bestehenden noch erhöhte.
    Angie hätte nie gedacht, daß sie sich hier im vierzehnten Jahrhundert mit Einkommenssteuern auseinandersetzen mußte. Sie wurden zwar hier und heute nicht so genannt, waren aber dennoch nichts anderes. Zwischen zehn und fünfzehn Prozent aller Einnahmen, seien es nun Pachtzinsen oder Verkaufserlöse, fielen an seine Königliche Hoheit, Edward dem Dritten.
    Angie und Jim hatten den König bereits mehr oder weniger offen mit über dreißig Pfund bestochen, um die Vormundschaft für Robert zu erhalten, und dann waren da noch weitere großzügige Geschenke an die Beamten am Hofe notwendig, durch deren Hände die Dokumente gingen, als da wären: das Gericht des Lordkanzlers, die obersten Schreiber und auch einige der untergeordneten Schreiber.
    Das Geld für einen Ballen chinesischer Seide zusammenzukratzen, würde nicht einfach werden, wenn man bedachte, wie die Reserven in letzter Zeit zusammengeschmolzen waren, auch wenn ein Stoffballen im vierzehnten Jahrhundert bei weitem nicht so lang war wie im zwanzigsten…
    Angie hatte den Gedanken gerade beendet, als sie endlich den Taubenschlag erreichte. Er befand sich zwei Stockwerke unter der Turmspitze, genau gesagt gleich unter der Etage, in der sich ihr und Jims Schlafraum und auch eine kleine Kammer für Robert befanden.
    Der Taubenschlag war ein langer, schmaler Raum. In Hüfthöhe war über die gesamte Länge ein Brett angebracht worden, auf dem die Käfige mit den Tauben standen.
    Das leise Gurren der Vögel wurde lauter, als Angie den Raum betrat – es konnte ja sein, daß jetzt Fütterungszeit war. Angie betrachtete die Tauben anerkennend. Ja, es waren einige Tiere von der Malvernburg da, die in dem Augenblick, da man sie mit einer Botschaft freiließ, nach Hause fliegen würden. Der Weg zu ihrem Heimatschlag war fest in ihren kleinen Köpfen verankert.
    Angie runzelte die Stirn. Der neue Taubenwart war nirgends zu sehen. Angie blickte sich um und entdeckte ihn schließlich, wie er in einer dunklen Ecke auf dem Boden lag.
    Im ersten Moment fürchtete sie, ihm könne etwas geschehen sein, aber als sie über ihm stand und den starken Bierdunst wahrnahm, zogen Sturmwolken über ihr Gesicht. Eine nähere Untersuchung bestätigte ihren Verdacht. Der vierzehnjährige Taubenwart war stockbesoffen und ohne Bewußtsein.
    Angie hätte ihm am liebsten einen kräftigen Tritt gegeben, aber sie verkniff sich, dieser Versuchung nachzugeben. Zum einen hatte sie auch nach drei Jahren dafür noch nicht genug von der mittelalterlichen Mentalität übernommen, und zum anderen erinnerte sie sich daran, daß die Schuhe, die sie trug, nur absatzlose Slipper waren. Ein Tritt hätte ihr wahrscheinlich nur schmerzende Zehen eingetragen, während der Junge nicht mal aufgewacht wäre.
    Plötzlich überfiel sie die Sorge, daß der Knabe sich nicht nur dieses Mal so betrunken hatte. In Anbetracht der Tatsache, daß jeder, selbst die Kinder, das hiesige selbstgebraute Bier oder Ale trank, schien dies nicht undenkbar. Möglicherweise war der Taubenwart trotz seines jugendlichen Alters schon ein Säufer.
    Sollte das der Fall sein, dann konnte er nicht länger auf der Burg bleiben. Die Entlassung wäre hart für ihn, und wenn erst seine Familie davon erfuhr… Die hatte bestimmt gefeiert, als er die Chance bekam, sich um die Tauben zu kümmern. Nun, da er zu den Burgbediensteten gehörte, hätte er ungeahnte Aufstiegsmöglichkeiten, glaubten seine Eltern gewiß. Der Junge könnte vielleicht Jagdmeister werden oder eines Tages gar Burgverwalter.
    Ihm würde bei seinen Lieben einiges bevorstehen, wenn sie erfuhren, daß er seine Chance auf Stellung und Reichtum einfach deshalb verspielt hatte, weil er nicht wußte, wann und wo man sich besaufen kann, ohne daß es jemand merkt.
    Angie konnte sich keinen unzuverlässigen Dienstboten leisten. Auch hatte sie keine Zeit dafür, einen jungen Alkoholiker von seiner Sucht zu befreien, nicht einmal, wenn die anderen Bediensteten der Burg solche Bemühungen unterstützten – worauf natürlich nicht zu hoffen war. Eher versorgten die anderen den Jungen heimlich mit Bier und Schnaps, nicht unbedingt aus Mitleid, sondern eher aus einem seltsamen Sinn von Humor.
    Angie haßte das. Weder sie noch Jim hatten sich bisher dazu herabgelassen, Schläge, Auspeitschungen und ähnliches anzuordnen – Methoden, mit denen im Mittelalter
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