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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Autoren: Gordon R. Dickson
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Untergebenen Gehorsam beigebracht wurde. Natürlich konnte sie den Jungen auch ins Burgverlies werfen lassen, das, wie die Verliese in den meisten anderen Burgen auch, nicht mehr als ein finsteres Loch war.
    Angie hatte das Verlies von Malencontri wenigstens reinigen lassen. Es war furchtbar schmutzig gewesen, da den Gefangenen kein Abort zur Verfügung stand – die Delinquenten konnten sich schon glücklich schätzen, wenn ihnen hin und wieder etwas Eßbares hinabgeworfen wurde. Das Loch war vollkommen dunkel, natürlich unmöbliert und lag innerhalb der dicken Grundmauern der Burg. Diese Wände wärmten sich nie richtig auf, nicht einmal zum Ende des Sommers. Aus diesem Grund war es im Verlies – wie in allen anderen auch – lausig kalt.
    Eine Nacht im Verlies würde den Jungen wahrscheinlich lehren, mehr an seine Pflicht als an den Branntwein zu denken. Das übliche Los der Gefangenen war, nicht mehr lebend aus dem Verlies herauszukommen, und wenn doch, dann nur um an den Folgen einer anderen schweren Strafe zu sterben. Vielleicht erschreckten diese Aussichten den Jungen so sehr, daß er nie wieder Schnaps anrührte. Andererseits war es aber auch denkbar, daß diese erzieherische Maßnahme schon bald nach der Freilassung an Wirkung verlor.
    Angie suchte noch immer nach einer Lösung des Problems, als sie das Läuten des Glöckchens hörte, das die Ankunft einer ihrer eigenen Tauben im Verschlag ankündigte. Sie wandte sich unverzüglich dem Tier zu, aber an dessen Bein war keine Botschaft befestigt. Es war mit Sicherheit eine der Tauben von Malencontri, die Brian oder Geronde erhalten hatten, damit sie Angie oder Jim eine Nachricht schicken konnten. Vielleicht war sie dem Taubenwart einfach irgendwann entwischt und kam jetzt wieder nach Hause geflogen.
    Angie bemerkte zu ihrer Überraschung noch eine andere Taube, die frei im Schlag umherlief. Der Vogel hatte sich von den Körnern bedient, die von den anderen Tauben aus den Käfigen befördert worden waren, und war offensichtlich schon vor längerer Zeit eingeflogen. Er hatte eine Botschaft am Bein, die der besoffene Bursche unverzüglich entweder zu Angie oder Jim hätte bringen sollen.
    Angie wandte sich der Taube zu und nahm ihr die Botschaft ab. Danach steckte sie beide Vögel in einen leeren Käfig. Die Tiere protestierten, aber Angie gab ihnen ein wenig Futter, um sie mit ihrem Los zu versöhnen.
    Angie rollte die Nachricht aus, einen Streifen des dünnsten Papiers, das in dieser Zeit zu haben war. Die Nachricht lautete schlicht: ›B UNT G KOMEN‹. Sie war in Englisch geschrieben, sogar in Gerondes sehr eigener Orthographie. Der Priester der Malvernburg hätte die Botschaft sicherlich in Latein verfaßt.
    Brian und Geronde wollten ihnen also einen Besuch abstatten. Aber wann war die Botschaft abgesandt worden? Wenn man sich den jungen Taubenwart so ansah, dann konnte es gut schon gestern gewesen sein.
    Noch beunruhigender allerdings war, daß die Herrin der Malvernburg die Notiz persönlich geschrieben und nicht ihren Priester damit beauftragt hatte. Zehn zu eins, daß Brian und Geronde ein Problem hatten und Jim und Angie aufsuchen wollten, um Rat oder Hilfe zu erbitten. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um eine ernstzunehmende Angelegenheit.
    Im Mittelalter hatte das Wort ›Freundschaft‹ nur eine Bedeutung: Wenn sich jemand mit der Bitte um Hilfe an einen Freund wandte, dann wurde er nicht damit abgewimmelt, daß man gerade keine Zeit hätte oder schon eine anderweitige Verpflichtung eingegangen wäre. Man hatte dann die Pflicht, alles stehen und liegen zu lassen und dem Freund seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, ihm mit Person und Besitz zur Verfügung zu stehen, für ihn die Waffe zu schwingen und auch das eigene Leben zu riskieren. Sonst war man kein wahrer Freund.
    Aber wann war die Botschaft nun abgeschickt worden?
    Wie lange war die Brieftaube schon hier, und wann trafen Brian und Geronde ein? Neben dem Rat, den die beiden vielleicht suchen würden, mußte auch für ihr leibliches Wohl gesorgt werden. Das hieß, daß nicht nur die Küche einige besondere Gerichte vorzubereiten hätte, sondern auch zwei Zimmer gereinigt, gelüftet und vorbereitet werden mußten. Angie verließ den Taubenschlag im Laufschritt und verdrängte fürs erste die Sache mit dem betrunkenen Taubenwart aus ihren
    Gedanken. Sie eilte behende die Wendeltreppe des Turms hinunter, um zur Anrichtestube zu gelangen.
    Jetzt, da sie sich der Anrichtestube
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