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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Autoren: Gordon R. Dickson
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beisammen hatten, auch für den stärksten aller Drachen den sicheren Tod bedeutete. So zog er im letzten Augenblick wieder nach oben. Seine Flügel klappten auseinander und zerteilten die Luft mit einem Donnerschlag. Der Drache stieg mit einer eindrucksvollen Geschwindigkeit fast senkrecht in die Höhe; er schlug die Flügel mit all seiner Kraft. Bald würde er seine körperlichen Grenzen erreichen, und dann ging nichts mehr.
    Nichtsdestotrotz trug ihn seine Muskelkraft so weit nach oben, daß er nurmehr eine kleine Gestalt am Himmel war. Außer Atem breitete Jim seine ledrigen Flügel aus, um auf der Thermik, die er gerade erreicht hatte, wie ein Segelflugzeug in den Gleitflug überzugehen.
    Er ließ sich vom Luftstrom nach Westen tragen, auf Burg Smythe zu, dem Heim seines engsten Freundes und oftmaligen Lebensretters in diesem vierzehnten Jahrhundert, in dem ein Leben nicht viel galt – Sir Brian Neville-Smythe. Jim hatte sich in letzter Zeit um Brian Sorgen gemacht. Brians Gedanken drehten sich nur noch um die königlichen Steuern, die kürzlich angehoben worden waren. Er stand mit seinen Sorgen nicht allein, aber während der Graf von Oxford mächtig genug war, sie nicht nur öffentlich aussprechen zu können, sondern auch damit durchzukommen, war das bei Brian nicht der Fall.
    Jim schob den Gedanken beiseite. Immer eins nach dem anderen.
    Er sah nach unten. Die Angreifer waren zwar nicht furchterfüllt geflohen, hatten sich aber von den Burgmauern zurückgezogen und standen dichtgedrängt. Sie schienen lebhaft zu diskutieren. Gelegentlich richtete einer seinen Blick gen Himmel.
    Gut! Offenbar sahen sie, wie er Richtung Westen verschwand, und fragten sich, was das zu bedeuten habe. Wohin flog er wohl und warum? Was würde er herbeiholen?
    Tatsächlich flog er nicht gerade nach Westen, sondern begann zu kreisen, in einem Bogen, der ihn im Abstand von ungefähr zwei Kilometern um Malencontri herumführen würde. Drachen hatten, wie auch die meisten großen Raubvögel, ein fast unglaubliches Sehvermögen. Er konnte – von allen unbemerkt – die Burg und die Angreifer aus der Luft beobachten, während er über eine Möglichkeit nachdachte, die Lage in den Griff zu bekommen.
    Zu schade, daß er keine Idee hatte, wie er die Bumps aus der Erde um die Angreifer herum ertönen lassen könnte. Das würde wenigstens die Hälfte von ihnen in die Flucht schlagen…
    »M'lord!« Jim wurde von einem entfernten Gebrüll aus den Gedanken gerissen.
    »M'lord! O M'lord!«
    Jim biß die Zähne zusammen und verkniff es sich, in die Richtung zu schauen, aus der die Stimme zu hören war. Die Stimme war zu tief – ein volltönender Baß, der gerade Richtung Bariton überschnappte – und zu hoch über dem Erdboden, um einen anderen Ursprung haben zu können als die einzige Störungsquelle, die Jim hier mitten in der Luft erreichen konnte. Leider hatte er diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen.
    »M'lord, M'lord!« Die Stimme kletterte um eine halbe Oktave in die Höhe und klang nun ängstlich.
    Jim seufzte und sah über die Schulter zurück. Wie erwartet, glitt weniger als zweihundert Meter hinter ihm ein anderer Drache auf einem Luftstrom dahin und versuchte, auf Jims zu wechseln. Der Drache war noch jung, ein Teenager sozusagen. Ohne jeden Zweifel gehörte er zur jüngeren Generation der Klippendrachen, deren Phantasie von Jims Abenteuern aufs äußerste angeregt worden war. Daran war Secoh, der reizbare, kleine Sumpfdrache, nicht ganz unschuldig. Secoh war dabei gewesen, als Jim, Brian, Dafydd ap Hywel, Aragh und Smrgol, der Großonkel von Gorbash, in dessen Drachenkörper Jim damals steckte, den berühmten Kampf mit den Dunklen Mächten am Verhaßten Turm gewonnen hatten.
    Möglicherweise hatte dieser junge Klippendrache eine Botschaft zu überbringen. Falls nicht, dann war er ein ungewöhnlich mutiger, halbwüchsiger Drache, daß er es wagte, sich Jim aus eigenem Entschluß zu nähern.
    Der junge Drache maß zwei Drittel der Größe, die er als Erwachsener einnehmen würde. Sicherlich war er nicht älter als sechzig oder siebzig Jahre. Er war noch nicht im Stimmbruch, sonst hätte Jim sein Gebrüll gut und gern aus doppelter Entfernung gehört.
    »Ich bin es, Garnacka, M'lord!« Er war bereits auf Jims Luftstrom gewechselt und näherte sich mit leichten Flügelschlägen, bis er auf ungefähr fünfzehn Meter heran war. Schweigend segelte er einige Minuten lang an Jims Seite dahin. Offensichtlich dachte er, daß sein Name
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