Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
Tochter«, sagte er mit rauher Stimme. »Der Fluch bedeutete Aussatz.«
    »Aussatz!«
    Brian und Sir Renel hatten gleichzeitig gesprochen. Geronde hingegen schwieg und erbleichte.
    Wie Brian Baiju gegenüber erklärt hatte, wurden Aussätzige in England nicht mit Stöcken in die Wüste gejagt, sondern verstoßen, und zwar nicht nur von der Gesellschaft, sondern auch von ihren Angehörigen, von ihrem Heim und ihrer Familie. Dann blieb ihnen nichts anderes übrig, als umherzuwandern, zu betteln und mit einer Glocke jedermann vor sich zu warnen. Die Angst vor dieser Krankheit war im mittelalterlichen England nicht geringer als im Nahen Osten.
    »Deshalb konnte er nicht zurückkommen, Geronde«, sagte Jim leise.
    Geronde schaute Jim einen Moment lang an. Sie gab einen erstickten Laut von sich und blickte abermals zu ihrem Vater. Dann sprang sie auf, wirbelte herum, rannte vom Podest herunter und verschwand im Treppenaufgang, der zur Kemenate hochführte. Hinter ihr blieb Stille zurück.
    Nach einer Weile brach Angie das Schweigen.
    »Sir Geoffrey«, sagte sie, »ich glaube, was zwischen Euch und Eurer Tochter stand, wird allmählich wieder heilen. Aber es wird einige Zeit brauchen, und bis dahin müßt Ihr beweisen, daß Ihr ein anderer Mensch geworden seid.«
    Das Schweigen währte lange.
    »Gebe Gott, daß es so kommt«, sagte Sir Geoffrey.
     

31
     
    Sie segelten Flügel an Flügel auf einem breiten Luftstrom zurück nach Malencontri.
    »Bist du sicher, daß Sir Renel wirklich in Malvern bleiben wollte?«
    Jim nickte, dann wurde ihm bewußt, wie lächerlich das in Drachengestalt war.
    »Ja«, sagte er. »Er ist fremd hier, und seit wir ihm angeboten haben, uns nach Hause zu begleiten, hat sich die Situation gewandelt. Schließlich ist Sir Geoffrey der einzige, den er kennt, und früher waren sie eng befreundet. In Gesellschaft eines Freundes wird er sich wohler fühlen, zumal wenn sich Geronde und Sir Geoffrey wieder versöhnen sollten.«
    »Hoffen wir's. Nein, das sollte ich nicht sagen«, meinte Angie, während sie sich auf einer thermischen Strömung in die Höhe schraubten. »Sie werden sich versöhnen. Da bin ich mir sicher.«
    »Ich auch«, sagte Jim.
    Er war glücklich und Angie ebenfalls, das wußte er. Glücklich darüber, wieder heimzukommen. Glücklich, weil sie in Malencontri endlich allein sein würden - abgesehen vom jungen Robert und den Burgbediensteten. In gewisser Weise hatten er und Angie beide Anteil an der Aussöhnung von Geronde und ihrem Vater gehabt.
    Er zuckte innerlich zusammen, als er an den Schock dachte, den es für Geronde bedeutet hatte, zu erfahren, daß ihr Vater bereit gewesen war, den Aussatz auf sich zu nehmen, anstatt sie anzustecken. Zumal in Anbetracht der Einstellung, die sie in den vergangenen Jahren ihm gegenüber an den Tag gelegt hatte.
    Jedenfalls verstand sie ihn jetzt besser. Derartiges Leid war Jim und Angie erspart geblieben, und im Moment war die Welt für sie beide in Ordnung. Sie fühlten sich behaglich warm in ihren Drachenkörpern, flogen Seite an Seite auf den Luftströmungen dahin, und Jim kam es so vor, als schiene die Sonne besonders hell.
    Der Himmel war nahezu wolkenlos. Etwas von der Unwirtlichkeit des Winters überdauerte noch in den zu prallen Knospen zusammengepreßten Blättern - es war noch zu früh, als daß sich im dunklen Geäst der Bäume bereits Grün gezeigt hätte, und auf dem Boden lugten dunkle Flecken feuchter Erde durch den tristen Teppich nasser Blätter hindurch, die der geschmolzene Schnee freigegeben hatte. Gleichwohl schien die ganze Welt heftig nach dem Frühling zu verlangen, und die Vögel schmetterten ihre Lieder. Frühlingsduft lag in der brausenden Luft. Jim sog sie mit Wonne durch seine Drachennüstern ein.
    Er war froh, daß Sir Renel sich schließlich doch entschlossen hatte, in Malvern zu bleiben, wenngleich jedermann ihm hatte versichern müssen, daß er dadurch niemanden kränken werde. Geronde würde ihm sicher beigepflichtet haben, wäre sie denn bei ihnen gewesen.
    Da Jim und Angie keine Rücksicht auf Sir Renel nehmen mußten und somit keinen Grund gehabt hatten, nach Hause zu reiten, hatte es für sie nahegelegen, Drachengestalt anzunehmen und zu fliegen. Die anderen hatten ihnen auf dem Turm der Malvernburg zum Abschied gewinkt.
    »Ich bin richtig froh, wieder nach Hause zu kommen«, meinte Jim zu Angie.
    »Ich auch«, erwiderte sie. »Hoffentlich ist mit Robert alles in Ordnung.«
    »Bestimmt«, sagte Jim, und im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher