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wittern ein Geheimnis

wittern ein Geheimnis

Titel: wittern ein Geheimnis
Autoren: Enid Blyton
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Empfindsame Georg
     
    »Mutter! Mutter, wo bist du?«, rief Georg, als sie ins Haus stürmte. »Mutter! Schnell!«
    Aber nichts rührte sich. Georgs Mutter war im Garten hinter dem Felsenhaus, um Blumen zu holen. Georg rief noch einmal, jetzt mit der ganzen Kraft ihrer ohnehin sehr lauten Stimme.
    »Mutter! Mutter! Wo bist du? Es ist wichtig!«
    Im Haus wurde eine Tür aufgerissen und Georgs Vater erschien und musterte seine Tochter.
    »Georg! Was soll dieser Lärm? Ich stecke mitten in einer schwierigen …«
    »Vater, Tim ist verwundet!«, jammerte Georg. »Er sprang …«
    Ihr Vater schaute auf Tim, der geduldig hinter Georg stand, und schnaubte hörbar.
    »Verwundet! Mir scheint, er ist kerngesund. Wahrscheinlich hat er sich wieder einen Dorn eingetreten – und gleich denkst du, die Welt geht unter, schreist durchs ganze Haus und …«
    »Aber Tim ist wirklich verwundet«, unterbrach Georg ihn und unterdrückte krampfhaft die Tränen. »Sieh doch.«

     
    Aber ihr Vater war wieder in sein Arbeitszimmer zurückgegangen und die Tür fiel krachend hinter ihm zu. Georg starrte die Tür mit einem Blick an, der ebenso wütend war wie der ihres Vaters.
    »Du bist herzlos!«, rief sie. »Und … oh, da kommt Mutter. Mutter!«
    »Na, Georg, was ist denn nur wieder los?«, erkundigte sich ihre Mutter. »Erst hörte man Vaters Schimpfen und dann dein Geschrei.«
    »Mutter, Tim hat sich verletzt.« Georg schluchzte. »Sieh nur!«
    Sie kniete neben dem Hund nieder und klappte vorsichtig ein Ohr nach vorn. Hinter dem Ohr war eine Risswunde, die stark blutete. Tim winselte leise und in Georgs Augen standen Tränen, als sie zu ihrer Mutter aufsah.
    »Nun reg dich nicht so auf, Georg«, sagte Frau Kirrin, »es ist nur eine Risswunde. Wie ist das denn passiert?«
    »Er wollte über einen Graben springen und hat den Stacheldraht nicht gesehen«, berichtete Georg. »Und da hat er sich hinter dem Ohr die Haut aufgerissen. Der Riss hört gar nicht auf zu bluten. Was soll ich nur tun?«
    Ihre Mutter besah sich die Wunde; sie war wirklich ziemlich tief. »Geh mit ihm zum Tierarzt«, riet sie. »Vielleicht muss die Wunde genäht werden. Sie scheint mir doch recht tief zu sein. Armer, guter Tim, ein Glück, dass es nicht das Auge war.«
    »Dann hau ich am besten sofort ab«, sagte Georg und lief zur Tür. »Ob der Doktor jetzt wohl zu Hause ist?«
    »Sicher, er hat um diese Zeit Sprechstunde.«
    So musste Tim in größter Eile über die Feldwege bis zu dem hübschen Haus des Tierarztes laufen. Georg war sehr besorgt und atmete auf, als sie merkte, dass der Arzt die Sache nicht allzu ernst nahm. Er kannte Tim von den Impfungen her, die immer wieder notwendig waren.
    »Ein paar Stiche, dann heilt das schön zu«, meinte er. »Wirst du ihn halten, während ich die Wunde behandle? Er wird kaum etwas spüren. So, alter Knabe – halt still, so ist’s recht!«
    Fünf Minuten später bedankte sich Georg herzlich bei dem Arzt.
    »Vielen Dank, Doktor! Mir ist ganz anders geworden, als ich das Blut gesehen hab. Ist jetzt alles gut?«
    »Ja, ja, natürlich, du darfst ihn sich nur nicht an der Wunde kratzen lassen«, sagte der Tierarzt, während er sich die Hände wusch, »sonst könnte es schlimmer werden.«
    »Ja, was soll ich denn dagegen tun?«, fragte Georg besorgt. »Da, er versucht schon sich zu kratzen!«
    »Du musst ihm einen großen Kragen aus Pappe machen«, erklärte der Tierarzt, »rund um den Hals und weit abstehend, damit er mit der Pfote nicht an die Wunde herankommt, auch wenn er sich noch so sehr bemüht.«
    »Aber Tim wird das nicht mögen«, gab Georg zu bedenken. »Hunde sehen mit solchen Halskrausen sehr komisch aus, und ich glaube, sie wissen das. Tim wird schrecklich böse werden.«
    »Es ist aber die einzige Möglichkeit, ihn am Kratzen zu hindern«, meinte der Arzt. »Geh ruhig nach Hause, Georg. Draußen warten noch mehr Patienten.«
    Georg machte sich auf den Heimweg und Tim trottete still hinterher. Ihm behagte es sehr, dass sich zur Zeit alles um ihn drehte. Als sie schon beinahe zu Hause waren, setzte er sich plötzlich hin und wollte mit der Hinterpfote sein verwundetes Ohr kratzen.
    »Nein! Tim, nein!«, rief Georg aufgeregt. »Du darfst dich nicht kratzen! Das Pflaster wird sofort abgehen und dann bricht die Wunde wieder auf. Nein, Tim!«
    Tim schaute sie fassungslos an. Nun gut, wenn das Kratzen Georg plötzlich so aufregte, würde er damit eben warten, bis er allein war. Aber Georg durchschaute Tim und zog die
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