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wittern ein Geheimnis

wittern ein Geheimnis

Titel: wittern ein Geheimnis
Autoren: Enid Blyton
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Stirn in Falten.
    »Verflixt! Ich muss ihm tatsächlich diesen Pappkragen machen. Vielleicht hilft Mutter mir dabei.«
    Die Mutter half ihr gern. Georg war in solchen Sachen nicht sehr geschickt und sah ihrer Mutter zu, wie sie den Kragen aus Pappkarton ausschnitt, ihn um Tims Hals legte und die Enden mit Klebeband zusammenfügte. Tim schaute verdutzt drein, aber er hielt geduldig still. Als der Kragen fest um seinen Hals saß, versuchte er mit beiden Vorderpfoten den ungewohnten Halsschmuck abzustreifen. Als das nicht gelang, hob er die Hinterpfote, um sein schmerzendes Ohr zu kratzen, aber auch da gab es Fehlanzeige. Er kratzte nur den Pappkarton.
    »Mach dir nichts draus, Tim«, tröstete Georg ihren Hund, »in ein paar Tagen ist alles vorbei.«
    Da kam Georgs Vater aus dem Arbeitszimmer. Als er Tim mit dem Kragen sah, blieb er wie angewurzelt stehen. Dann lachte er, was er sonst äußerst selten tat.
    »Ach, Tim, du siehst mit deiner prachtvollen Halskrause aus wie Königin Elisabeth I.!«, rief er aus.
    »Lach nicht über ihn, Vater«, sagte Georg vorwurfsvoll. »Du weißt doch, Hunde vertragen es nicht, wenn man sie auslacht.«
    Tim schien tatsächlich gekränkt zu sein. Er wandte Georgs Vater seine Kehrseite zu und begab sich sichtlich beleidigt in die Küche. Von dort kam ein leises Kichern und dann lachte jemand an der Küchentür laut auf. Es war der Milchmann.
    »O Tim! Wozu hast du bloß diesen Kragen um? Damit du lauter bellen kannst? Du siehst schrecklich komisch aus!«
     

     
    Georg war verärgert und blieb es den ganzen Tag über. Jeden, der nur den Mund aufmachte, um etwas über die komische Halskrause zu sagen, fauchte sie wild an. Wie hässlich von den Leuten, sich über Tim lustig zu machen! Konnten sie sich denn nicht vorstellen, wie entsetzlich unbequem so ein Kragen war? Tim musste ihn Tag und Nacht umbehalten. Er konnte sich nicht einmal gemütlich hinlegen. Georg schlich umher und sah so wütend und elend aus, dass ihre Mutter Mitleid bekam.
    »Georg, Liebling, nimm es doch nicht so schwer. Du machst Vater sonst noch ganz böse. Tim wird den Kragen höchstens ein paar Tage brauchen, das weißt du doch. Er sieht ja wirklich ein bisschen komisch aus, wenn man ihn unvorbereitet sieht. Er wird sich aber bald daran gewöhnen.«
    »Alle lachen über ihn«, grollte Georg. »Er läuft in den Garten und schon hängen Dutzende von Kindern über dem Zaun und brüllen vor Lachen. Und der Postbote fand es grausam. Und Vater findet es lustig. Und …«
    »Nun mach bloß kein so großes Theater daraus!«, mahnte ihre Mutter. »Denk daran, Anne kommt bald, und sie wird sicher nicht erfreut sein, wenn du aus dem kleinen Unfall eine Tragödie machst.«
    Anne war Georgs Kusine. Und Georg hieß eigentlich nicht Georg, sondern Georgina. Sie wurde ihrer ruppigen Art wegen oft für einen Jungen gehalten. Georg unterstützte das noch mit ihrem Haarschnitt und ihrer Kleidung. Und so gefiel es ihr auch am besten.
    Georg hielt es noch einen Tag aus. Dann aber, nachdem sie wegen Tim noch zwei Auseinandersetzungen mit ihrem Vater, eine mit drei spottenden Jungen und eine mit dem Zeitungsjungen gehabt hatte, beschloss sie, keinen Tag länger im Felsenhaus zu bleiben.
    »Wir nehmen mein kleines Zelt und gehen zusammen irgendwohin. Nur du und ich«, teilte sie Tim mit. »Wir suchen uns einen Platz, wo niemand dich sieht, bis die Wunde verheilt und der schreckliche Kragen weg ist. Ist das nicht eine gute Idee?«
    »Wuff«, machte Tim, als wäre er mit Georgs Vorschlag einverstanden. Obwohl er sich noch immer mit diesem Kragen herumärgern musste.
    »Weißt du, Tim, sogar die Hunde lachen über dich«, fuhr sie ernsthaft fort. »Hast du diesen dämlichen Zwergpudel von Frau Janosch bemerkt? Wie er dastand und dich anstarrte! Man konnte ihm ansehen, dass er lachte. Und ich mag nicht, dass man über dich lacht. Ich weiß, du hasst es.«
    Tim mochte es sicherlich nicht sehr gern, aber Georg schien über den Kragen noch weit mehr entrüstet zu sein als er selbst. Er folgte ihr hinauf in ihr Schlafzimmer und beobachtete, wie sie anfing einige Sachen in einen Matchsack zu stopfen.
    »Wir werden uns einen einsamen Winkel am Waldrand suchen«, erklärte sie ihm, »und das Zelt an einem Bach aufschlagen. Heute Nacht ziehen wir los. Ich nehme mein Fahrrad und lade alles auf den Gepäckträger.«
    So schlich also Georg mitten in der Nacht, als im Felsenhaus alles dunkel und still war, mit Tim die Treppe hinunter. Auf den
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