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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
Autoren: Gordon R. Dickson
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nicht versagen wollen? Ich verspreche Euch, daß ich von nun an gesittet trinken werde.«
    »Meine Herren«, sagte Geronde zu Sir Geoffrey und Sir Renel, »tut Euch keinen Zwang an, ich bitte Euch. Trinkt!«
    Die beiden Männer hoben zögernd die gefüllten Kelchgläser - Trinkgefäße, die sie seit Jahren nicht mehr in Händen gehalten hatten und die sie nun mit außergewöhnlicher Behutsamkeit handhabten - und führten sie geradezu ehrfürchtig an die Lippen. Geronde gab ihnen ein Beispiel und genehmigte sich einen herzhaften Schluck.
    Zu Jims Erleichterung trank Angie bereits. Dadurch ermutigt, nahm Jim einen fast ebenso tiefen Schluck aus dem Glas wie zuvor Brian. Mit dem Geschmack des Weins schwand auch das Gefühl, fehl am Platz zu sein. Er trank in so großen Zügen, daß er sich beinahe verschluckt hätte. Niemand hatte daran gedacht, den Wein mit Wasser zu verdünnen, wenngleich auf dem Tisch auch Wasserkrüge standen. Obwohl das Glas noch nicht ganz leer war, schenkte man ihm bereits nach.
    Angie lächelte ihn an. Jim lächelte zurück.
    »Oh!« sagte Angie, als sie das Kelchglas absetzte. »Die Kobolde!«
    Sie wandte sich um. Alle anderen taten es ihr nach. Kob von Malencontri und Kob von Malvern standen verloren auf dem Boden.
    »In der Anrichte brennt bestimmt ein hübsches Feuer, ihr Kleinen«, sagte Geronde sanft. »Sei unser Gast, Kob von Malvern!«
    Die Gesichter der beiden Kobolde hellten sich auf.
    Kob von Malvern faßte Jim und Angies Kobold bei der Hand.
    »Komm mit!« sagte er, und Hand in Hand rannten sie in die Anrichte hinüber.
    »Sorg dafür, daß die kleinen Kerle nicht gestört werden!« befahl Angie dem nächsten Bediensteten.
    »Jawohl, Mylady!« erwiderte dieser und folgte den beiden Kobolden in die Anrichte.
    Die an der hohen Tafel Versammelten sprachen den Speisen, die aufgetragen wurden, herzhaft zu, denn es war eine ganze Weile her, seit sie das letzte Mal gegessen hatten. Wohltuender als das Essen war das Nachlassen der Spannung, das sich nach und nach bemerkbar machte. Selbst Sir Geoffrey und Sir Renel entspannten sich soweit, daß sie sich wieder des gesellschaftlichen Umgangstons ihrer Heimat bedienten, den sie beinahe vergessen hatten.
    Allerdings unterhielten sie sich ausschließlich miteinander. Brian, der am anderen Ende der Tafel saß, hatte jetzt, da er gegessen und getrunken hatte, wieder zu seinem gewohnten Überschwang zurückgefunden und lenkte die Unterhaltung in die gewohnten Bahnen. Jim fiel jedoch auf, daß selbst Brian noch ein wenig gehemmt schien.
    Geronde legte ihrem Vater gegenüber eine unverändert unnachgiebige Haltung an den Tag, und das war allen bewußt und hatte eine ungünstige Wirkung auf die Atmosphäre bei Tisch, auch wenn niemand es sich anmerken ließ und Geronde ihren Vater entsprechend den Geboten der Höflichkeit mit der gleichen Zuvorkommenheit behandelte, als wäre er nie von zu Hause fort gewesen.
    Sir Geoffrey antwortete ihr mit gleicher Höflichkeit, wenn sie ihn ansprach. Allen aber war klar, daß er alle Höflichkeitsfloskeln für ein Wort von Geronde hingegeben hätte, das erkennen ließ, daß ihre Feindseligkeit ein wenig nachgelassen habe und daß sie ihm irgendwann verzeihen werde.
    Es gab nichts Schlimmeres als eine höfliche Dinnerparty, fand Jim, bei der jeder krampfhaft das eine Thema mied, das alle beschäftigte. Aufgrund der Mißstimmung zwischen Vater und Tochter fühlte er sich wohl ebenso bedrückt wie die beiden Kobolde, ehe Geronde sie zum Kamin in der Anrichte geschickt hatte.
    Ohne diese Anspannung hätte es ein ausgelassenes Fest sein können. So aber war es, als säße ein Gespenst bei ihnen am Tisch. Es zwang ihnen eine Förmlichkeit auf, die unvereinbar war mit fröhlicher Festlaune. Es ärgerte Jim ein wenig, daß weder Angie noch Brian es je für nötig befunden hatten, ihm zu sagen, welch schweren Groll Geronde gegen ihren Vater hegte.
    Vielleicht hatten sie es auch gar nicht gewußt; so nahe, wie Brian und Angie ihr standen, hätte ihn dies allerdings gewundert.
    Jim spürte, wie die Stimmung immer bedrückter wurde; als alle ihren Hunger gestillt hatten und Speis und Trank an Reiz verloren, erstarb allmählich die Unterhaltung an beiden Enden der Tafel.
    »Ihr seid bestimmt müde!« wandte sich Geronde an Jim und Angie. »Möchtet Ihr vielleicht über Nacht bleiben?« Sie blickte rasch den Tisch entlang. »Das heißt, natürlich nur, wenn mein Vater nichts dagegen hat?«
    »Oh, gewiß, bleibt nur hier. Ich
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