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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
Autoren: Gordon R. Dickson
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es entsprechend den geltenden Sitten zwei mögliche Reaktionen; entweder man stellte ihn deswegen zur Rede, oder man tat so, als habe man seine Bemerkung nicht gehört. Letzteres ging eigentlich nicht mehr. Andererseits war Brian sein bester Freund, Geronde hätte die Unerfreulichkeit mit einer Antwort eingestanden, und Sir Geoffrey und Sir Renel waren ihm zu Dank verpflichtet, da er ersteren aus einer Abhängigkeit befreit hatte, die Sklaverei sehr nahe kam, während letzterer tatsächlich ein Sklave gewesen war.
    All dessen war Jim sich bewußt, während er gleichzeitig spürte, wie Angie dichter an ihn heranrückte, aber wie er aus der Sackgasse herauskommen sollte, in die er sich hineinmanövriert hatte, das wußte er nicht. Doch die Gefühle überwältigten ihn, und so redete er einfach drauflos, ohne seine Worte auf die Goldwaage zu legen.
    »So geht das nicht!« sagte er. »Sir Geoffrey, sagt Eurer Tochter, weshalb Ihr trotz Eures ganzen Reichtums nicht nach Hause zurückkehren, geschweige denn Geronde etwas von Eurem Besitz abgeben konntet. Sagt es ihr!«
    Sir Geoffrey, der kalkweiß im Gesicht geworden war, schaute ihn schweigend an.
    »Sagt es ihr, Mann!« drängte ihn Jim. »Sagt es ihr, sonst tue ich es!«
    Ruckweise wie eine Gliederpuppe wandte sich Sir Geoffrey zu Geronde herum.
    »Ich konnte nicht«, sagte er zu ihr. »Ich stand unter einem Fluch.«
    »Ihr konntet nicht?« fragte Geronde, wobei sie das zweite Wort betonte. Es fehlte nicht viel, und sie hätte verächtlich die Lippen gekräuselt.
    »Ich habe es nicht gewagt«, erklärte Sir Geoffrey frei heraus.
    »Ihr habe es nicht gewagt, Vater?«
    »Erzählt Ihr die ganze Geschichte«, sagte Jim. »Der Fluch galt ursprünglich Hassan ad-Dimri, wurde dann aber auf Euch übertragen. Sagt ihr, weshalb.«
    »Hassan hat mir den Palast und alles andere angeboten, was du in Palmyra gesehen hast«, fuhr Sir Geoffrey fort. »Das war der Preis dafür, daß ich den Fluch auf mich nahm. Damals meinte ich, all meine Wünsche gingen in Erfüllung. Er aber lachte, als ich in den Handel einwilligte.«
    »Weshalb hat er gelacht?« hakte Jim unerbittlich nach.
    Sir Geoffrey blickte Geronde unverwandt an.
    »Damals war es mir gleichgültig, weshalb er gelacht hat«, antwortete Sir Geoffrey. »Dann sagte er mir, jetzt, da ich den Fluch auf mich genommen habe, werde dieser mir überallhin folgen, selbst wenn ich ihm zu entkommen versuchte. Nicht nur das, er werde sich sogar ausweiten.«
    Sir Geoffrey verstummte erneut.
    »Erzählt ihr alles«, sagte Jim in etwas sanfterem Ton.
    Sir Geoffrey schlug die Augen nieder.
    »Er sagte, wenn ich versuchen würde zu fliehen, werde der Fluch meine Nachkommen bis ins siebte Glied hinein verfolgen. Deshalb hat er gelacht. >Denkt an Eure Söhne und an deren Söhne<, sagte er, >wie sie leiden werden bis ins siebte Glied!<«
    Sir Geoffrey holte tief Luft und fuhr fort, ohne aufzusehen.
    »Soviel hatte ich seinen Worten bereits entnommen, auch wenn er es bislang noch nicht deutlich ausgesprochen hatte«, sagte er. »Doch ich war mir sicher, ich würde einen Weg finden, dem Fluch zu entgehen und zumindest einen Teil meines Reichtums nach England zu schaffen. In Wahrheit zweifelte ich daran, daß der Fluch, der einem Muslim gegolten hatte, auch bei einem Christen wirksam wäre. Ich hatte mich getäuscht; als mir jedoch die Tragweite meines Irrtums klar wurde, konnte ich nicht mehr nach England zurückkehren. Ich wußte, daß ich dem Fluch niemals entgehen würde - aber ich wollte ihn nicht auch noch auf dich übertragen.«
    Er sah zu Geronde auf.
    »Ihr habt gesagt«, meinte sie in schneidendem Ton, »Ihr hättet es nicht gewagt.«
    »Erzählt Ihr, worin der Fluch bestand«, sagte Jim. »Geronde, Ihr habt Ahriman gesehen. Seine Existenz ließ sich nicht leugnen. Und das, was Sir Geoffrey nach Hause gefolgt wäre, hätte sich ebenfalls nicht leugnen lassen.«
    »Ich fürchte mich nicht vor Flüchen!« Geronde reckte stolz den Kopf. »Auch dann nicht, wenn sich mein Vater vor ihnen fürchtet.«
    »Sagt Ihr, worin der Fluch bestand«, wiederholte Jim. »Dann wird sie vielleicht anders denken.«
    Sir Geoffrey wirkte abgespannt und alt im Gesicht. »Das brauche ich doch nicht...« Er brach ab.
    »Sagt es«, forderte Jim ihn auf. »Begreift Ihr denn nicht, daß Ihr es sagen müßt, damit Geronde Euch versteht?«
    Sir Geoffrey holte tief Luft und straffte sich. Er blickte Geronde direkt an.
    »Ich konnte damit nicht zu dir zurückkehren,
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