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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn
Autoren: Gordon R. Dickson
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nächsten Moment landeten sie auch schon auf dem Dach des Turms. Der Ausruf des diensttuenden Bewaffneten ähnelte eher einem Angstschrei als dem üblichen Warnruf; als sie jedoch wieder menschliche Gestalt angenommen hatten, wirkte seine Miene bereits wieder ungewöhnlich starr.
    »Da wären wir wieder, Harold«, sagte Jim.
    »Jawohl, Mylord«, erwiderte der Wächter, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Jim und Angie stiegen die Treppe zur Kemenate hinunter. Vor der Tür wartete zwar kein Bediensteter, dafür brannte im Kamin aber ein kleines Feuer, denn die Bediensteten glaubten, ohne Feuer werde die Wäsche über Nacht feucht und schimmlig.
    Jim blickte sich glücklich im Zimmer um. Wie gemütlich es hier doch war, dachte er.
    »Ich sehe nach Robert«, sagte Angie und verzog sich in den angrenzenden Raum, den sie auf dem Stockwerk, auf dem die Kemenate lag, für Robert eingerichtet hatten.
    Kurz darauf kam sie wieder zurück.
    »Ist gerade eingeschlafen, der Brave«, meinte Angie.
    Aus seiner genüßlichen Betrachtung aufgeweckt, schickte Jim sich an, ein paar Scheite nachzulegen. Angie hinderte ihn gerade noch rechtzeitig daran.
    »Ah, ja«, meinte Jim, als ihm einfiel, daß sich in Kürze jemand darum kümmern würde - und tatsächlich hörten sie in diesem Moment, wie der Bewaffnete auf dem Turm etwas in den Burghof hinunterrief.
    Nun würde sich die Nachricht von ihrer Rückkehr rasch verbreiten. Die Bediensteten hätten es mit Bestürzung aufgenommen, wäre Jim genötigt gewesen, eigenhändig Holz nachzulegen. Somit blieb ihm gerade noch genug Zeit, endlich das Kettenhemd abzulegen, aus dem er die vergangenen Wochen über nicht herausgekommen war, und in einem der bequemen Sessel Platz zu nehmen, die er für die Kemenate hatte anfertigen lassen, während Angie ihren Reiseumhang ablegte und sich ebenfalls setzte. Dann wurde auch schon an der Tür gescharrt.
    Ohne die Aufforderung zum Eintreten abzuwarten, kamen mehrere Bedienstete herein; einer kümmerte sich um das Kaminfeuer, ein anderer räumte auf und staubte ab, und ein dritter hatte bereits ein Tablett mit Wein und Gebäck dabei.
    »Stell es auf den Tisch, Beth«, sagte Jim. Von der Mahlzeit in der Malvernburg her war er noch zu satt, um bereits wieder Appetit zu haben; er vermutete, daß es Angie ganz ähnlich erging. Speis und Trank zurückzuweisen, hätte allerdings bedeutet, die Bediensteten in ihren Gefühlen zu verletzen.
    »Ja, Mylord«,  sagte Beth, eine Bedienstete Ende Zwanzig, und kniff ein wenig die Lippen zusammen. Sie hatte geantwortet, ohne Jim anzusehen.
    Als die anderen fertig waren, näherten sie sich rückwärts gehend der Tür und sagten mit einer ähnlich starren Miene, wie sie der Wachposten gezeigt hatte: »Mit Eurer Erlaubnis, Mylord!« und »Bitte entschuldigt die Störung, Mylord und Mylady!«
    »Ist dir irgendwas aufgefallen?« fragte Jim Angie. »Ich finde, sie verhalten sich äußerst seltsam. Erst habe ich gedacht, sie wären nur zurückhaltend. Jetzt aber scheint mir, da steckt mehr dahinter.«
    »Das finde ich auch«, erwiderte Angie. »Ich weiß bloß nicht, was es ist.«
    »Wenn das ihre Art ist, uns willkommen zu heißen«, sagte Jim, »dann hören sie hoffentlich bald damit auf. Glaubst du, sie nehmen uns übel, daß wir weg waren?«
    »Ich wüßte nicht, weshalb sie das tun sollten...« Angie brach ab, als abermals an der Tür gescharrt wurde.
    »Wer ist da?« rief Jim.
    »Ich bitte um Verzeihung, Mylord«, antwortete ihm eine männliche Stimme. »John Steward möchte Euch sprechen, Mylord. Falls Eure Lordschaft gestatten.«
    »Schick ihn herein!« Jim sah Angie an. »Was immer hier vorgehen mag, von John Steward werden wir bestimmt mehr erfahren.«
    Die Tür öffnete sich, und John Steward trat ein. Wie den Schmied und fast alle anderen Bediensteten hatten sie auch ihn zusammen mit der Burg übernommen. Er war ein hochgewachsener, vierschrötiger Mann in den Vierzigern.
    Im Laufe seiner Dienstzeit hatte er drei verschiedene Burgherren gehabt; er war stolz darauf, noch den Großteil seiner Zähne zu besitzen, wenngleich die beiden vordersten Schneidezähne fehlten. Er lächelte selten, entweder um die Zahnlücke zu verbergen oder einfach deshalb, weil er fand, dies sei mit seiner verantwortungsvollen Stellung nicht zu vereinbaren. Sein schwarzes Haar zeigte noch keine Spur von Grau und war straff zurückgekämmt; selbst in der Burg trug er stets einen Hut, der an einen Brotlaib erinnerte, und das abgelegte Gewand des
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