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Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Titel: Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt
Autoren: André Ziegenmeyer
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besorgniserregende Kreativität. Am Ende wird das Projekt vermutlich die ganze Welt umfassen.“
    „Oh, bezaubernd.“
    „Aber darüber brauchen wir uns wohl keine Gedanken mehr zu machen. Bis dahin sind wir hier längst vermodert.“
    „Das muntert mich natürlich auf.“
    Eine unversöhnliche Stille stellte sich ein. Schließlich murmelte der Kobold etwas, das recht unverständlich war, sich im Ganzen jedoch wie ‚verdammte Priester’ anhörte. Daraufhin nahm Zacharias Korkenbaums Stimme eine schneidende Qualität an.
    „Nun, ich möchte darauf hinweisen, dass einige von uns sich gegenwärtig in einer bedeutend angenehmeren Situation befinden könnten. Hätte ich euch nicht hierher geführt, bestünde mein derzeit einziges Problem darin, wie ich meinen Magen ausreichend dehnen könnte, um möglichst umfassende Teile eines höchst delikaten Buffets darin unterzubringen.“
    „Oh, ja. Und dass du uns hergebracht hast, hat uns natürlich ausgesprochen viel genützt.“
    Die Temperatur im Raum wurde merklich kühler.
    „Ich entschuldige mich dafür, wenn ich deinen so ausgesprochen sensiblen Sinn für Taktik beleidigt habe, Herr Kobold.“
    William schoss daraufhin einen Blick auf Auguste ab.
    „Kannst du mir bitte erklären, was er damit sagen will? Ich finde, es klang irgendwie unverschämt.“
    Die Hexe seufzte. Bevor sie noch etwas antworten konnte, ließ sich eine andere Stimme vernehmen.
    „Möchtet ihr, dass ich euch helfe, oder wollt ihr lieber noch eine Weile weiterstreiten?“
    Schlagartig wurde es still im Raum, und vier Köpfe drehten sich absolut synchron in eine ganz bestimmte Richtung. In der Türöffnung zeigte sich die unbeholfene Gestalt Nikodemus von Schlupps. Offenbar war ihm die plötzliche Aufmerksamkeit unangenehm.
    „Wenn ihr lieber weiterstreiten wollt, würde ich einfach später wiederkommen.“
    Einiges sprach dafür, dass er sich zuvor nicht gründlich umgesehen hatte, denn als sein Blick Auguste Fledermeyer traf, gewann das Gesicht des jungen Priesters eine leicht grünliche Färbung.
    „Mein lieber Nikodemus“, ließ sich die Stimme des Bischofs vernehmen, „solltest du dich tatsächlich noch einmal von diesem Ort entfernen, bevor du uns losgemacht hast, würde ich mich gezwungen sehen, einige
einschneidende Beschränkungen an deinem persönlichen Wohlbefinden vorzunehmen. Und ich glaube, dass mich die letzten Stunden in dieser Hinsicht außerordentlich experimentierfreudig gestimmt haben. Also beeil dich gefälligst!“

Auguste und ihren Begleitern war nur allzu bewusst, dass ihnen vermutlich nur wenig Zeit blieb. Unter anderem bedeutete dies, dass sie bei der Begegnung mit potentiell hinderlichen Passanten auf die älteste und schnellste aller Diskussionsformen zurückgriffen. Ein gutes Dutzend Male ließen sie auf ihrem Weg durch die Stollen ein ersticktes Keuchen hinter sich zurück. Und wenn es nach dem Kobold gegangen wäre, hätten sie gern noch ein paar zusätzliche Runden drehen können.
    Mühsam versuchte Zacharias Korkenbaum, mit den anderen Schritt zu halten.
    „Wie hast du uns eigentlich gefunden?“, wandte er sich an seinen Schützling.
    „Das war nicht allzu kompliziert, Hochwürden“, schnaufte der junge Geistliche. Der schwer atmende Bischof verzeichnete mit Genugtuung, dass sich auch das Gesicht des bedeutend jüngeren Mannes vor Anstrengung allmählich verfärbte.
    „Inmitten all des Durcheinanders schien niemand für mich Verwendung zu haben. Den ganzen Tag bin ich nutzlos durch die Höhlen geschlichen, während alles um mich herum in heller Aufregung war. Ich gebe zu, dass das für eine Weile sogar recht angenehm war. Aber wenn man sie mit niemandem verbringen kann, wird Freizeit auf Dauer auch recht langweilig. Deshalb dachte ich, dass Ihr vielleicht eine Aufgabe für mich hättet.“
    Nikodemus von Schlupp musste sich eine Weile unterbrechen, um neuen Atem zu schöpfen.
    „Doch als ich in Eurem Arbeitszimmer ankam, war niemand dort. Auf dem Schreibtisch lag ein großer Stapel Karten, fertig verschnürt für den Rücktransport ins Archiv. Ansonsten sah alles nach einem ziemlich hektischen Aufbruch aus. Nun, wie gesagt: Mir war langweilig. Und da dachte ich, dass ich mir ebenso gut die Zeit damit vertreiben könnte, die Karten für Euch zurückzubringen.“
    „Dabei“, fuhr der junge Priester fort, „stieß ich auf den Kardinal, wie er mit dem Archivar in ein ziemlich beunruhigendes Gespräch vertieft war. Als ich hörte, dass es dabei
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