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Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft

Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft

Titel: Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Arm.
    Bottlenecks Freund verschwindet endlich, das blonde Gift schließt die Tür. Ich taxiere den Doktor und entscheide, dass er mir sympathisch ist. Zwar hat er jetzt seine Züge unter Kontrolle und guckt leicht blasiert, aber vorhin, als ich ihn beim Küssen ertappt habe, war sein Gesicht ganz weich und hat mir den echten Richard offenbart. In Gedanken nenne ich ihn bereits beim Vornamen, für mich ist die Sache perfekt. Außerdem hatten wir bereits ein Gespräch bei einer Tasse Kaffee vor einer Woche, um uns zu beschnüffeln. Ich mag den Kerl, er ist so authentisch.
    „Also, Dr. Schneider, Sie streben eine Praxisgemeinschaft mit mir an?“
    „Ja.“
    „Gut. Wie viel Erfahrung haben Sie?“ Richard lehnt sich zurück und legt die Fingerspitzen gegeneinander, eine Stelllung, die ich mir unbedingt merken muss. Es sieht sehr professionell aus.
    „Steht in meiner Akte.“
    „Ach ja.“ Er wippt nach vorn und tut so, als wenn er liest.
    Ich seufze innerlich und beschließe, die Posse abzukürzen.
    „Dr. Bottleneck, oder darf ich Richard sagen?“ Ich warte seine Antwort nicht ab und fahre fort. „Also, Richard, ich möchte diese Praxisgemeinschaft. Du bist mir sympathisch – entschuldige, dass ich gleich mit der Tür ins Haus falle – und die Praxis gefällt mir. Können wir jetzt zur Sache kommen?“
    Richard starrt mich an. Seine Mundwinkel zucken, dann bricht er in lautes Gelächter aus. Seine tiefe Stimme ist angenehm, sein Gesicht verzieht sich vergnügt und ich weiß, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.
    „Okay, Takashi.“ Er wischt sich über die Augen und springt auf. „Willkommen, Kollege.“
    Er kommt um den Schreibtisch herumgelaufen und streckt die Hand aus, die ich ergreife und schüttle, nachdem ich mich mühsam von dem unbequemen Stuhl erhoben habe. Richards Händedruck ist fest, meiner auch.
    „Tut mir Leid mit dem harten Plastikding hier.“ Er reibt sich verstohlen die Finger und schubst mit dem Fuß den unbequemen Stuhl an. „Alles hat seinen Grund. Ich führe dich herum und dann erkläre ich dir die Details.“
     
    Nach einer Stunde bin ich im Bilde. Lore ist eine männermordende Hodenliebhaberin, die heimlich in unseren Kaffee pinkelt. Richards Masche mit dem Stuhl und der blasierten Miene habe ich auch verstanden. Jetzt fehlt nur noch unser erster Patient.
    „Hier.“ Er öffnet einen der Wandschränke in seinem Büro und reicht mir einen Kittel. „Damit bist du offiziell ein Teil der Praxis.“
    „Was ist mit einem Stethoskop?“, frage ich, während ich in das weiße Ding schlüpfe und dabei mit dem Kinn zu dem Instrument nicke, das um Richards Hals hängt.
    Er schmunzelt. „Was – bitte schön – willst du als Urologe abhorchen? Ich benutze es manchmal, wenn Manu und ich... um sein wildes Herzklopfen... Hm, das gehört wohl nicht hierher.“ Er errötet und reißt es sich vom Hals, anscheinend wird ihm gerade bewusst, dass er es selbst in der Praxis nicht braucht
    „Herr Doktor“, ertönt in diesem Moment Lores Organ aus der Gegensprechanlage, „Max Wunderlich ist da.“
    Sofort bin ich nervös, suche die Mitte in mir, indem ich meinen Atem kontrolliere und sehe zu Richard, der Herr der Lage zu sein scheint. Er hat mit meiner Hilfe den harten Stuhl gegen einen ordentlichen Sessel ausgetauscht, und ein etwas luxuriöseres Exemplar neben seinen gerückt. Der König und sein Kronprinz, das Spiel kann beginnen.
    „Lore“, Richard lässt sich in seinen Chefsessel fallen und beugt sich zum Mikrophon, „bringen Sie ihn bitte herein.“
     
    Max Wunderlich, was für ein Name. Ich setze mich neben Richard und sehe gespannt zur Tür. Sicher ein alter, fetter Knacker mit Prostataproblemen. Die Tür schwingt auf und Lore schiebt einen blonden Kerl herein. Schnell werfe ich einen Blick auf Richards Monitor. Fünfundzwanzig, lese ich, und gucke erstaunt das Bübchen an, das sich mit hochrotem Kopf langsam nähert.
    Der Kleine – okay, ich bin auch nicht groß – sinkt steif auf den Stuhl und sitzt kerzengerade. Seine Augen schauen nervös von mir zu Richard, sein Adamsapfel hüpft.
    „Herr – Wunderlich“, mein Kollege beugt sich vor und lächelte jovial, „was kann ich für Sie tun?“
    „Wer ist das?“, flüstert Wunderlich und guckt mich an.
    „Ah, das ist mein neuer Kollege, Dr. Schneider. Er ist kompetent und muss nur ein wenig eingearbeitet werden. Ich hoffe, das stört Sie nicht?“
    Richard zieht auf unnachahmliche Weise die Augenbrauen hoch und
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