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Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft

Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft

Titel: Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft
Autoren: Sissi Kaipurgay
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instruiere ich den Kerl, der mit einem feisten Grinsen abzieht.
    „Wo ist Mäxchen?“
    Richard legt das Besteck beiseite und schaut auf die Uhr. Die Mittagspause dürfte leicht überzogen sein, aber was soll‘s? Wir sind jetzt unsere eigenen Chefs – wenn man mal von Lore absieht.
    „Der braucht einen Moment für sich.“ Ich zupfe einen Fussel von der Tischdecke und streiche sie glatt.
    „Okay, dann lass uns gehen.“ Richard steht auf und geht zum Tresen, wo er mit Manuel tuschelt, während Lutz freudestrahlend mit meiner Rechnung erscheint.

Mein erster Doktor
    Ich bin heilfroh, das Takashi mich nicht bedrängt. Er löst die Umarmung, als ich ihn leise darum bitte, und lässt mich allein. Mein erstes Mal mit einem Mann. Langsam komme ich zu mir und richte meine Kleidung, als ein wild knutschendes Paar meine Ruhe stört. Die beiden kommen gleich zur Sache. Der eine bückt sich und schiebt sich die Jeans von den Hüften, der andere tut es ihm gleich und rollt ein Gummi über seinen – ich schließe die Augen und taste mich zur Tür.
     
    Der Doktor und Takashi sind nirgendwo zu entdecken, als ich in den hell erleuchteten Raum stolpere. Meinen Geldbeutel ziehend gehe ich zum Tresen, stelle fest, dass Takashi meine Rechnung bereits beglichen hat und verlasse das Lokal.
     
    Herbstliche zehn Grad empfangen mich vor der Tür, ich ziehe den Kragen meiner Jacke hoch. Innerlich glühe ich, aber äußerlich fühle ich mich zittrig. So ist es also mit einem Mann. Die ganze Zeit habe ich mich dagegen gewehrt, wollte so unbedingt nicht schwul sein, dass ich schon fast selbst dran glaubte, bis ich heute Morgen in diese dunklen Mandelaugen geschaut habe.
    Takashi. Was für ein schöner Name. Ich summe ihn vor mich hin, während ich zum Bahnhof laufe. Ob er etwas für mich empfindet? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie es unter Männern abläuft. Blasen die jedem Dahergelaufenen mal eben einen, ohne dabei etwas zu fühlen? Die Vorstellung ekelt mich an.
    Obwohl – ich würde schon ganz gerne mal gucken, wie Takashis Schwanz aussieht. Sind Japaner beschnitten? Oder – haben sie Stummelschwänze? Ich grübele während der ganzen Fahrt nach Hause und setze mich dort gleich an den Computer. Einmal gegoogelt habe ich tausend Ergebnisse.
     
    Der durchschnittliche Japaner hat einen Penis, der dem des Europäers gleicht. Aha. Ist Takashi durchschnittlich? Wohl eher nicht. Er sieht wahnsinnig gut aus und ist sehr klug. Außerdem kann er blasen wie ein Gott. Okay. Ich lese weiter und lerne, dass Disziplin dem Japaner über alles geht. Hm. Wo war die, als der Doktor gierig meinen Saft geschluckt hat? Wahrscheinlich in der Hose. Aber – wieso hat Takashi mich befriedigt, sich selbst aber nicht? Fragen, die Google mir nicht beantworten kann.
     
    Nachdem ich mindestens zehn ergebnislose Runden durch meine kleine Wohnung absolviert habe, greife ich nach dem Telefon und rufe in der Praxis an.
    „Praxis für Urologie, Sie sprechen mit Frau Lore, was kann ich für Sie tun?“, höre ich die Stimme der fiesen Sprechstundenhilfe sagen.
    „Wunderlich hier, kann ich bitte Dr. Schneider sprechen“, piepse ich.
    „Äh, Moment“, die Schlampe legt mich in die Warteschleife.
    Nach gefühlten zehn Minuten höre ich Bottlenecks Stimme.
    „Herr Wunderlich? Dr. Schneider hat einen Patienten. Kann ich Ihnen helfen?“
    Klingt der Doktor amüsiert?
    „Nein. Oder vielleicht doch. Kann ich die Handynummer von Tak…äh, Dr. Schneider haben?“
    „Hm, mal sehen, ob ich etwas für Sie tun kann.“ Der Doktor pfeift fröhlich vor sich hin, während ich warte. „Ah, hier habe ich sie.“
    Nachdem ich mir die Nummer notierte habe, lege ich nach einem kurzen Gruß auf. Und nun? Ach ja, mein Job ruft.
     
    Wieso die Leute für teures Geld Pizza bestellen, die nicht schmeckt, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Allerdings soll es mir egal sein, solange ich meinen Lebensunterhalt damit bestreiten kann.
    Der Nachmittag verläuft zäh, erst abends zieht das Geschäft an und ehe ich mich versehe habe ich Feierabend. Es ist bereits neun Uhr. Zu spät, um Takashi anzurufen? Ich probiere es trotzdem und höre erleichtert schon nach dem ersten Klingelton seine Stimme.
    „Schneider“, meldet er sich sehr akkurat.
    „Takashi? Hier ist Max, du weißt schon“, quetsche ich hervor.
    Na, super Anfang. Mit Mühe und Not kann ich mir verbeißen, ‚der blonde Schwanz von heute Mittag‘ zu sagen. Ich kichere nervös.
    „Ah, Max“, Takashi klingt erfreut.
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