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Falaysia Bd 2 - Trachonien

Falaysia Bd 2 - Trachonien

Titel: Falaysia Bd 2 - Trachonien
Autoren: Ina Linger
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    B enjamin hatte Angst. Das war eine Tatsache, die er nicht verleugnen konnte, denn sein Körper gab schon seit längerer Zeit alle Anzeichen dafür von sich: erhöhte Pulsfrequenz, rascheres Atmen, ein stetiges Flattern in seinem Bauch, leichte Übelkeit und ein Engegefühl in der Brust. Sein Herz schlug mittlerweile so schnell, dass er das Gefühl hatte, es würde ihm jeden Moment aus der Brust hopsen und dann munter die Straße hinunter rollen, in die er so angespannt starrte.
    Als kleinerer Junge hatte er oft davon geträumt, richtige Abenteuer zu erleben, gefährliche Dinge zu tun und Mysterien auf die Spur zu kommen. Angst war ein aufregendes Gefühl gewesen – wenn sie nicht zu intensiv gewesen war, sondern eher einer stärkeren Aufregung geglichen hatte. Inzwischen war er jedoch alt genug, um Spiel und Fantasie von der Realität zu unterscheiden und zu erkennen, wann er sich tatsächlich in Gefahr begab. Er wusste, dass riskante Handlungen Konsequenzen nach sich führen konnten, die nicht nur nicht schön, sondern manchmal sogar furchtbar waren.
    Sich in die Angelegenheiten seiner Tante einzumischen, war von Anfang an eines dieser heikleren Unternehmen gewesen, von denen ein Junge seines Alters lieber die Finger lassen sollte – das hatte er sofort gespürt. Dennoch hatte es ihn nicht davon abgehalten, sich ihr aufzudrängen, sie dazu zu zwingen, seine Hilfe anzunehmen. Eine Stimme tief in seinem Inneren hatte ihm gesagt, dass es wichtig war, dass Melina und vor allen Dingen seine Schwester Jenna seine Unterstützung brauchten. Auf was für einen Irrsinn er dabei stoßen würde, hatte er allerdings nicht ahnen können. Wer rechnete schon damit, dass es Magie in der Tat gab, dass Parallelwelten existierten, in die man andere Menschen verschleppen konnte; Parallelwelten, die gefährlich waren, weil sie von der Moderne so weit entfernt waren wie die Erde vom anderen Ende des Universums.
    Melina hatte Schwierigkeiten gehabt, ihm die Geschichte von Demeon und dem Spiel der Magier zu erzählen. Das war ganz verständlich, nicht nur weil sie wie die fantastische Geschichte einer Geisteskranken klang, sondern auch weil Melina – wenn die Geschichte der Wahrheit entsprach (und das bezweifelte Benjamin mittlerweile nicht mehr) – aus jugendlicher Dummheit die Leben zweier Menschen zerstört hatte und nun auch noch mit schuld daran war, dass Jenna in einer fremden Parallelwelt feststeckte.
    Benjamin hatte ihr nicht sofort geglaubt. Natürlich nicht. Wer würde das schon? Aber als seine Tante einen Stift auf ihrem Tisch zu ihm hinüber geschoben hatte – und zwar ohne ihn mit den Fingern zu berühren – war er vor Schreck vom Stuhl gefallen und gezwungen gewesen, ihr zu glauben. Der Gedanke, dass es Magie, Hexen und Zauberer wahrhaftig gab, machte ihm immer noch Angst. Doch er hatte das im Griff, zumindest solange er es nur mit seiner Tante zu tun hatte. Sie gehörte schließlich zu den Guten. Vor Demeon hatte er allerdings einen riesen Schiss. Er war auch der Grund für seine mal stärker, mal weniger stark aufwallende Panik bezüglich seiner bevorstehenden Mission.
    Benjamin spähte vorsichtig um die Ecke. Die Straße war immer noch menschenleer. Das verwunderte ihn auch nicht weiter, denn er hatte auch innerhalb der letzten Minuten keinerlei Geräusche vernommen. Wo blieben sie nur? Sie waren doch lange genug auf Demeons Zimmer verblieben. Er warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. Nun gut, zehn Minuten war noch kein wirklich langer Zeitraum. Sie würden bestimmt bald erscheinen.
    Benjamin zog sich wieder zurück, schloss die Augen und bewegte seine Schultern, um diese furchtbare Anspannung aus seinem Körper zu vertreiben.
    ‚Es wird alles gut gehen. Es wird alles gut gehen‘, sprach er sich innerlich immer wieder zu. ‚Du tust das für Jenna. Sie braucht dich. Du kannst das.‘
    Jenna. Wenn er nur an sie dachte, wurde es in seiner Brust ganz eng und er hatte mit den Tränen zu kämpfen. Erst seit sie weg war, war ihm bewusst geworden, wie wichtig sie für ihn war, wie sehr er sie liebte und brauchte. Sie war über die letzten Jahre ganz unbemerkt zu seinem Mutterersatz, war ein Teil seines Lebens geworden, den er niemals missen wollte und ohne sie zu sein… Er schluckte schwer, kämpfte die Tränen nieder, die schon wieder in seine Augen drängten. In dieser Situation war heulen ziemlich unangebracht und das tat er auch sonst schon zu genüge, immer nachts in seinem Bett, wenn
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