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Donavan und das Mädchen in der Bar

Donavan und das Mädchen in der Bar

Titel: Donavan und das Mädchen in der Bar
Autoren: Carter Brown
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langes, niederes, einstöckiges
Gebäude, schätzungsweise dreihundert Jahre alt und aus Stein gebaut. Das
bedeutete, daß es nicht allzu viele Fenster haben konnte, wofür ich dankbar
war. Ich erreichte die Hinterseite und blieb stehen. Natürlich bestand die
leichte Gefahr, daß Hicks auf mich schießen würde, aber ich rechnete mit seinem
Zielfernrohr, dank dessen Schärfe er mich wahrscheinlich erkennen würde. Ich
sank auf die Knie und streckte den Kopf um die Hausecke. Hicks schoß noch immer
in regelmäßigen Abständen. Seine nächste Kugel jagte eine kleine Wolke von
Steinstaub in die stille Luft, dann schob sich ein Gewehrlauf durch ein offenes
Fenster und erwiderte den Schuß. Ich drückte wieder auf den Knopf der
>A<-Seite der Sten, stand auf und machte erneut einen dieser krampfhaften
Sätze, die allmählich zu meiner gewohnten Art der Fortbewegung zu werden
schienen. Damit befand ich mich dem geöffneten Fenster fast gegenüber, und kaum
hatten meine Füße den Boden berührt, drückte ich auf den Abzug der Sten. Ich
ballerte so lange, bis das Magazin leer war, denn es war anzunehmen, daß DuPlessis zu den Typen gehörte, die nicht leicht ins Gras
beißen. Einen Augenblick lang, während dem mein Herzschlag stockte, geschah gar
nichts, dann stürzte sein Körper aus dem Fenster und blieb auf der Erde liegen.
    Ich drehte mich dem Abhang des
Hügels zu und winkte. Zwei Sekunden später tauchte Hicks aus dem Graben auf und
rannte auf mich zu.
    »Was ist mit den anderen ?« fragte er, als er neben mich trat.
    »Tot«, sagte ich.
    »Dann hat es also geklappt ?« Er sah vage überrascht drein. »Ich meine, das Mädchen hat
die Strolche tatsächlich aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht ?«
    »Ja«, sagte ich. »Wenigstens in
gewisser Weise.«
    »Wo sind die beiden ?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte
ich. »Ich wollte eben mal nachschauen. Sehen Sie zu, ob Sie irgendwo einen Topf
Farbe und einen Pinsel finden, ja? Und bringen Sie beides ins Haus .«
    Die Hintertür war verschlossen,
deshalb ging ich nach vorne und öffnete die Vordertür. Tiefe Stille herrschte,
als ich den Korridor entlangwanderte.
    »Angela ?« schrie ich. »Francine?«
    »Wir sind hier«, sagte eine
sehr nervöse Stimme mit aristokratischem Tonfall. »Können wir jetzt
hinauskommen ?«
    »Klar«, sagte ich.
    Die beiden tauchten vorsichtig
aus einem Zimmer weiter unten am Korridor auf. Angelas Gesicht war leicht
gerötet, und sie schien einigermaßen atemlos. Francines Kleidung war
zerknittert und staubig, aber die vitale Schönheit ihres Gesichts und ihrer
Figur war unbeeinträchtigt.
    » Caro mio !« sagte sie mit ihrem
melodischen Akzent, »ich wußte doch, daß du kommen würdest, um mich zu retten
und diese dreckigen Schweine umzubringen!«
    »Ohne Angela hätten wir es nie
geschafft«, sagte ich.
    »Sie hatten sie auf einen Stuhl
gefesselt, und ich hatte entsetzliche Mühe, die Stricke loszukriegen«, sagte
das blonde Mädchen. »Meine Fingernägel sind komplett ruiniert .«
    »Und du bist mir untreu
geworden, Darling«, sagte Francine und verzog schmollend die Lippen. »Angela
hat mir alles gestanden .«
    »Wir haben ein Arrangement
getroffen«, sagte Angela. »Das schien uns beiden das fairste zu sein .«
    »Ein Arrangement?«
    »Wir finden, du könntest eine
hübsche Jacht im Mittelmeer mieten«, sagte Angela voller Begeisterung. »Und wir
könnten eine herrliche lange Kreuzfahrt machen — nur wir drei! «
    »Aber kein Wasserbett«, sagte
Francine und begann hysterisch zu kichern. »Angela hat mir erzählt, du würdest
auf dem Ding komplett den Verstand verlieren .«
    Hicks kam in den Korridor,
einen Topf und einen Pinsel in den Händen. »Ich habe rote Farbe«, sagte er.
»Geht das ?«
    »Ausgezeichnet«, sagte ich.
    Wir gingen ins Wohnzimmer. Ich
tauchte den Pinsel in die Farbe und schrieb mit blutroten Buchstaben
>NKRIA< auf die Tischplatte. Dann wischte ich vorsichtig den Stiel mit
meinem Taschentuch ab und ließ den Pinsel wieder in den Topf fallen.
    »Vielleicht wird das dazu
beitragen, die Situation zu vernebeln«, sagte ich. »Die vier hier waren alle
Legionäre und kämpften bei dem Aufstand in Malagai gegen die Regierungstruppen der Nkria . Wetten, daß
morgen mindestens ein halbes Dutzend Leute hier aus der Umgebung geheimnisvolle
schwarze Gestalten gesehen haben, die während der Nacht durch die Wälder
geschlichen sind, und deren Speere im Mondlicht geglitzert haben?«
    »Nun hören Sie schon mit dem Blabla auf«,
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