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Donavan und das Mädchen in der Bar

Donavan und das Mädchen in der Bar

Titel: Donavan und das Mädchen in der Bar
Autoren: Carter Brown
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— sie klang eine Spur
heiser und schien vor ungehemmter Sexualität förmlich zu knistern.
    »Was kann ich für Sie tun ?« erkundigte ich mich höflich.
    »Ich habe ein dringendes
Problem, das sofort gelöst werden muß«, antwortete sie. »Karl behauptet, Sie
seien der einzige Mensch, der mir vielleicht helfen könnte. Würden Sie sich in
einer halben Stunde mit mir treffen ?«
    »Klar«, sagte ich. »Wo?«
    »An der Lexington Avenue
zwischen der Siebenundfünfzigsten und Achtundfünfzigsten Straße gibt es eine
Bar, die >The Arden< heißt .«
    »Ich werde dort sein«, sagte
ich. »Und woran kann ich Sie erkennen ?«
    »Keine Sorge, Mr. Donavan «, sagte sie und lachte leise. »Ich werde Sie erkennen .« Dann wurde aufgelegt.
    Ich legte auch auf und kehrte
zu meinem Drink zurück.
    »Wer war das denn ?« fragte Hicks neugierig.
    »Das hat sie nicht gesagt, aber
sie will sich in einer halben Stunde in einer Bar mit mir treffen«, antwortete
ich. »Karl behauptet, ich sei der einzige, der ihr helfen könne .«
    »Karl wer ?« erkundigte sich Hicks.
    »Karl Madden «,
sagte ich.
    Er runzelte die Stirn. »Kennen
wir einen Karl Madden ?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Ich finde, das stinkt nach
einem faulen Ei .« Er schüttelte bedächtig den Kopf.
»Mensch, Sie mit Ihren vielen Millionen sollten ein bißchen vorsichtiger sein.
Bevor Sie sich umsehen, sind Sie gekidnappt, und kaum haben wir eine horrende
Summe Lösegeld berappt, fischt man Sie als Leiche aus dem East River. Ich
möchte nur wissen, wo ich dann bleibe? Draußen in der kalten Nacht und ohne
lohnenden Job.«
    »Wir werden die üblichen
Vorsichtsmaßnahmen treffen«, sagte ich.
    »Ach zum Teufel«, murmelte er
niedergeschlagen. »Ich habe mich schon so darauf gefreut, mir eine Nacht um die
Ohren zu schlagen. Ich wollte in eine dieser Bars gehen und mir was Aufregendes
unter den Nagel reißen .«
    Ich warf einen Blick auf meine
Armbanduhr. »Wir haben nicht mehr viel Zeit .«
    »Na schön.« Er wies mit dem
Daumen in Richtung des Badezimmers. »Was ist mit der dort drüben ?«
    »Was soll mit ihr sein ?«
    »Sie haben recht .« Er nickte lebhaft. »Das Frauenzimmer verbringt ohnehin
die Hälfte ihres Lebens in der Badewanne. Was, glauben Sie, tut sie dort
eigentlich? Treibt sie’s vielleicht mit einem Stück Seife ?«
    »Ziehen Sie sich um«, sagte
ich. »In dem Batikhemd und der seidenen Sportjacke sehen Sie aus wie ein
Versatzstück aus einem alten Film mit Edward G. Robinson .«
    »Deshalb haben Sie mir das Zeug
vermacht !« sagte er entrüstet. »Damit ich rumlaufe wie
ein abgetakelter Strichjunge !«
    Hicks ist mittelgroß und wirkt
täuschend schmächtig. Er hat dichtes, schwarzes Haar, Augen von so tiefem Blau,
daß sie ebenfalls fast schwarz aussehen, und eine Nase, die vielleicht einmal
klassisch war, bevor sie ein paarmal gebrochen wurde. Eine bläuliche, von einem
Messerstich stammende Narbe — Andenken aus seiner Zeit als Legionär im Kongo —
verläuft von einem Mundwinkel bis zum unteren Kinnrand ,
wodurch der Eindruck eines permanenten verächtlichen Grinsens erweckt wird. Wie
dem auch sei, Hicks’ Anblick pflegt Erwachsene deutlich nervös zu machen, und
kleine Kinder laufen im allgemeinen schreiend davon,
sobald sie ihn zu Gesicht bekommen. Selbst in einem mit Flitter besetzten
Minirock und mit aufgeklebten falschen Wimpern könnte ihn kein vernünftiger
Mensch für einen Homo halten.
     
    Ich fuhr mit einem Taxi vom
Hotel zur Bar, und es war kurz nach sieben Uhr abends, als ich dort eintraf.
    Die >Arden<-Bar lag im
Halbdunkel und war schätzungsweise zu einem Viertel mit Gästen gefüllt. Ich
blieb ein paar Sekunden lang auf der Schwelle stehen, bis sich meine Augen an
das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Eine junge Frau näherte sich mir. Sie war groß
und schlank und trug einen schwarzen Hosenanzug aus Samt mit einer weißen
Seidenbluse. Als sie dicht bei mir war, konnte ich förmlich die Ausstrahlung
von Selbstsicherheit spüren, die schon beinahe an Arroganz grenzte.
    »Mr. Donavan «,
sagte sie mit ihrer tiefen, leicht heiseren Stimme, »Sie haben sich um vier
Minuten verspätet .«
    Dann drehte sie sich auf dem
Absatz um und ging mir voran auf eine Bank in einer Ecke zu. Wir setzten uns
nebeneinander, und ein Kellner tauchte auf. Die Lady hatte bereits einen
offensichtlich unberührten Drink vor sich stehen, also bestellte ich einen
Wodka mit Apfelsaft für mich.
    »Karl Madden läßt Sie herzlich grüßen«, sagte die Dunkelhaarige,
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