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Donavan und das Mädchen in der Bar

Donavan und das Mädchen in der Bar

Titel: Donavan und das Mädchen in der Bar
Autoren: Carter Brown
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nachdem der Kellner
verschwunden war.
    »Wie nett«, bemerkte ich. »Ich
würde ihn gelegentlich gern mal kennenlernen .«
    Sie brach in leises Gelächter
aus, das etwas Ansteckendes an sich hatte. »Ich habe mir lange überlegt, womit
ich den abgeschlafften und von Sex übersättigten Gaumen des reichen Mr. Donavan noch kitzeln könnte .«
    »Wie lange haben Sie gebraucht,
um sich eine so nette Redewendung auszudenken ?« erkundigte ich mich.
    »Ziemlich lange .« Sie zuckte leicht die Schultern. »Ich weiß, daß Sie an
Geld nicht interessiert sind, weil Sie ohnehin mehr als genug davon haben. Und
mit all diesen halbprofessionellen Mädchen, die sich Ihnen fortgesetzt an den
Hals werfen, kann ich sowieso nicht konkurrieren. Also kam ich zu dem Schluß,
daß allein Neugier Sie zu einer Unterhaltung mit mir bewegen könnte .«
    »Okay«, sagte ich. »Sie haben
jetzt Ihren Standpunkt klargemacht. Was wollen Sie also von mir ?«
    Sie wartete, bis mir der
Kellner meinen Drink gebracht hatte und sagte dann schlicht: »Ihre Hilfe .«
    »Wobei?«
    »Ich habe eingehend
Erkundigungen über Sie eingezogen, Mr. Donavan «,
sagte sie. »Sie kämpfen gern auf verlorenem Posten .«
    »Seien Sie nicht albern«, sagte
ich. »Schön, ich will zugeben, ich habe ein paarmal —«
    »Ein paarmal?« Der Spott in
ihrer Stimme war unverkennbar. »Nennen Sie mir den Namen auch nur eines dieser
neuen afrikanischen Staaten, in dem Sie aus einem Flugzeug steigen könnten, ohne
nicht sofort wieder hineinverfrachtet zu werden !«
    »Kann ich was dafür, wenn sie
alle den falschen Weg eingeschlagen haben ?« verteichgte ich mich. »Jetzt gibt es dort nichts als
Militärdiktaturen, die von rabiaten Irren regiert werden, und —«
    »Wenn Sie unbedingt Tränen
vergießen wollen«, sagte sie brutal, »dann bitte in Ihr eigenes Glas, Mr. Donavan .«
    »Na gut«, sagte ich und
beherrschte mich mit einiger Mühe. »Wieso erhoffen Sie sich von einem geborenen
Verlierer irgendwelche Hilfe ?«
    »Weil mir sonst niemand helfen
würde. Nein«, verbesserte sie sich schnell, »was Sie sagen, stimmt nicht ganz.
Sie sind ein wahres Labyrinth von Widersprüchen, Mr. Donavan .
Sie haben Leuten von der extremen Linken, der extremen Rechten und manchmal
auch Leuten aus der labbrigen Mitte geholfen. Was hat Sie dazu bewogen ?«
    »Wollen Sie vielleicht einen
Artikel für eine Zeitschrift schreiben ?« erkundigte
ich mich mißtrauisch. »Oder sind Sie Amateurpsychologin? Suchen Sie Material
für Ihre Doktorarbeit ?«
    »Quatsch«, erwiderte sie energisch.
»Ich habe wirklich ein schwieriges Problem, eine Angelegenheit auf Leben und
Tod — und ich brauche dringend Ihre Hilfe. Wenn ich Ihre Motive begreifen
könnte, würde ich vielleicht einen Weg finden, Sie auf meine Seite zu ziehen .«
    »Mein Vater war ein genialer
Erfinder«, sagte ich. »Er machte Millionen mit seinen Patenten und hinterließ
sie, als er starb, alle mir. Die meisten dieser Patente bringen nach wie vor
Geld ein. Ich verließ das College im zweiten Jahr, weil ich den Sinn des
Studiums nicht einsah, und trieb mich ein weiteres Jahr in der Welt herum, bis
mir auch das sinnlos erschien. Im Grund meines Herzens bin ich ein Sybarit,
aber — wie bei allem — bedarf man des Kontrastes, um zu wirklichem Genuß zu
kommen. Also nahm ich mich gewisser Fälle an. Nur Fälle, die interessant zu
werden versprachen und bei denen ich mich nicht langweilen würde. Ich liebe
Sex, Luxus und Aufregung, und zwar in genau dieser Reihenfolge .« Ich lächelte ihr flüchtig zu. »Beantwortet das Ihre
reichlich impertinente Frage ?«
    »Vermutlich ja«, sagte sie
leise. »Wahrscheinlich sind Sie verrückt .«
    »Wahrscheinlich haben Sie
recht«, pflichtete ich bei. »Und da wir nicht weiterzukommen scheinen, richten
Sie bitte meine wärmsten Grüße an Karl Madden aus .«
    Ich war schon halb aufgestanden,
als sie mich wieder auf die Bank zurückzog. »Moment mal«, sagte sie, »Sie haben
sich meinen Vorschlag ja noch gar nicht angehört .«
    »Ich dachte, es würde nie soweit kommen«, sagte ich.
    »Karl Madden existiert wirklich«, sagte sie. »Er ist in großer Gefahr, denn er weiß zu viel
über die wahren Gründe, warum —«
    Sie brach plötzlich ab, und ihr
Gesicht erstarrte, während sie über meine rechte Schulter wegblickte. Ich
drehte schnell den Kopf, eben rechtzeitig, um den Burschen zu erspähen, der
geradewegs auf uns zukam. Er war klein, hatte sandfarbenes Haar und ein
angestrengtes Grinsen auf dem
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