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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang
Autoren: Jo Nesboe
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schießt.«
    »Birne matschen!«, rief Truls.
    »Warte!«, sagte Trym. »Was für Kon… Kongo… Konto… enzen?«
    »Na ja«, sagte Bulle. »Diese Saugespinne ist in Peru in den schneebedeckten und vom Krieg gebeutelten Anden aufgewachsen, wo Schneeballschlachten Teil des knallharten Alltags sind. Schon mal was von der dreißigjährigen Schneeballschlacht gehört? Nein? Also gut, dann lasst es mich so sagen: Wenn Perry von einem Schneeball getroffen wird, reagiert er instinktiv …«
    »Warte!«, sagte Truls. »Was bedeutet das? Inn-stjink…?«
    »Das bedeutet Rache!«, platzte Lise heraus und war selbst ganz überrascht, ihre eigene Stimme zu hören. »Sie kriecht blitzschnell in das Ohr des Schneeballschützen. Bis zum Gehirn …«
    »Igjittigjitt!«, sagte Trym.
    Truls schien bei dem Gedanken das Jucken zu kriegen, jedenfalls versuchte er, sich einen Finger ins Ohr zu stecken, wobei er vergessen hatte, dass er Fausthandschuhe trug.
    »Und da beginnt sie zu saugen«, sagte Lise.
    »Saugen?!«, riefen die Zwillinge im Chor.
    »Sie saugen …«, flüsterte Bulle und Truls und Trym lehnten sich automatisch zu ihm vor, »… das ganze Hirn auf.« Er gab einen saugenden Schlürflaut von sich, der die Zwillinge erschrocken einen Schritt nach hinten zurückweichen ließ.
    »Zuerst verschwinden sämtliche Erinnerungen an das Einmaleins und die Länder Europas«, sagte Lise. »Und als Nächstes alles, was du in der Schule gelernt hast.« Da das keinen Eindruck auf die beiden zu machen schien, legte sie nach: »Dann vergisst du die Noten von Ja, wir lieben dieses Land, die Namen deiner Freunde oder wie du nach Hause kommst. Und am Ende erinnerst du dich nicht mal mehr daran, wie du selber heißt.«
    Das entlockte Trym nur ein gelangweiltes Gähnen.
    »Und dann … dann …«, sagte Lise. »Dann …«
    Truls hob die Hand mit dem Eisklumpen.
    »Dann vergisst du zu essen«, sagte Bulle. »Und wirst dünn wie ein Strich und verhungerst.«
    Truls und Trym glotzten Bulle mit weit aufgerissenen, panischen Augen an.
    »Jetzt tut er es wieder«, hickste Truls. »Er redet uns platt!«
    »Pfff!«, sagte Trym und schwang seine Hand gegen Bulles Kopf, zog sie zurück und öffnete den Fausthandschuh. Auf der Handfläche saß Perry.
    »Ha, ha!« Trym lachte triumphierend. »Ich hab sie! Das ist ja bloß eine ganz gjewöhnliche Spinne!«
    »Rupf ihr ein Bein aus!«, rief Truls und hüpfte auf der Stelle auf und ab. »Nein, rupf ihr drei Beine aus! Dann wird sie eine dreibeinige peru… peru… pe… Saugespinne!«
    »Das würde ich nicht tun«, sagte Bulle.
    Die Zwillinge drehten sich zu ihm um.
    »Jedes Kind weiß, dass eine dreibeinige peruanische Saugespinne dreimal gefährlicher ist als die siebenbeinige.«
    Die Zwillinge starrten die Spinne an.
    »Mach schon«, sagte Trym und gab Truls den Handschuh mit der Spinne drauf.
    »Ich?«, sagte Truls und machte einen Schritt nach hinten. »Mach du doch!«
    »Nein, du!«, sagte Trym und wedelte mit dem Handschuh.
    »Du!«
    »Gebt her, ich mach das«, sagte Bulle und schnappte sich den Handschuh. Vorsichtig nahm er Perry in die Hand und setzt ihn sich auf den Kopf. Dann stülpte er seine orange Pudelmütze darüber und gab Trym den Handschuh zurück.
    »Aber erst, wenn ich zu Hause bin«, sagte Bulle. »Solche Spinnenbeinoperationen müssen im kontrollierten Rahmen ablaufen, mit Schneidbrenner, Narkose und unter Aufsicht Erwachsener. Okay?«
    »Okjay«, sagte Trym einsichtig.
    »Okjay«, schloss Truls sich an.
    »Einen lehrreichen Tag noch«, sagte Bulle.
    Und damit schlenderten er und Lise weiter zur Schule.
    »Ich wusste ja gar nicht, dass du es auch in dir hast«, sagte Bulle, als sie außer Hörweite waren.
    »Was?«, fragte Lise.
    »Na, das mit dem Einmaleins und den Noten von Ja, wir lieben dieses Land vergessen. Du bist ja noch besser im Erfinden von Geschichten als ich.«
    »Dich übertrifft keiner, Bulle.«
    Sie produzierte einen lauten saugenden Schlürflaut.
    Das brachte sie so zum Lachen, dass sie gegeneinanderfielen und um ein Haar auf der Schlitterbahn ausgerutscht wären.
    Und so gingen sie weiter, sie rempelten sich an, lachten sich schlapp und schlürften laut um die Wette.
    Die erste Stunde, in der Frau Strobe über häufig vorkommende Sprachfehler redete, war schon ziemlich weit fortgeschritten, als Lise plötzlich ein Licht aufging. Plötzlich wusste sie, was nicht stimmte, wieso sie das Gefühl gehabt hatte, dass mit ihren Eltern irgendetwas nicht in Ordnung war. Und
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