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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang
Autoren: Jo Nesboe
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und Trym wohnten. »Und trotzdem ist es, als ob … als ob …«
    »Als ob etwas gewaltig unnormal wäre?«, sagte Bulle. »Ist dir das auch aufgefallen?«
    »Mama und Papa sind irgendwie nicht normal.«
    »Genau wie bei mir«, sagt Bulle. »Abgesehen davon, dass es völlig normal ist, dass meine Schwester und meine Mutter nicht normal sind.«
    »Und dann der plötzliche Austritt aller Blaskapellenmitglieder. Findest du das normal?«
    »Nein, das ist ganz außergewöhnlich unnormal. Unheimlich unnormal, wenn du mich fragst.«
    »Bei Thranes ist jedenfalls alles normal«, sagte Lise und zeigte mit einem Nicken zu dem Zaun, der die Prachtvilla der Terrorzwillinge umgab.
    Und richtig: Hinter dem Zaun standen Truls und Trym Thrane in ihrer Schneeburg und sahen ihnen erwartungsvoll und bösartig grinsend mit schussbereiten Schneebällen entgegen. Normalerweise schossen sie Lise und Bulle ein paar Schneebälle hinterher, wenn sie vorbeirannten, aber meistens entkamen sie den schlaffen Würfen, weil Truls und Trym im Laufe des letzten Jahres so fett geworden waren, dass sie kaum noch die Arme heben konnten.
    Aber heute war Lise schnell klar, dass sie an diesem Tag nicht so glimpflich davonkommen würden wie sonst.
    Die Zwillinge hievten sich über den Zaun und stellten sich Bulle und Lise in den Weg. Jeder von ihnen hielt einen großen Schneeball in der Hand. Lise sah, wie sich die ersten Sonnenstrahlen des Tages in der Oberfläche spiegelten, und schlussfolgerte, dass Truls und Trym sie mit Wasser übergossen hatten. Eisschneebälle.
    Bulle flüsterte: »Immer mit der Ruhe, Lise. Lass mich das machen.«

    Lise sah zu ihrem winzigen Freund herunter. Okay, mit der Wahrheit nahm er es nicht immer so genau. Aber sie kannte keinen Menschen, der mutiger war als er. Manchmal so mutig, dass man sich fragen musste, ob er nicht ganz richtig im Kopf war.
    »Einen wunderschönen guten Morgen, Kapitän Thrane und Kapitän Thrane!«, schmetterte Bulle den beiden mit einem strahlenden Lächeln entgegen. »Das sind doch Kapitänsmützen, die ihr auf dem Kopf tragt, oder?«
    »Chjormützen«, sagten die Zwillinge im Chor und sahen ziemlich stolz aus. Die Mützen waren weiß mit einem schwarz glänzenden Schirm und einem Band mit Troddeln dran.
    »Chor?«, sagte Bulle. »Dann beherrscht ihr also nicht nur das Trommelspiel, sondern könnt obendrein noch singen? Wer hätte so viel Talent in solch zierlichen Körpern vermutet.«
    »Talent?«, sagte Truls und kniff misstrauisch ein Auge zu. »Hast du nicht erst kurz vor Weihnachten gesagt, wir hätten so viel Rhythmusgefühl wie zwei Kjachelöfen?«
    »Ja, und dafür haben wir ihm eine gjehörige Tracht Prügel verpasst!« Truls lachte. »Ho, ho!«
    »Offensichtlich nicht genug!«, sagte Trym und hob die Hand mit dem Eisschneeball.
    »Euch ist schon klar, dass ich Jøtul-Kachelöfen meinte, oder?«, sagte Bulle. »Und es gibt bekanntermaßen keinen Kachelofen mit einem ausgeprägteren Rhythmustaktgefühl als einen Jøtul-Kachelofen. Kennt ihr den berühmten Jøtul-Bossanova? Oder habt ihr jemals einen anderen Ofen so perfekt den Zweivierteltakt kacheln hören?«
    Truls und Trym glotzten Bulle mit offenen Mündern an, aus denen ihr Atem wie Eisnebel aus zwei Schornsteinen strömte.
    »Er versjucht mal wieder, uns plattzureden«, flüsterte Trym seinem Bruder zu.
    »Aber …«, flüsterte Truls. »Ich glaube ihm, wenn er sagt, dass ich ein gjuter Trommler bin.«
    »Weil er dich ljängst plattgeredet hat«, flüsterte Trym.
    »Ich bin plattgeredet«, nickte Truls.
    »Und jetzt machen wir ihn platt«, flüsterte Trym. »Jetzt kriegt er was auf die Birne.«
    »Ja, zermatschen wir ihm die fjette Birne«, sagte Truls und hob die Hand mit dem Eisklumpen.
    »Lasst mich euch das Zermatschen meiner Birne ein wenig erleichtern, hochgeschätzte Thrane-Brüder«, sagte Bulle und zog die orange Pudelmütze vom Kopf.
    »Ha!« Die Zwillinge lachten und bogen die Arme nach hinten, so weit sie konnten.
    »Was ist das da auf seinem Kjopf?«, fragte Trym.
    »Das ist ein Tjier«, sagte Truls.
    »Das sehe ich auch, aber was für ein Tjier?«
    »Ein kleines Tjier.«
    »Eine Laus vielleicht?«
    »Ja«, lachte Trym. »Der Gnom hat Kopfläuse! Und Schjuss!«
    »Legt los«, sagte Bulle und grinste sie ungerührt an. »Aber als euer Nachbar fühle ich mich verpflichtet, euch vor den Konsequenzen zu warnen, die es mit sich bringen kann, wenn man mit Eisbällen auf eine siebenbeinige peruanische Saugespinne
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