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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen
Autoren: Jan Beinßen
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an. »Und ich finde trotzdem, dass du die ganze Geschichte nicht mehr so bierernst sehen solltest.«
    »Isch bemüh misch ja.«
    »Sprach da die Traube oder die Sina?«
    »Sorry.« Sina schluckte das letzte Stückchen des saftigen Fruchtfleisches herunter. »Ich sagte: Ich bemühe mich ja. Aber du kannst dir vorstellen, dass mir im ersten Moment überhaupt nicht nach Humor zumute war. Auch nicht nach schwarzem. Ich hab’s einfach nicht begriffen!«
    »Aber du bist doch sonst recht clever und schaltest schnell. Ich mein: Du hättest nur eins und eins zusammenzählen müssen.«
    »Leicht gesagt.«
    »Also bitte: Du hättest es eigentlich längst ahnen können, bevor dich der Nachrichtensprecher mit der Nase drauf gestoßen hat. Schließlich hat Friedhelm dir diese Möglichkeit lange vor Ablauf des Countdowns erklärt.«
    Sina wand sich: »Ja. Aber die Wahrscheinlichkeit, Klaus – die Wahrscheinlichkeit erschien mir einfach zu gering. Ich hätte diese Lösung nie ernsthaft in Erwägung gezogen.«
    Klaus griff nach dem Gouda. Nach dem letzten Stück. »Du hattest die Traube, also bekomme ich den Käse.« Schon war er in seinem Mund verschwunden. »Friedhelm hat dir gesagt, wie voll es in der Erdumlaufbahn mittlerweile ist. Und er hat gesagt, dass ›himmlische‹ Zusammenstöße keineswegs mehr etwas Ungewöhnliches sind.«
    »Ja, sicher. Aber dass unsere Bombe ausgerechnet in diesen blöden Sport-TV-Satelliten rauscht, ist einfach zu idiotisch!«
    »Falsch! Dasch ischt einfasch genial!«
    »Sprach da gerade der Käse zu mir oder der Klaus?«
    »Haha! Ich lach mich tot«, spöttelte Klaus. »Wenn die New Yorker wüssten, was genau ihnen an jenem Abend den Spaß am Basketball verdorben hat, hätten sie wahrscheinlich Freudentänze aufgeführt, statt einen auf beleidigt zu machen und ihre Fernseher aus dem Fenster zu schmeißen.«
    »Moment, Moment. Bewiesen ist gar nichts. Wir können nur annehmen , dass das A10 mit dem Fernsehsatelliten kollidiert ist.«
    »Ach was! Fest steht, dass eure Bombe nie in New York und auch nirgendwo anders angekommen ist. Und fest steht ebenso, dass kurz vor dem errechneten Aufprall dieser Sportkanal ausfiel und seitdem nie wieder einen Mucks von sich gegeben hat. Die beiden Dinger haben sich gegenseitig zu Staub zerrieben! Das ist Fakt! Das A10 hat sich buchstäblich in Luft aufgelöst. Und das ist ja wohl das Einzige, was zählt. Diese Nazi-Rakete stellt keine Gefahr mehr dar. Nie mehr!«
    Sina blieb skeptisch. Der Ausgang ihres haarsträubenden Abenteuers erschien ihr schlichtweg zu schön, um wahr zu sein. Sie konnte noch immer nicht glauben, dass dieser Albtraum so glimpflich enden sollte. Aber Sina wusste: Die Skyline von New York erhob sich genauso stolz über den Hudson River wie immer. Die Wall Street glich wie eh und je einer Ameisenstraße. Und die Freiheitsstatue war grün korrodiert wie seit Jahrzehnten. Nichts, aber auch absolut gar nichts, hatte sich dort seit dem Drama im Bunker verändert.
    So unwahrscheinlich, so fantastisch diese Lösung ihr auch erschien, konnte es doch nur so abgelaufen sein: Die Bahn des Irrläufers, auf seinem todbringenden Weg in Richtung US-amerikanischer Atlantikküste, und die des in der Umlaufbahn kreisenden Fernsehsatelliten mussten sich gekreuzt haben. Die über 50 Jahre alte Bombe bohrte sich mit unvorstellbarer Geschwindigkeit in den modernen Erdtrabanten – keiner der beiden Flugkörper konnte eine solche Havarie überstehen.
    Als könnte Klaus ihre Gedanken lesen, sagte er: »Der Big Apple lebt, Sina. Du darfst getrost aufatmen. Good old New York hat die Sache ohne eine einzige Schramme überstanden. Egal, ob es nun ein sehr, sehr glücklicher Zufall war oder ob die fünf Gauner nachgeholfen haben.« Damit hatte sich Klaus offenbar sein eigenes Stichwort gegeben. Er hob fragend die Brauen: »Diese fünf Ganoven …?«
    Sina brauste wie auf Kommando auf: »Gangster! Kaltblütige Gangster, die über Leichen gehen. Nichts anderes waren sie. Egal, welche Motive sie getrieben haben mögen: Sie waren knallhart und absolut rücksichtslos. Das Wort Ganoven ist viel zu harmlos!«, belehrte sie ihn ruppig.
    »O. k., o. k., ist ja gut. Entschuldige den Euphemismus. Jedenfalls werden diese Gangster genauso erleichtert sein, dass alles glücklich ausgegangen ist.«
    »Glücklich? Ich höre wohl nicht recht! Hör endlich auf mit dieser Schönfärberei. Die ist völlig fehl am Platz.«
    Klaus spürte, dass er Sina bis dicht vor einen Wutausbruch
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