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Die Schoene und der Prinz

Die Schoene und der Prinz

Titel: Die Schoene und der Prinz
Autoren: Barbara Cartland
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1
     
    1870
     
     
    Nach dem Dinner begaben sich die Damen in den großen Salon. der von Kristallüstern festlich beleuchtet und vom Duft exotischer Blüten erfüllt war.
    In ihren prächtigen Roben mit den gerade erst in Mode gekommenen Tournüren glichen sie schönen Schwänen. Dem Modeschöpfer Fredrick Worth war es zu verdanken, daß die Krinoline durch die Tournüre abgelöst worden war, die mit der dazugehörigen Korsage Busen und Taille betonte. Tiefe Dekolletés entsprachen ebenfalls der neuesten Mode.
    Nur ein uneingeweihter Beobachter hätte beim Anblick so vieler schöner Frauen mit Erstaunen reagiert. Wer den Gastgeber, Prinz János Kovác, kannte, wunderte sich nicht darüber.
    Auf Alchester Castle war alles von einer Aura des Reichtums und der Gediegenheit umgeben, der sich niemand entziehen konnte.
    Nur die älteren Gäste konnten sich erinnern, wie es früher hier ausgesehen hatte, bevor der Herzog von Alchester das Schloß an den Prinzen verkauft hatte.
    Prinz János Kovác, Herr über Tausende von Morgen im Osten Ungarns, war zur Jagd nach England gekommen und hatte sich dermaßen für den Sport begeistert, daß er nicht nur einige Meuten, sondern auch einen Rennstall erworben hatte, mit dem er bald eines der klassischen Rennen nach dem anderen gewonnen hatte.
    Wäre er ein ganz gewöhnlicher junger Mann gewesen, hätte er bei seinen Konkurrenten gewiß Neid und Mißgunst erregt. Prinz János jedoch war nicht nur bei denjenigen außerordentlich beliebt, die auf seine Pferde setzten und ihnen an der Zielgeraden zujubelten, sondern auch beim Jockey-Club, dem er seit neuestem angehörte.
    Wer seine großzügige und erlesene Gastfreundschaft genoß, der pries ihn als echten Sportsmann, ganz nach dem Herzen der Engländer.
    Kein Wunder, daß die Einladungen auf sein Schloß sehr begehrt waren, zumal es ihm gelang, mehr Schönheiten auf einem Quadratmeter zu versammeln, wie es einer seiner Gäste einmal nicht ohne Neid ausdrückte, als andere Gastgeber auf einem Golfplatz.
    Der Reigen der im Salon versammelten Schönen, ob blond, brünett oder rothaarig, hätte es Paris schwergemacht, welcher Dame er den goldenen Apfel überreichen sollte.
    Eines hatten sie jedoch miteinander gemeinsam: Sie waren alle vom Prinzen fasziniert und bezaubert.
    Selbst den übelsten Klatschmäulern fiel es jedoch schwer, irgendwelche Skandalgeschichten oder Indiskretionen über diesen ungewöhnlichen Mann auszugraben und zu verarbeiten.
    Auf seine Gäste traf das allerdings weniger zu. Als Lady Esme Meldrum durch den Salon schlenderte und sich wohlgefällig in einem der goldgerahmten Wandspiegel betrachtete, folgten ihr die dunklen Augen der Marquise von Claydon mit haßerfülltem Blick.
    Zweifellos war Lady Esme eine dem Zeitgeschmack entsprechende und von vielen Künstlern gefeierte Schönheit. Ihr goldblondes Haar, die tiefblauen Augen und die zarte Porzellanhaut suchten ihresgleichen. Die stolze Haltung ihrer schlanken Gestalt ließ sie wie eine junge Göttin erscheinen.
    Mit achtzehn Jahren hatte sie sich Hals über Kopf in Sir Richard Meldrum verliebt und sich mit ihm vermählt. Ihre Eltern hatten sich eigentlich eine bessere Partie für ihre schöne Tochter erträumt, doch sie trösteten sich damit, daß Sir Richard Meldrum bald zu einem der fähigsten Botschafter seines Landes in Europa avancierte.
    Sein ausgeprägtes Pflichtbewußtsein führte jedoch dazu, daß er seine junge Frau vernachlässigte und sie sich nach achtjähriger Ehe anderweitig zu vergnügen begann.
    Graf Sherburn wurde auf ihre Reize aufmerksam, und Lady Esme schwärmte geradezu für den attraktiven Mann, wie sie es einst mit achtzehn Jahren für ihren Ehemann getan hatte.
    Osmond Sherburn brachte alle Voraussetzungen mit, um in den Salons zum Hahn im Korb zu werden. Er war reich, sah gut aus und war vom Erfolg verwöhnt. Allerdings galt er als höchst heiratsunwillig. Das hatten schon viele ehrgeizige Mütter zu spüren bekommen, die davon träumten, ihre Töchter am Familienschmuck und am Stammsitz des Grafen teilhaben zu lassen.
    Er war klug genug, seine Gunst vorwiegend verheirateten Damen zu schenken, die sich eines toleranten Gatten erfreuten. Es gab allerdings auch einige gehörnte Ehemänner, die darauf brannten, den Grafen zum Duell zu fordern, um ihre verletzte Ehre wiederherzustellen. Seine hohe gesellschaftliche Stellung und vor allem seine Freundschaft mit dem Kronprinzen bewahrte ihn jedoch vor solchen Peinlichkeiten.
    So konnte der
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