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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen
Autoren: Jan Beinßen
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ihren beiden Protagonisten. Es könnte am Anfang ihres Romans stehen. Als Einleitung.
    Zunächst Gabriele. Sie würde sie in ihrem Buch Beate nennen. Ein Name, den Gabi noch nie leiden konnte. Das würde sie mächtig ärgern. Selbst schuld, was musste sie auch so gegen ihren Roman wettern. Also Beate oder besser noch Bea:
    »Anfang 40. Elegant-konservativer Typ, mit Hang zum Vollschlanken. Sie ist die Temperamentvollere von den beiden.« Das musste sie ihrer Freundin wohl zugestehen. »Alleinstehend, selbstbewusst, kompetent.« Nun aber die schlechten Eigenschaften. Das fiel Sina weiß Gott nicht schwer: »Leicht aufbrausend, egoistisch, rücksichtslos in geschäftlichen Angelegenheiten. Hang zum Autoritären.« Nun noch mehr Fakten: »Betreibt eine kleine Antiquitätenhandlung, bessert ihr Gehalt ab und zu durch den Verkauf von Hehlerware und das Aufspüren verschollener Kunstgegenstände auf. Ihr ungesetzliches Handeln bereitet ihr keine großen Gewissensbisse. Ist ständig auf der Suche nach einem bedeutenden Fund, um vielleicht einmal Anerkennung in der Fachwelt zu finden.« Nein, das war gemein. Sina x-te den letzten Satz durch. Dann auch den vorletzten.
    Friedhelm durfte in Gabis Porträt nicht fehlen. Der Name war so furchtbar, dass Sina ihn auch ohne weiteren Grund geändert hätte. Sie würde ihn Fritz nennen. Kurz und bündig – wie Friedhelm eben war: »Gespanntes Verhältnis zu ihrem jüngeren Bruder Fritz, den sie, nach dem Willen ihrer verstorbenen Eltern, am Gewinn ihres geerbten Antiquitätenladens beteiligen muss.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!« Wieder das Telefon! Wieder wurde Sina aus ihren Gedanken gerissen. Und wieder brachte sie den Anrufer mit ihrer Auflegetaktik zum Schweigen. Sie musste sich unbedingt konzentrieren – jetzt war sie selbst an der Reihe. Verdammt schwierig, sein eigenes Porträt zu schreiben. Grübelnd kauerte Sina vor ihren Tasten und knabberte gedankenverloren am Nagel ihres kleinen Fingers.
    Die Beschreibung füllte nur fünf Zeilen auf dem Blatt: »Anfang 30. Sportlich-leger, fröhlich und ungezwungen. Etwas unbeständig. Praktisch veranlagt, ewige Elektrotechnik-Studentin. Schwankt zwischen fester Anstellung und den kleinen Abenteuern, zu denen sie von Bea immer wieder überredet wird.« Sina zögerte. »Lebt getrennt …« Nein. Sie strich die beiden Worte durch. »Ist liiert …« Noch einmal entschied sie sich um: »Ist locker liiert mit Klaus, mit dem sie einen gemeinsamen Hund hat. Tom, ein Beagle. Manchmal das Einzige, was die beiden noch verbindet.«
    Diesmal bemerkte sie das Telefon erst nach dem dritten Klingeln. Wer auch immer der Anrufer sein mochte, er war verdammt hartnäckig.
    »Wenn man vom Teufel spricht. Das kann nur Klaus sein. Wer sonst ruft um diese Zeit an? Es ist längst nach Mitternacht. Typisch.« Sina griff genervt nach dem Hörer. Am anderen Ende der Leitung meldete sich Gabriele.

2
    »Warst du aus? Ich hab’s mehrmals probiert. Dein Telefon ist kaputt. Das schaltet dauernd auf besetzt um, wenn man es ’ne Weile läuten lässt. Also, was ist: Hast du noch Zeit auf ’nen Schlummertrunk?« Bei Gabis Redefluss hatte Sina keine Chance. Gabi plapperte munter weiter: »Weißt du, Kleines, ich muss dich dringend sehen. Hab dir ’ne Menge zu erzählen. Wichtig, wichtig. Ist ’ne tolle Sache für dich.«
    »Ein neuer Mann?«
    Schweigen. Mit dieser Frage hatte Sina ihre Freundin tatsächlich aus dem Konzept gebracht.
    »Was, Mann? Nein. Wie kommst du darauf? Hast du etwa schon geschlafen und geträumt oder so?«
    »Und wenn es so wäre? Hättest du dann ein schlechtes Gewissen?« Wieder Schweigen. Langsam bekam Sina doch noch Spaß an dem nachmitternächtlichen Schwatz. »Sollte ich dich etwa wirklich mal zum Nachdenken gebracht haben, Gabi?«
    »Nein – nicht du. Aber das mit dem Nachdenken stimmt. – Sina , Schatz, ich glaub, ich muss Schluss machen.«
    »Was?« Sina war verwirrt. Die Runde ging also doch an Gabriele. Wieder hatte sie die Nase vorn und bestimmte den Verlauf des Gesprächs. »Aber Gabi, du hast mir noch nicht einmal erzählt, was du eigentlich von mir wolltest. Du kannst doch nicht einfach –«
    »Vergiss es, Sina. Ich ruf dich morgen wieder an.«
    »Halt! So nicht. Ich will wissen …« Klick. Gabriele hatte aufgelegt. Sina hielt den Hörer weiter ans Ohr gepresst. »Das gibt’s doch nicht. So dreist kann nicht mal Gabi sein.« Sina war perplex, überrumpelt von der Kaltschnäuzigkeit ihrer Freundin.
    Sie knallte den
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