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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen
Autoren: Jan Beinßen
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ich aber.« Gabi legte das Alpenbild achtlos beiseite, platzierte an seiner Stelle das kleine gerahmte Werk. Ein Porträtt, das das rotwangige Gesicht eines Jungen zeigte.
    Sina baute sich vor ihr auf. »Wenn du einen schon um Mitternacht aufschreckst und dann auch noch auf den Arm nimmst, dann ist ein Frühstück ja wohl das Mindeste, was man erwarten kann.« Vorsichtig, aber bestimmt drückte sich Gabriele an Sina vorbei und ging in Richtung Hinterzimmer. »Moment, Gabi, willst du mich heute wieder abfertigen wie gestern Abend?«
    Gabi blieb stehen, drehte sich kurz um. »Humor, Sina, mehr Humor!«
    »Ich finde Humor nur lustig, wenn beide Seiten darüber lachen können.«
    Gabi kehrte um und legte ihren Arm freundschaftlich um die Schultern ihrer Freundin. »Also hör mal zu, Schätzchen. Wir gehen ins Büro, trinken gemeinsam einen Kaffee und sprechen uns aus, o. k.?«
    »Bloß einen Kaffee? Naja, besser als gar nichts.«
    In dem engen, finsteren Raum stand ein übervolles Holzregal. Einfach, aber stabil gebaut wie das Günstigste vom Möbelmitnahmemarkt, aber wahrscheinlich bereits lange vor dem Krieg zusammengeschustert. Auch hier Vasen, Leuchter, Schmuck. Das Büro fasste sonst nur noch eine kleine Kochnische, einen windschiefen und mit Papier übersäten Schreibtisch, eine Anrichte mit Telefon, Fax, Anrufbeantworter. Ein geschmackloser Mischmasch aus Altem und Neuem. In einer Ecke lagen Gummistiefel, Klappspaten und halbleere Jutesäcke. Der einzige Ruhepunkt war ein Biedermeiertischchen in der Mitte des Raums. Er war bis auf ein Zuckerdöschen aus feinem Porzellan und einer gefalteten Tageszeitung leergeräumt.
    Sina hockte sich rittlings auf einen Schemel vor dem Tischchen. Gabi goss in der Kochnische Wasser auf. Wahrhaft ein ungleiches Paar. Nicht nur der Altersunterschied stand zwischen den Frauen. Allein die äußere Erscheinung ließ nie vermuten, dass es sich hier um beste Freundinnen handelte. Sina mit ihrem frechen Kurzhaarschnitt, der ihre kräftigen kastanienbraunen Haare wild in alle Richtungen abstehen ließ. Gekleidet nicht eben wie aus einem Modemagazin, aber doch flott und sportlich in knackig engen Jeans und figurbetontem, gerippten Rolli. Gabi dagegen trug ein fessellanges Kleid, hielt die Haare streng zurückgekämmt. »Nicht schön, aber selten«, sagte sie immer, wenn Sina über das eingestaubte Outfit der Älteren lästerte. »Die Kunden wollen hier keine aufgestylte Modetussi sehen«, begründete sie stets. »Sie wollen, dass derjenige, der sie bedient, ins Umfeld passt.« Sina wagte das zu bezweifeln. Die Nürnberger, speziell diejenigen, die bei Gabi kauften, mochten zwar ein wenig konservativ und spießig sein, passend zum Butzenscheiben-Image der Stadt, aber Sina war sicher, dass Gabriele mit ihrem Auftreten doch ein wenig übertrieb. Schade war’s vor allem um Gabis schulterlanges, gelocktes Haar. Ihre dunkelblonde Mähne kam nicht einmal annähernd zur Geltung. Am liebsten hätte sie sie wahrscheinlich in einem Dutt versteckt.
    »Was schaust du mich so an? Stimmt was mit meiner Frisur nicht?« Hastig strich Gabriele eine lose herabhängende blonde Strähne hinters Haarband zurück.
    »Nein, entschuldige, Gabi. Ich frage mich nur, wann du endlich damit rausrückst?«
    Gabi kam mit den zwei Kaffeetassen zu ihr an den Tisch. »Womit?«
    »Na, mit der tollen Sache, die du mir gestern Abend erzählen wolltest, und es dir dann doch anders überlegt hast.«
    »Richtig.« Gabi setze sich Sina gegenüber und schaufelte zwei gehäufte Löffel Zucker in ihren Becher.
    »Was heißt hier ›richtig‹?«, bohrte Sina.
    »Richtig heißt, dass ich es mir tatsächlich anders überlegt habe.«
    Sina richtete sich auf: »Du willst es mir also nicht erzählen?«
    Gabi rührte ihren Kaffee in aller Ruhe um und sah ihrer Freundin dann direkt in die Augen. »Nur, wenn du deinen Roman nicht schreibst. Das heißt – …«
    Sina beugte sich weiter vor: »Das heißt – was?«
    Gabi machte eine nachdrückliche Pause. »Das heißt – noch nicht.«
    Genervt ließ sich Sina zurückfallen. »Gabi, mach’s nicht so spannend. Was ist los? Hast du das Bernsteinzimmer gefunden oder was?«
    Gabriele nahm einen großen Schluck aus ihrer Tasse und atmete tief durch. »Sinalein, du bist gar nicht mal so weit entfernt.«
    Sina wurde wieder aufmerksamer und angespannter: »Nein! Du hast doch nicht wirklich den großen Coup gelandet? Und das ohne mich und …«
    Gabi fiel ihr ins Wort: »… und das mehr als zwei
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