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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen
Autoren: Jan Beinßen
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getrieben hatte. Er lenkte ein: »Also gut. Es waren gemeine Verbrecher. Schande über sie.« Und mit gesenkter Stimme: »Du musst aber zugeben, dass unser Urteil über sie auf reinen Vermutungen fußt. Die Sache mit der Russenmafia …«
    »Daran habe ich nie geglaubt«, unterbrach ihn Sina.
    »Mag sein. Ich ja eigentlich auch nicht so recht. Wie gesagt: Am liebsten würde ich die ganze Bande als kleine Ganoven abstempeln und fertig ist die Kiste. – Trotz des Veilchens, das sie mir damals verpasst haben.« Klaus war sich offenbar selbst nicht sicher, wie er die Fremden einordnen sollte, und vollzog bei seiner Argumentation eine gedankliche Slalomfahrt. Zögerlich meinte er: »Aber wer sonst, wenn nicht die Mafia, hätte den technischen und finanziellen Background, um so eine Sache durchzuziehen? Da kann ich mich drehen und wenden wie ich will und komm doch immer wieder auf organisierte Kriminalität.« Klaus suchte nach Beweisen. »Was habe ich da neulich gelesen? Diese Russenmafia soll doch tatsächlich versucht haben, acht MIG-Kampfjets in den Iran zu verschieben. Von ähnlichem Kaliber war die Sache mit dem A10 auch. Um so etwas über die Bühne zu bringen, brauchst du einen gewaltigen Apparat, eine bestens durchorganisierte Truppe, eben eine Mafia. Dass das Orten und Anpeilen der Nazirakete von einer gewissen organisatorischen und fachlichen Kompetenz und vielleicht sogar militärischem Background zeugte, ist ja wohl nicht von der Hand zu weisen.« Klaus versuchte seine These weiter zu untermauern. Mit ausholenden Bewegungen unterstrich er die Bedeutung seiner Worte: »Das Ganze muss einer gigantischen Erpressung gedient haben – darauf versteht sich das Syndikat bekanntermaßen am besten. Nur eine millionenschwere Erpressung würde den enormen Aufwand, den die da unten in den Katakomben betrieben haben, rechtfertigen.«
    Sina schaltete auf stur. »Ich habe jedenfalls nie etwas darüber gelesen, dass der amerikanische Präsident oder sonst wer durch eine auf New York gerichtete Atomrakete um einige Millionen Dollar erleichtert werden sollte«, sagte sie mit unüberhörbarem Spott in der Stimme.
    »Das werden die auch ausgerechnet an die Presse weitergeben«, höhnte Klaus. »Nein, nein. Die haben das verheimlicht. Oder sie haben es selber gar nicht erst erfahren. Denn vielleicht waren die Typen von der Russenmafia zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht so weit, um ihre Forderungen zu stellen. Du hast selbst erzählt, dass sie technische Probleme damit hatten, das A10 unter Kontrolle zu kriegen.«
    »Probleme, die ausgerechnet ich gelöst habe«, warf Sina kleinlaut ein.
    Klaus strich ihr sanft über die Hand. »Und damit im Endeffekt eine Katastrophe verhindert hast.«
    »Trotzdem glaub ich nicht dran. Ich glaub nicht dran, dass irgendeine ominöse Mafia im Spiel war. Was heißt das denn überhaupt: Mafia? Kaum haben sich ein paar dunkle Gestalten zusammengefunden, um das ein oder andere Verbrechen zu begehen, werden sie gleich als Mafia abgestempelt. Als nicht greifbares Schreckgespenst. Man macht es sich damit verdammt leicht, findest du nicht auch?«
    »Wer dann, Sina? Wer soll es sonst gewesen sein? Denk an den russischen Akzent.«
    »Ach was! Russischer Akzent. Quatsch«, tat Sina die Sache ab.
    Klaus blieb beharrlich: »Sie haben russisch gesprochen, Sina. Das weißt du.«
    »Oder tschechisch oder polnisch oder rumänisch. Ich bin keine Sprachexpertin! Das klingt doch alles ähnlich, eine dieser Ostsprachen hört sich an wie die andere.«
    »Mensch, Sina. Mach’s uns nicht so schwer.«
    Sina schüttelte Klaus’ Hand ab. »Wenn – und ich betone das Wörtchen wenn ausdrücklich – wenn also tatsächlich Russen mit der Sache in Verbindung zu bringen sind, dann hatten sie bestimmt ganz andere Gründe.«
    Klaus lehnte sich in seinem Stuhl zurück, legte die Stirn in Falten. »Und die wären?«
    »Enttäuschung zum Beispiel.«
    »Bitte?« Klaus konnte nicht folgen.
    »Enttäuschung.« Sina wirkte trotzig, als sie fortfuhr. »Es könnten Sowjetsoldaten gewesen sein. Soldaten, die einmal in Deutschland stationiert waren. Und die sich wegen der Auflösung der Sowjetunion und nach ihrem schmählichen Abzug aus der Ex-DDR nicht mehr in den Griff gekriegt haben. Verstehst du? Männer, die früher voller Stolz auf ihr Land waren. Männer voller Würde, die mit ihren ordenbehangenen Uniformen und der Nase stets ganz oben durch die Gegend stolziert sind. Als sie gehen mussten – zurück in eine Heimat, die keine
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