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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)
Autoren: Garry Disher
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Joints. Doch für ein paar Tage war es zu ertragen. Sie räumte den Dreck weg, fegte, wischte Staub und schrubbte. Da sie wusste, dass die Temperatur gegen Abend fallen würde, wollte sie ein Feuer machen. Und fand einhundertzwanzigtausend Dollar, verstaut in einem Rucksack, der unter einem Haufen aus Feuerholz, Baumrinde, Zweigen und Tannenzapfen lag. Als hätte sich jemand fest vorgenommen, sehr schnell zurückzukommen.
    Eddie schied aus, anders dagegen eine durchgeknallte Frau mit einer Waffe. Lydia schnallte sich den Rucksack auf den Rücken und ging zu ihrem Fahrrad. Inzwischen steckte ihr die Erschöpfung in den Knochen und doch achtete sie auf ihrem Weg zurück ins Tal konzentriert auf den Autoverkehr. Von Yarra Junction aus brachte ein Taxi Lydia in eine andere Stadt und ermöglichte ihr die Wahl zwischen drei Gebrauchtwagenplätzen. Die ganze Zeit über dachte sie an Wyatt. Sie suchte nach einem fahrbaren Untersatz, der nicht sofort ins Auge fiel, wohl wissend, dass Wyatt das Gleiche tun würde. Der Wagen sollte weder schnell noch auffällig sein oder alt.
    Beinahe hätte sie sich für einen silberfarbenen Corolla entschieden, als ihr klar wurde, dass der weiße Holden-Pick-up alles andere vermittelte, nur nicht den Eindruck, sie habe einen Raub begangen, sei die Fahrerin eines Fluchtwagens oder eine entflohene Strafgefangene. Die Frau eines Farmers, vielleicht. Gärtnerin. Jemand, der mit Pferden zu tun hatte. In dem Bewusstsein, wie Wyatt agieren zu können, fühlte sie sich merkwürdigerweise mehr und mehr befreit von ihm. Ihre Wege würden sich kreuzen oder auch nicht. Wyatt würde sie ausfindig machen oder auch nicht. Sie hoffte nicht darauf, würde es auch nicht forcieren, würde es aber auch nicht vereiteln. Bis dahin kam sie gut allein klar. Seit Langem schon kam sie allein klar.
    Sie fuhr mit dem Pick-up nach Norden, Wyatts schmales Gesicht mit dem wachsamen Ausdruck vor Augen, und ihre Antwort war ein schiefes Grinsen, als sie sah, wie er in ferner Zukunft, an einem fernen Ort zur Kenntnis nahm, warum sie von ihren gemeinsamen einhundertzwanzig Riesen neuntausendneunhundertfünfundneunzig Dollar hatte ausgeben müssen.

    47

    Die Westlake Towers träumten noch immer vor sich hin. Wyatt überquerte die Straße und betrat das Gebäude, alle Sinne auf Empfang gestellt. Niemand der an ihm zog oder an ihm zerrte. Er ging hinauf in den achten Stock. Noch immer niemand. Alles eine Frage der Zeit, sagte er sich. Der ausgebrannte Holden konnte bis hierher zurückverfolgt werden, Rigby war ehrgeizig und andere Akteure könnten bereits geplaudert haben.
    Er säuberte das Apartment von sämtlichen Spuren und inspizierte sein Eigentum ein allerletztes Mal. Ein Teil von ihm hoffte, Lydia Stark in einem Versteck zu finden, das Khandi und Lowe übersehen hatten, aber sie blieb verschwunden.
    Genau wie die Leiter aus dem Abstellraum. Er wusste sofort, wofür Lydia sie benutzt hatte, und fand den Beweis auf seinem Balkon: frische Kratzspuren am Geländer und ein sich leicht bauschender Vorhang am Fenster eines Nachbarbalkons. Wyatt hatte jedem hier ein Schildchen verpasst. Auf dem seiner Nachbarin stand: Studentin aus Hongkong, und die würde ganz sicher nicht aus dem Haus gehen und die Balkontür offen lassen.
    Warum hatte sie der Polizei keinen Einbrecher gemeldet? Hatte Lydia das Mädchen überwältigt? Unwissentlich verhielt sich Lydia wie er und sie hätte zwei Möglichkeiten erkannt: nebenan bleiben in der Hoffnung, dass Khandi glaubte, sie, Lydia, habe sich aus dem Staub gemacht, oder aus der Deckung kommen, weil sie wusste, dass weitere Schützen auf der Straße sein könnten.
    Wyatt verließ zum letzten Mal sein Apartment und klopfte an die Nachbartür.
    Er klopfte noch einmal.
    Hinter der Tür wurde die Sicherheitskette vorgelegt, die Tür einen Spalt breit geöffnet und dann traf ihn der verunsicherte Blick eines Auges, das zweite war hinter einer schwarzen Haarsträhne verborgen. »Bei mir ist der Strom ausgefallen«, sagte Wyatt. »Bei Ihnen auch?«
    Das Mädchen beugte den Kopf nach hinten, Wyatt hörte, wie ein Lichtschalter betätigt wurde, dann öffnete sie die Tür, lächelte schüchtern und demonstrierte ihm, dass die Beleuchtung in ihrem Flur funktionierte. Das Mädchen hatte wohl geschlafen, ihr T-Shirt war zerknittert und auf ihren Wangen zeichneten sich Abdrücke des Kissens ab. »Vielen Dank«, sagte Wyatt in das Apartment hinein. »Tut mir leid, dass ich Sie gestört habe.«
    Sie lächelte
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