Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits
Autoren: Georg R. Kristan
Vom Netzwerk:
und ihre aufgescheuchten Herrinnen hätten die Köpfe der Raser am liebsten auf der Richtstätte fallen sehen.
    Den Bauzaun entlang der Straße in Rolandseck hatte man inzwischen einige hundert Meter nach Süden versetzt.
    »Der steht auf sicheren Füßen«, stellte Lupus fest. »Von unserem Tatverdacht kann man das noch nicht sagen.«
    In Höhe des Bahnhofs Rolandseck, an dessen Zufahrt mit Plakaten für die dort stattfindende Kunstausstellung geworben wurde, kam unerwartet schnell der Rückruf von der Funkleitstelle. »UNI 81/12 von UNI. Mitteilung von Kriminalhauptmeister Ahrens: Inhaber des Geschäfts ist ein Paolo Muskitus. – Sonst keine besonderen Vorkommnisse.«
    »Verstanden«, bestätigte Freiberg die Durchsage. »Na, Lupus, Wolf aller Wölfe, was sagst du dazu?«
    »Mein Sprüchlein aus der Kinderzeit: Sau gehabt, Glück geschlachtet! – Der saubere Herr Muskitus ist ein Mensch mit besonderen Qualitäten; er liebt die Kunst und handelt mit Frauen.«
    Kommissar Freiberg schlug bei voller Fahrt mehrmals triumphierend mit der rechten Hand auf das Steuerrad. »Agentur Felicidad – Glückseligkeit! Biestritz wird sich wundern, was die Dorfpolizisten so alles ans Licht holen. Jetzt können wir als sicher annehmen, daß Subin Tairong aus Hamburg mit Bari von Campen telefoniert hat. Vielleicht wollte sie um Hilfe bitten oder einfach ihren Kummer loswerden. Muskitus hat mit Sicherheit Subins Paß in der Hand gehabt und die Zahlenreihe entdeckt. Er mußte davon ausgehen, daß sein Geschäft mit der Glückseligkeit gefährdet war. Also hat er die beiden Frauen daran gehindert, ihm gefährlich zu werden – und das auf endgültige Weise.«
    »Auf den Rodderberg mit ihm! Dem Kerl würde ich einen Rundblick am Galgen verschaffen! – Aber wer läßt mich schon«, knurrte Lupus aufgebracht.
    Dem Bootshafen sah man an, daß er nicht von armen Leuten frequentiert wurde. Da schwammen allerhand teure Motorboote im Wasser, aber auch Yachten, Jollen und Drachen. Wer etwas auf sich hielt, jagte seine übermotorisierte Plastikschüssel mit Vollgas erst zwischen den Inseln nach Norden und dann unter den drei Brücken von Bonn hindurch, schwenkte an der Siegmündung ein und kam mit gestauchtem Rückgrat zurück in den rettenden Hafen. Einer dieser ganz Schnellen kurvte von der Strommitte her ein und schob sich ganz sanft an seinen Poller heran.
    »Wer das Sport nennt, muß die alten Griechen gründlich mißverstanden haben«, meinte Freiberg und stoppte vor einem grauen Schuppen.
    Lupus war ausgestiegen und fragte ein strammes Mädchen, das sich hier offenbar auskannte: »Wo bitte werden die Liegeplätze vergeben?«
    »Gleich da drüben«, sie deutete auf eines der Gebäude. »Aber Plätze sind knapp – und teuer ist’s auch.«
    Ein Mann in Jeans und im gelbem Sweatshirt kam mit wiegenden Hüften aus dem Büro; er wirkte wie die mißlungene Imitation eines Seemanns.
    Kommissar Freiberg war nicht in der Stimmung für lange Vorreden. »Kriminalpolizei!« sagte er und wies sich aus. »Wir interessieren uns für die Mieter der Liegeplätze.«
    »Ja… aber… ich kann nicht ohne Ermächtigung…« begann der rothaarige Mann, dessen Nase davon kündete, daß er auch schon gewisse Erfahrungen im Boxring gesammelt hatte, seine Erklärung.
    »Wenn Sie uns auch nur eine Sekunde Schwierigkeiten machen, sind Sie dran!« Lupus war nicht in bester Stimmung. »Wir haben ein Verbrechen aufzuklären – und nun zu!«
    »Bitte – da drinnen. Die Bücher sind ordnungsgemäß geführt. Die meisten Bootsbesitzer kenne ich persönlich, weil ich mich um die Ausrüstung kümmere, wenn es gewünscht wird.«
    Freiberg trat einen Schritt vor. »Paolo Muskitus heißt der Mann, den wir dringend sprechen müssen. Hat er hier seinen Liegeplatz?«
    »Ja, aber erst seit gut einer Woche; für ein Jahr gemietet. Er hat ein schnelles Acht-Meter-Boot, Gobbi 23 Offshore, mit Schlupfkabine, V8 Benziner, satte 275 PS; das gibt’s hier nicht häufig zu sehen…«
    »Ich denke, die Plätze sind knapp«, unterbrach Lupus die begeisterte Aufzählung der technischen Daten.
    »Ja, sicher, das stimmt. Aber mit etwas Glück klappt es manchmal doch ganz schnell«, erklärte die Boxernase. »Oft werden Boote verlegt, zum Beispiel nach Holland rüber. Manchmal auch umgekehrt – wie bei Herrn Muskitus.«
    »Und wenn die richtigen Scheinchen mitschwimmen, geht es noch schneller«, vermutete Lupus. »Hat er genügend Mäuse locker gemacht?«
    Der Mann grinste, ohne die Frage
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher