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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits
Autoren: Georg R. Kristan
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zwischen den beiden Frauen gab. Ich möchte sogar behaupten, daß beider Tod in Zusammenhang steht. – Wir müssen später auch Biestritz informieren.«
    »Und wie geht’s nun weiter?« fragte Lupus.
    »Wir beide gönnen uns einen Ausflug dahin, wo das Rheinland besonders lieblich ist…«
    »Zum Rolandsbogen!«
    »Genau. Wir müssen klären, ob und wann Bari von Campen dort gewesen ist. Ein fremdländisches Gesicht prägt sich vielleicht besser ein als ein europäisches – selbst im Bonner Raum. Wir haben ja auch das Foto von ihr.«
    »Und ihrem scheidungswütigen Mann«, ergänzte Lupus.
    »Wir sollten uns auch dringend um die Kunst bemühen. Ahrens, Peters und Singer werden ab sofort den Asiatica-Laden observieren; die Javakul scheint dort Geschäfte gemacht zu haben«, traf Freiberg seine Anordnungen. »Ist dir schon aufgefallen, daß in diesem bitteren Spiel alle Frauen verschwinden? – Zwei sind tot und die schöne Stewardeß hat sich aus dem Staub gemacht.«
    »Uns werden die Menschen knapp«, knurrte Lupus und legte das Notizbuch zurück, das er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte.
    Die Tür zum Vorzimmer war nur angelehnt. Lupus gab die Observierungsaufträge an die Mitarbeiter weiter und lächelte Fräulein Kuhnert zu, die aufgehört hatte, ihre Schreibmaschine zu bearbeiten. »Ihr dürft brav, fleißig und hoffentlich erfolgreich eure Pflicht tun«, sagte er süffisant. »Der Chef und ich gehen jetzt einen Schoppen Wein trinken.«
    »Spinnst du?« kam die ganz und gar nicht ladylike Rückfrage.
    Freiberg hatte sein Holster angelegt, mit geübter Bewegung die Waffe eingesteckt und die Cordjacke angezogen. »Kommissarin ehrenhalber, wir fahren zum Rolandsbogen und hören uns mal um; es könnte sein, daß sich Bari von Campen dort mit ihrem Mörder getroffen hat.«
    »Mit ihrem Mann?«
    »Der war – so hat er wenigstens ausgesagt – zu der Zeit in einer Besprechung im Auswärtigen Amt und hat sich anschließend mit ausländischen Freunden im Rheinpavillon festgeredet.«
    »Kommt jetzt der große Unbekannte ins Spiel?«
    »Das kann man nie ganz ausschließen«, antwortete Freiberg, »On vera!«
    Auf der Fahrt nach Süden, vorbei am Regierungszentrum mit den Kreuzbauten und dem neuen Kongreßzentrum, sagte Freiberg zu Lupus, der es sich auf dem Beifahrersitz von UNI 81/12 bequem gemacht hatte: »Jetzt, wo das Provisorium Bundeshauptstadt etwas aus sich gemacht hat, soll’s abgehen nach Berlin.«
    Lupus rückte den Gurt zurecht. »Ich wäre nicht böse drum, wenn es hier wieder etwas gemütlicher würde. Die Berliner können uns gern besuchen kommen, Bötchen fahren und Lieder singen – und natürlich Rheinwein bechern.«
    »Noch ist der große Exodus ja ausgeblieben. Über hunderttausend anspruchsvolle Staatsdiener und Lobbyisten nebst Anhang in die alte Reichshauptstadt zu verlagern, wird auch gar nicht so leicht sein. Hier werden eine Menge Institutionen zurückbleiben«, überlegte Freiberg. »Aber dieses wehleidige Geschwafel über die unheilvolle Vergangenheit Berlins, um damit den Standort Bonn zu begründen, geht doch wohl an den Realitäten vorbei; wir haben nun mal eine miese Vergangenheit. – Ein erloschener Vulkan wird ja auch nicht auf die Dauer gemieden und verflucht, weil er mal Feuer gespuckt hat. Da drüben«, Freiberg zeigte hinüber zum Siebengebirge, »hat die Magma gebrodelt, und jetzt ist es ein Urlaubsparadies.«
    »Für mich war Berlin die Urlaubshölle«, sagte Lupus. »Auch Helga war froh, als wir wieder Bonner Boden unter den Füßen hatten. Nur unsere Tochter hat’s gepackt. Die will ihr Examen machen und dann nichts wie hin ins moderne Babylon. Oh, pardon, nicht Babylon! Da ist mir schon Sodom und Gomorrha lieber.«
    Freiberg lachte. »Vorsicht! Dort ist Lots Weib zur Salzsäule erstarrt, als sie ihren Blick nicht von der Sünde lassen konnte.«
    »Du hättest doch Lehrer werden sollen. Erster Kriminalhauptkommissar mit zwei Staatsexamen. Wo gibt’s das sonst noch im deutschen Vaterland?«
    »Mach dir keine falschen Hoffnungen – mich wirst du so schnell nicht los.«
    »Und das ist auch gut so, Chef Walter. Wart’s ab, in ein paar Jahren bist du ein ganz großes Tier.«
    »Aber nur im Berliner Zoo!«
    Ohne Lupus’ ortskundige Einweisung hätte Freiberg die Vulkanstraße zum Rodderberg wohl nicht so schnell gefunden. Rechts erstreckte sich – nur noch andeutungsweise erkennbar – das Rund des weitläufigen Kraters, in der der Broichhof mit seinen Feldern, Wiesen
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