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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits
Autoren: Georg R. Kristan
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einsam sein, um das einem Kellner zu erzählen.«
    Mit dieser Eröffnung hatten Freiberg und Lupus am wenigstens gerechnet. Sie bekämpften ihre Überraschung mit einem kräftigen Schluck Wein. Der Kommissar griff in die Jackentasche und legte das Foto auf den Tisch.
    »Ja, natürlich, das ist die Dame. Aber den Mann kenne ich nicht – mit dem war sie nicht hier«, sagte der Kellner spontan.
    »War sie mit einem andern Mann hier?«
    Dem auskunftsfreudigen Kellner schien erst jetzt bewußt zu werden, daß er mit der Kriminalpolizei sprach. »Das wird mir doch keine Unannehmlichkeiten bringen, wenn ich über Gäste rede?« fragte er vorsichtig.
    Freiberg sah zu ihm auf und lächelte. »Nein, ganz und gar nicht. Sie brauchen uns nur zu sagen, was Sie gesehen haben.«
    »Geht es um die tote Frau aus dem Rhein? Die Zeitungen waren voll davon.«
    »Darum geht’s in der Tat«, bestätigte der Kommissar.
    »Und die Kripo nimmt an, daß der Mann sie umgebracht hat?«
    »Von wem sprechen Sie? – Da der Mann auf dem Bild nicht hier gewesen ist – mit wem war sie dann zusammen?«
    »Mit einem anderen hat sie sich hier getroffen, in der vergangenen Woche – Mittwoch glaube ich.«
    Lupus machte vor Überraschung den Mund auf – und schob sich eine Waffel zwischen die Zähne.
    »Können Sie uns den Mann beschreiben?« fragte Freiberg gespannt.
    »Nun, ich will’s versuchen. Also, blond war er mit Sicherheit nicht. Er hatte kräftige dunkle Haare, ein glattes, eher rundliches Gesicht. – Mich hat gestört, daß er dauernd eine dunkle Sonnenbrille trug, die er nicht ein einziges Mal abgenommen hat.«
    »Können Sie sein Alter schätzen und vielleicht seine Größe?«
    »Schwer zu sagen – so um die Vierzig, schätze ich, und mittelgroß.«
    »Und die Kleidung?«
    »Ganz locker: Leinenjacke, helle Hose, Sweatshirt; alles sehr teuer. Aber auch das Trinkgeld konnte sich sehen lassen – vielleicht ist er mir deswegen so gut in Erinnerung.«
    »Haben Sie etwas vom Gespräch der beiden gehört?« faßte Freiberg nach.
    »Nein, die haben ziemlich leise gesprochen, und mir liegt es nicht, lange Ohren zu machen; dafür ist auch zuviel Betrieb.«
    »Wie lange haben die zwei hier gesessen?«
    »Nun, so eine Stunde, denke ich. Die Sonne verschwand schon hinter den Bäumen, als sie gegangen sind.«
    Lupus hatte die Waffeln aufgegessen und sein Glas geleert. Freiberg hatte nur den ersten Schluck getrunken. Er legte dreißig Mark auf den Tisch und sagte: »Stimmt so! Sie haben sehr gut beobachtet. Ich werde dafür sorgen, daß Sie einen Teil der Belohnung bekommen, wenn der Fall durch Ihren Hinweis schneller geklärt wird.«
    »Ach, eine Belohnung gibt’s auch?« Der Kellner schien überrascht zu sein.
    »Ja, zehntausend Mark sind ausgesetzt; aber die werden aufgeteilt an alle, die uns weitergeholfen haben. – Jetzt brauchen wir noch Ihre Personalien; später müssen wir Sie auch noch offiziell als Zeuge vernehmen.«
    Lupus hatte sein Notizbuch aufgeklappt und nahm die Angaben zur Person entgegen.
    Sie wechselten noch ein paar freundliche Worte; dann verabschiedeten sich die beiden Kriminalisten. Beim Abstieg über die Treppe verhielt Freiberg den Schritt und wies mit ausgestrecktem Arm auf den Hafen von Oberwinter. »Es sollte mich nicht wundern, wenn unser Thaicharmeur da unten ein Boot liegen hätte.«
    »Dann hat er verspielt«, sagte Lupus. »Auf geht’s!«
    Die beiden Waffelfreunde stürmten zum Parkplatz. Freiberg übernahm wieder das Steuer. »Jetzt rauf zum Rodderberg, damit wir Kontakt mit der Leitstelle aufnehmen können.«
    Mit heulendem Motor zog UNI 81/12 die Serpentine hinauf. Freiberg stoppte auf der Höhe. Lupus reichte ihm das Peikermikrofon. »UNI für UNI 81/12. – Bitte sofort folgende Nachricht an Kriminalhauptmeister Ahrens durchgeben, der am Bonner Talweg observiert. Erstens: Gesucht wird ein dunkelhaariger Mann, mittelgroß, glattes Gesicht, etwa vierzig Jahre alt, trägt möglicherweise Sonnenbrille. Bei Erscheinen vorführen im Präsidium. Zweitens: Bitte sofort feststellen, wer der Inhaber der Kunsthandlung Asiatica ist. Das Haus vorerst nicht betreten! Nachricht über Funk unverzüglich an mich.«
    »UNI 81/12 von UNI: Verstanden. Auftrag geht weiter.«
    »Und was machen wir nun?« fragte Lupus.
    Freiberg sagte nur zwei Worte: »Bootshafen Oberwinter.« Dann gab er Gas und jagte den Wagen über die schmale Vulkanstraße, daß die Reifen jaulten. Die kleinen Edelpisser warfen sich verschreckt in die Leinen,
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