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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits
Autoren: Georg R. Kristan
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zu beantworten.
    »Wo liegt das Boot, und wie heißt es?« drängte Freiberg.
    Der Mann zeigte zur Mole. »Da drüben mit der silbrigen Persenning, das ist die ›Felicidad‹. – Ich habe mich schon gefragt, ob Herr Muskitus eine ausländische Freundin hat, bei dem Namen.«
    »Danke«, sagte Freiberg. »Das war schon alles. Es wäre besser für Sie, wenn Sie über unseren Besuch mit niemandem sprechen. Wer will schon etwas mit der Polizei zu tun haben? Sie doch bestimmt auch nicht.«
    Nach wenigen Sekunden hatte sich UNI 81/12 auf der Bundesstraße 9 in den Verkehr Richtung Bonn eingefädelt.
    »Jetzt sollten wir unseren Verstand mobilisieren«, brummelte Freiberg, und lauter fuhr er fort: »Endlich paßt unser Puzzle wieder zusammen. Muskitus wiegt sich noch in Sicherheit; zumal dann, wenn die Stewardeß ihm vom Verdacht der Polizei gegen Botho von Campen berichtet hat. – Der Kunst- und Mädchenhändler ist mit seiner Zuträgerin nach Bonn gekommen, um Geschäfte abzuwickeln und die Zweisamkeit zu genießen. Dabei ist Amara durch Zufall in Botho von Campen hineingelaufen und hat geistesgegenwärtig ihre Schau abgezogen. Die dürfte Muskitus länger und intimer kennen als ihren Diplomaten.«
    »Du meinst, der Kunsthändler und die Purserette stecken unter einer Decke?«
    »Mit Sex und Geschäft bestimmt. Sie wird ihm auch das frische Fleisch aus Bangkok und Umgebung verschafft haben. In ihrem Beruf hat sie Möglichkeiten genug, mit geeigneten Mädchen in Verbindung zu kommen. – Aber mit den beiden Morden sieht’s wohl anders aus. Das war nicht ihr Job. Sie war – das ist abgeklärt – mit der Maschine unterwegs und hat erst jetzt durch den Checkover der Boeing ein paar Tage frei. – Wenn Muskitus in seinem Asiatica-Laden ist, dann hat sich Amara zu ihm geflüchtet, und die beiden werden nicht zögern, nach Hamburg zu verduften.«
    »Den Spaß werden wir ihnen versalzen«, sagte Lupus grimmig. »Wir sollten die Bude von einem SEK ausräuchern lassen.«
    »Immer langsam mit die jungen Pferde!« bremste Freiberg seinen Kollegen. »Aber rausholen werden wir sie – und zwar mit aller Vorsicht. Ich möchte nicht, daß ein wildgewordener Mädchenhändler eine Schießerei veranstaltet; der weiß schließlich, was ihn erwartet, wenn wir ihn erwischen.«
    »Und was machen wir mit dem Diplomaten?«
    Freiberg schlug wütend auf das Steuerrad – in Bad Godesberg waren wieder einmal die Straßen dicht, und die Fahrzeuge kämen nur im Schneckentempo voran. »Botho von Campen holen wir ebenfalls ins Präsidium. Melange à trois; mal sehen, was dabei herauskommt. Ein Ladykiller ist er zwar nicht, aber an den Geschäften mit der Kunst wird er keine Freude mehr haben.«
    Lupus dachte sofort praktisch. »Also zwei Streifenwagen zum Bonner Talweg, einen zur Bismarckstraße. Ahrens führt vor Ort.«
    »Richtig!« bestätigte der Kommissar. »Gib’s durch. Den Muskitus müssen wir haben.«
    »Tot oder lebendig«, bestätigte Lupus und übermittelte die Weisung seines Chefs an die Einsatzleitstelle.

 
    22
     
     
     
    Die Zugriffe am Bonner Talweg und in der Bismarckstraße hatten wegen der Polizeifahrzeuge zwar einiges Aufsehen erregt, waren jedoch sehr undramatisch verlaufen. Ahrens hatte das Asiatica-Antiquariat gemeinsam mit zwei Polizisten in Uniform betreten und den Geschäftsführer so zur Seite gedrängt, daß er keinen Alarmknopf anrühren konnte. Der distinguiert wirkende Herr mit dem grauen Haarkranz wagte nicht zu leugnen, daß Amara Javakul sich – wie er sagte – »bei meinem Herrn Muskitus« im Obergeschoß aufhalte. Die Herrschaften seien im Begriff, abzureisen.
    In diesem Augenblick trat Paolo Muskitus mit einer Reisetasche in der Hand in den Verkaufsraum. Amara, im hellgrauen Kostüm, war ein paar Schritte hinter ihm. Sie trug ihre Handtasche und einen Diplomatenkoffer. Muskitus sah verwundert auf, als er plötzlich den beiden Uniformierten gegenüberstand.
    Ahrens ging auf das Paar zu und sagte beiläufig: »Herr Muskitus, entschuldigen Sie bitte die Störung. Es hat gewisse Probleme mit einem Bekannten von Frau Javakul gegeben, und ich möchte Sie bitten, mit uns zum Präsidium zu kommen, um einige Fragen zu beantworten.«
    »Das betrifft wohl nur Frau Javakul; mich brauchen Sie dazu nicht.«
    »In diesem Fall schon«, erklärte Ahrens, »es könnte ja sein, daß mein Chef auch von Ihnen Auskünfte haben möchte.«
    »Nun gut«, kam die gleichmütige Antwort. »Wir fahren ohnehin gemeinsam zurück. Frau
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