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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits
Autoren: Georg R. Kristan
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die sind nicht so zurückhaltend wie wir.«
    Amara hielt den Kopf gesenkt und flüsterte: »Ich habe nichts Verbotenes getan. Herr Muskitus hat eine Heiratsagentur – ganz legal. Wenn interessierte Thailänderinnen oder andere Damen aus besseren Kreisen Südostasiens hier in Deutschland ihr Glück machen wollten, habe ich mich während des Fluges um sie gekümmert. Das ist alles.«
    »Dann kennen Sie gewiß auch Subin Tairong«, warf Freiberg hin.
    »Aber ja, die ist erst vor wenigen Wochen nach Deutschland gekommen. Sie war bei mir in der Maschine – ich habe sie betreut. Herr Muskitus hat sie am Flughafen abgeholt und direkt mit dem Wagen zu ihrem künftigen Ehemann am Jenischpark gefahren. Ich hoffe, daß sie mit Herrn Naval glücklich geworden ist.«
    Freiberg sah Amara aufmerksam an und wartete, bis sie den Kopf hob. Dann sagte er: »Dazu hatte sie wohl keine Zeit. Subin Tairong ist die Frau, die man in Hamburg tot aus dem Fleet geholt hat.«
    Amara Javakul hob hilflos die Hände und weinte fassungslos.
    »Warum mußte diese Frau, die Sie nach Deutschland gebracht haben, sterben?« schoß Lupus seine Frage ab. »Was hatte Subin Tairong mit Bari von Campen zu tun?«
    »Ich weiß doch nichts«, brachte Amara unter Schluchzen hervor. »Was soll ich denn wissen? Ich bin doch nur zwischen Hamburg und Swirnabad hin und her geflogen.«
    »Fest steht«, sagte Lupus mit Nachdruck, »daß Sie die Thailänderin nach Hamburg gebracht und daß Sie die Achtzehnjährige – ein Kind fast noch – einem Mädchenhändler zugeführt haben. Fest steht auch, daß dieses Kind später ermordet worden ist. Wenn Sie nicht mit uns reden, können wir Sie gern der Polizei in Swirna überstellen, damit Ihre Rolle in diesem Spiel aufgeklärt wird. Die Gefängnisse dort sind nicht so komfortabel wie bei uns – und die Vernehmungsmethoden wohl auch nicht so sanft.«
    Amara Javakul zitterte. Sie war nur noch ein Bündel Angst.
    Freiberg ließ die Zügel wieder locker. »Überlegen Sie bitte, welche Verbindung es zwischen den beiden Frauen gegeben hat. – Wir wissen, daß sie miteinander telefoniert haben.«
    Amara zerbiß ihre Unterlippe. »Vielleicht waren sie Verwandte. Die Sippen in Swirna sind weit verzweigt, und in einem fremden Land ist jede Verbindung zu einem Menschen aus der Heimat wichtig. Vielleicht wollte Subin Bari von Campen zur Hochzeit einladen oder einfach nur Kontakt mit ihr aufnehmen. – Aber warum hat er das getan?«
    »Wer bitte?« fragte der Kommissar.
    »Botho von Campen! Er wollte frei sein von Bari, um mich zu heiraten; aber doch nicht so…«
    »Frei ist er ja nun«, stellte Lupus fest.
    »Entsetzlich! Ich war die Konkubine eines Mörders und habe mein Gesicht verloren. Meine Eltern werden sehr unglücklich sein.«
    »Und Sie werden im Nicolaifleet oder im Gefängnis landen, wenn Sie so weitermachen wie bisher«, prophezeite Lupus. »Sie dürfen sicher sein, daß wir unseren Kollegen in Hamburg einen schönen Bericht zukommen lassen. Ich zweifle sehr, daß Sie uns schon alles über Ihre Aktivitäten beim Mädchenhandel gesagt haben.«
    Amara Javakul saß zusammengesunken auf ihrem Stuhl. »Darf ich denn nach Hamburg zurückfahren? Unsere Boeing 747 startet morgen. Ich muß die Kabinencrew anleiten.«
    Freiberg nickte zustimmend. »Ja, Sie können fahren. – Wenn Sie das Vernehmungsprotokoll unterschrieben haben, halten wir Sie nicht mehr fest.«
    Amara atmete auf. »Ich werde draußen noch auf Herrn Muskitus warten. Wir sind in seinem Wagen nach Bonn gekommen.«
    »Fahren Sie lieber mit der Bahn«, sagte der Kommissar. »Herr Muskitus bleibt hier. Ich werde ihn wegen Mordverdachts festnehmen.«
    Amara Javakul sackte in sich zusammen. Fräulein Kuhnert holte ein Glas Wasser und führte die Stewardeß in den Sanitätsraum. »Kommen Sie; der Polizeiarzt wird Ihnen helfen.«
    Lupus war aufgestanden, um Botho von Campen hereinzuführen. Der sah gerade noch, daß sich Amara nach einem kurzen Blick zu ihm am Arm der Sekretärin entfernte.
    »Was haben Sie mit ihr vor – sie ist doch nicht festgenommen?«
    »Nein, sie hat einen Schock und ist auf dem Weg zum Arzt«, sagte Lupus und schob die Tür von Zimmer 306 auf.
    »Bitte nehmen Sie Platz!« Kommissar Freiberg wies auf einen der Besucherstühle.
    Fräulein Kuhnert saß mit Schreibblock und Stenostift am Ende des Tisches. Sie lächelte Botho von Campen aufmunternd zu. Er wirkte erschöpft und vermied es, seinen Blick auf einen der Anwesenden zu fixieren.
    »Tut mir
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