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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits
Autoren: Georg R. Kristan
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zwischen Armaturenbrett und Bordwand zu pressen und so gut es ging mit den Füßen abzustützen.
    Ihm war klar, daß Muskitus nicht zögern würde, abzudrücken, wenn er sich durch eine falsche Bewegung bedroht fühlte. Es war ein hundsjämmerliches Gefühl, von der verkehrten Seite in den Lauf einer Waffe zu starren. – So blieb nur zu hoffen, daß Lupus den Polizeiapparat mobilisiert hatte.
    Muskitus schwenkte kurz die Pistole. »Zieh da vorn die Klappe auf und nimm die Flüstertüte fest in die Hand. Wenn deine Kollegen zu Wasser oder in der Luft auftauchen, machst du ihnen klar, daß sie verschwinden sollen. – Wir haben Sprit für eine lange Reise. – So, und nun umdrehen! Eine Hand forn Schipp, andre Hand forn Mann!«
    Freiberg nahm das Megaphon in die Rechte und hielt sich mit der Linken an der seitlichen Windschutzscheibe fest. Er mußte sich ducken, so hart peitschten Fahrtwind und Spritzwasser ihm entgegen.
    Die Einsatzleitstelle hatte inzwischen über »Edwin« den Hubschrauber angefordert; diesmal ging es besonders schnell, denn Hummel 2 kreiste über dem Endenicher Ei, wo sich nach einem Unfall der Verkehr gestaut hatte.
    Im Wachraum der Wasserschutzpolizei an der Kennedybrücke kam der Ruf nach Unterstützung an, gerade als sich Mauser bei Hauptkommissar Wernitz über den Stand der Arbeiten an der Beueler Platte informieren wollte. Wieder einmal war die Presse zur richtigen Zeit am Ort des Geschehens.
    »Kann ich an Bord?« fragte er und warf sich seine Kameratasche über die Schulter.
    »Das wird nicht möglich sein«, winkte Wernitz ab. »Wiking 5 fährt Streife und kommt aus Richtung Köln hoch. – Die werden den Flitzer schon stoppen.«
    Der schnelle Mauser hörte noch den Einsatzbefehl für das Wasserschutzboot und raste Sekunden später die Treppe zur Brücke hinauf. Von dort oben hatte er freie Sicht rheinauf- und rheinabwärts.
    Geduckt hinter der Windschutzscheibe sah Freiberg das linke Rheinufer vorbeigleiten.
    »Polizeihubschrauber!« rief Freiberg. »Geben Sie auf, Muskitus, Sie haben keine Chance mehr!«
    Der Skipper lachte schrill und ließ mit ein paar Steuerbewegungen das Boot hin und her tanzen. Triumphierend brüllte er zurück: »Die tun uns nichts! Ich habe ja die Kripo an Bord. – Los, gib Zeichen, daß der Vogel abhauen soll.«
    Das war gar nicht so einfach. Freiberg beugte sich vor und machte mit der freien Hand scheuchende Bewegungen. Dann versuchte er, seine Botschaft über das Megaphon anzubringen. »Drehen Sie ab! – Freie Fahrt für Mann und Boot!«
    Im Hubschrauber war mit Sicherheit von der Durchsage nichts zu verstehen. Hummel 2 drückte auf das Wasser herunter. Die von den knatternden Rotoren aufgepeitschte Luft fegte die Gischt zur Seite.
    Freiberg wiederholte die Handzeichen, und Muskitus hob kurz die Pistole hoch. Die Besatzung von Hummel 2 hatte die Situation erkannt – der Pilot zog die Maschine in schnellem Steigflug in die Höhe. In der Einsatzleitstelle lief die Meldung ein: »Flüchtendes Boot kurz vor der Kennedybrücke – Kommissar Freiberg lebend an Bord – er wird von dem Mann am Steuer bedroht – Zeichen zum Abdrehen wurden befolgt – Hummel 2 geht auf Höhe und beobachtet weiter – Ende!«
    »Siehst du; die sind wir los! Polizei an Bord ist die beste Lebensversicherung!« Muskitus war in euphorischer Stimmung.
    Jetzt kam die Kennedybrücke bedrohlich nahe. Mächtige Betonpfeiler ragten aus dem Flußbett und trugen die schwere Stahlkonstruktion.
    Zwischen den Brückenpfeilern sah Freiberg das Wasserschutzboot mit voller Fahrt von Norden herankommen.
    »Jetzt ist es aus, Muskitus! Die Wasserschutzpolizei schießt Sie ab wie einen Hasen in der Prärie.«
    Wiking 5 kam schnell zwischen den Brückenpfeilern hoch und ließ die Fahrrinne eng werden.
    »Die schießen nicht!« schrie Muskitus. »Eine viel zu wackelige Angelegenheit. – Los, ruf sie an: Platz für die ›Felicidad‹!«
    Auf der Kennedybrücke hatte Mauser die ersten Aufnahmen im Kasten. Er sah, daß Wiking 5 dicht herangekommen war; es schien knapp zu werden da unten. Mit füll speed näherte sich das Fluchtboot. Jetzt ließ sich auch erkennen, daß Kommissar Freiberg an Bord war und offenbar von dem Mann am Steuer in Schach gehalten wurde.
    »Los, die sollen abdrehen!« wütete Muskitus und änderte leicht den Kurs. Es war verdammt wenig Platz zwischen Wasserschutzboot und Brückenpfeiler. Seine Hand mit der Pistole griff helfend in das Steuerrad.
    Das war die Chance, auf die Freiberg
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